Ukraine-Konflikt für Dummies

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Euromaidan, EU-Assozierungsvertrag, Klitschko: Die Ukraine war in den letzten Monaten in aller Munde. Fernsehbilder und Netzvideos dokumentierten Polizeigewalt und Großdemonstrationen. Die eigentlichen Interessen der einzelnen Konfliktparteien Russland, EU und Ukraine rückten dabei mehr und mehr in den Hintergrund. Was will wer? Darüber gibt der folgende Beitrag von Jenz Steiner Aufschluss.
Audio
03:01 min, 3531 kB, mp3
mp3, 160 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 14.01.2014 / 15:27

Dateizugriffe: 1596

Klassifizierung

Beitragsart: Kommentar
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Internationales
Entstehung

AutorInnen: Jenz Steiner
Radio: corax, Halle im www
Produktionsdatum: 14.01.2014
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Der aktuelle Ukraine-Konflikt ist sehr komplex.
In den folgenden drei Minuten will ich etwas Klarheit in das Thema bringen.
In der ehemaligen Sowjetrepublik geht um mehr
als pro- oder kontra EU.
Es geht weniger um freie Wahlen oder Rechtsstaatlichkeit.
Es geht um Geopolitik und wenn alle diplomatischen Mittel versagen,
steht dem Land ein regelrechter Handelskrieg bevor.
Doch welche Parteien, welche Positionen und Argumente dominieren den Konflikt?

Schauen wir zunächst auf die Ukraine selbst.
Das Land fährt einen pro-europäischen Kurs.
Das gilt für fast alle politischen Parteien,
egal ob Regierungs- oder Oppositionsparteien.
Nur die kommunistische Partei fällt da etwas aus der Rolle.
Moskau hat im letzten Sommer jedoch seinen diplomatischen Druck erhöht.
Die ukrainische Regierung steckt in der Zwickmühle.
Den nächsten Schritt in Richtung Europa hat sie im November vergeigt.
Janunkowitsch hat den EU-Assoziierungsvertrag nicht unterschrieben.
Sechs Jahre Arbeit, 1000 Seiten Papier und kein Ergebnis.

Doch was will Russland?
Der Regierung Putin schwebt eine Euroasiatische Union, eine eigene Freihandelszone mit der Ukraine, Kasachstan und der Republik Belarus vor. So könnte für beide Länder alles bleiben wie es ist - vorerst.
Was wäre, wenn nicht?
Das hat Russland im August 2013 an der Ukrainischen Grenze über fünf Tage hinweg demonstriert. An den Übergangsstellen ging nichts mehr. Temporär verschärfte Zollregeln sorgten für Millionenverluste bei ukrainischen Unternehmen.

Warum hat Janunkowitsch nicht unterschrieben?
Die Ukraine ist abhängig von Wirtschaftsexporten nach Russland und von Gaslieferungen aus Russland.
Die fehlende Unterschrift unter dem Assoziierungsabkommen schützt das Land vorerst vor einem Zusammenbruch der Industrie, vor einem Währungsverfall und damit vor Massenarbeitslosigkeit und noch stärkeren sozialen Unruhen.
Der Status Quo lässt sich leicht erhalten, wenn Janunkowitsch auf Moskauer Kurs bleibt. Die Vorzüge des EU-Assoziierungsabkommens würden sich erst nach mehreren Jahren bemerkbar machen.

Für die EU ist die Ukraine zuerst Absatzmarkt für eigene Produkte und langfristig ein interessanter Agrar-Standort.
Den EU-Diplomaten sind aber die Hände gebunden, wenn es darum geht, in Russland ein Fürwort die Ukraine einzulegen. Die EU hat aber selbst zuviele Abhängigkeiten und gute Deals mit Russland am laufen, um Russland ersthaft auf die Finger klopfen zu können. Die EU ist demnach mitverantwortlich für die Spannung zwischen Russland und der Ukraine. Die Hoffnung der Ukraine auf großzügige EU-Kredite und Fördermittel kann und will die Europäische Union weder mittelfristig noch langfristig nicht erfüllen. Aus EU-Perspektive ist das Land zwar ein wichtiger geopolitischer Standort, aber trotzdem auch ein Fass ohne Boden, das man nicht stopfen kann.

Kommentare
15.01.2014 / 09:22 Jürgen, bermuda.funk - Freies Radio Rhein-Neckar
verwendet in Sonar vom 14.1.2014
Danke
 
17.01.2014 / 18:15 Gleis16 Redaktion, Radio Unerhört Marburg (RUM)
Wurde in Gleis16 gesendet
Wurde in unserer Freitagsausgabe ausgestrahlt