Musik, die das Thema Geld anspricht

ID 68687
 
Wir hören Musiktitel, die das Thema Geld aufgreifen und dabei verfolgen, wie sich die Einstellung zu Geld über die Jahrzehnte in der Musiklandschaft verändert hat. Denn ‚Geld‘ wurde, je nach Zeitgeist unterschiedlich in der Popularmusik thematisiert.

Anmerkung: es sind 3 Senderkennungen enthalten bei: ca. 10:00, 26:30 42:22 Minuten
Audio
55:59 min, 51 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 05.02.2015 / 19:21

Dateizugriffe: 8

Klassifizierung

Beitragsart:
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Arbeitswelt, Musik
Serie: Arbeitswelt im Wandel
Entstehung

AutorInnen: Karin Bergs
Radio: LoraMuc, München im www
Produktionsdatum: 04.02.2015
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
„Arbeitswelt im Wandel“,

Die heutige Sendung wird etwas beschwingter, passend zur Faschingszeit, nutze ich den Zeitpunkt, meine doch meist trockenen Themen der Arbeitswelt aufzupeppen und mal eine Musiksendung zu machen und ich beschäftige mich mit: "Musik zum Thema Geld". Dazu machen wir eine Zeitreise durch die Musiklandschaft der letzen Jahrzehnte.

Am Mikrophon begleitet Sie die, für diese Sendung verantwortliche Redakteurin Karin Bergs.

Unsere kapitalistische Welt funktioniert über Geld, das zweifelt keiner an. Heute werden wir, Musiktitel hören, die das Thema Geld aufgreifen und dabei verfolgen, wie sich die Einstellung zu Geld über die Jahrzehnte in der Musiklandschaft verändert hat. Denn ‚Geld‘ wurde, je nach Zeitgeist unterschiedlich in der Popularmusik thematisiert.

1930
Beginnen wir mit unserer Zeitreise in den 30 Jahren des letzten Jahrhunderts. Um unseren Lebensunterhalt zu bestreiten brauchen wir Geld, darüber sind wir uns alle im klaren. Aber wir können ein bescheidenes oder ein luxuriöses Leben führen, je nachdem, wie unsere finanziellen Möglichkeiten es erlauben. Berthold Brecht brachte es in seiner 3-Groschen-Oper bereits 1930 mit der Ballade vom angenehmen Leben auf den Punkt: „nur wer im Wohlstand lebt, lebt angenehm!“

01-Einspielung: Brecht 3-Groschen Oper Ballade einfaches Leben

nur wer im Wohlstand lebt, lebt angenehm!

Vorkriegsjahre 1936
Während Bert Brecht Anfang der 30er Jahre noch klar aussprach, dass Wohlstand das Leben angenehm macht, veränderte sich die Sicht darauf gegen Ende des Jahrzehnts. In den Vorkriegsjahren wurde das Geld als überflüssig in der Musik dargestellt. 1936 beteuern die Commedian Harmonists die Unwichtigkeit des Geld, in ihrem Lied ‚ich wollt ich wär ein Huhn‘ und zeigten die totale Verweigerungshaltung zum Thema Geld und Karriere:

02 Einspielung
Ich wollt', ich wär' ein Huhn, ich hätt' nicht viel zu tun,
ich legte vormittags ein Ei und abends wär' ich frei.
Mich lockte auf der Welt kein Ruhm mehr und kein Geld.
Und fände ich das große Los, dann fräße ich es bloß.
Ich brauchte nie mehr ins Büro. Ich wäre dämlich, aber froh.
Ich wollt', ich wär' ein Huhn, ich hätt' nicht viel zu tun,
ich legte täglich nur ein Ei und sonntags auch mal zwei.

kurz vor Beginn des 2. Weltkrieges spitzte sich diese Entstellung zu Geld noch zu. 1939 beteuert Marika Rökk, die quirlige Tänzerin, dass sie keine Millionen zum Glück bräuchte. Ihr würde ‚Musik‘ und Liebe zum Leben reichen. Na wer würde ihr das heute noch glauben?

03 Einspielung Marika Rökk
Ich brauche keine Millionen mir fehlt kein Pfennig zum Glück.
Ich brauche weiter nichts als nur Musik – Musik - Musik.
Ich brauch' kein Schloss nur zum Wohnen kein Auto funkelnd und chic.
Ich brauche weiter nichts als nur Musik – Musik

Kriegsjahre
In den Kriegsjahren zwischen 1939-1945 wurde das Thema Geld in der Musik überhaupt nicht angesprochen. In diesen Jahren hatte die Musik einen völlig anderen Fokus, damals wurden Soldatenlieder, Kampflieder, Marschmusik und hauptsächlich Volkslieder, eben deutsches Liedgut verbreitet. Auch Heimatlieder waren wichtig, sollten sie doch die Soldaten an der Front an zu Hause erinnern. Das änderte sich erst wieder in den Nachkriegsjahren:

Nachkriegsjahre 1949
Das änderte sich erst wieder in den Nachkriegsjahren. Während Marika Rökk 1939 noch beteuert, dass sie keine Millionen bräuchte, sah es in den in den Nachkriegsjahren schon wesentlich düsterer aus: der Kölner Jupp Schmitz sang 1949 den Geld-Noten-Titel: ‚wer soll das bezahlen? Wer hat soviel Geld?‘ Und sprach damit die unerfüllten Konsumwünsche nach den Entbehrungen des 2. Weltkriegs und während der Währungsreform aus. Die Zeiten müssen damals so schlimm gewesen sein, dass sogar die einfachsten Dinge des täglichen Lebens unerschwinglich waren. In diesem Lied geht es beispielsweise nur um die Basics der Kleidung wie Wäsche, Strümpfe und Schuhe, also noch nicht mal Luxusgüter.

04 Einspielung Jupp Schmitz Geldnoten-Titel
Kürzlich, da saß ich solide und brav mit meiner Gattin zu Haus.
Plötzlich, da zog meine Gattin sich aus, wollt mich mit Neuem ergötzen.
Was denn, so dachte ich, das kennst du längst ! Doch was dann kam, das war neu:
Wäsche und Strümpfe und Schuhe dabei ! Da rief ich voller Entsetzen:
Wer soll das bezahlen, Wer hat das bestellt,
Wer hat so viel Pinke-pinke, Wer hat so viel Geld? |

50-er Jahre Amerika
In den 50er Jahren wurde in Amerika der Rock and Roll modern und kam auch rüber nach Deutschland. Im Rock and Roll wurde Arbeit nur so weit thematisiert, wie sie mit Geld verbunden war. Man malochte ein Woche lang, bis zum ‚pay day‘ und sobald man das Geld in der Hand hatte, damals über die Lohntüte, hatte man am Pay Day das Geld natürlich bar in der Hand, war man damit beschäftigt das Geld schnellstens wieder ausgegeben. Das stand einem ja auch zu, schließlich hatte man ja eine Ganze Woche lang wie ein Esel gearbeitet!

05 Einspielung Rock and Roll Pay Day
Tomorrow be payday tomorrow be payday It's gonna be payday in Lowcane gonna take my money to town I worked like a donkey climbed trees like a monkey It's gonna be payday in Lowcane gonna chase all women around Eat black eyed peas and fried banana smoke big cigar from Havana I'll be king of Louisiana son of a gun I'll find me a sweet little honey we'll make love till it ain't funny Have big time till all of my money's gone Tomorrow be payday tomorrow be payday It's gonna be payday in Lowcane gonna take my money to town Gonna chase all women around [ guitar ] Eat black eyed peas... Gonna take my money to town gonna chase all women around

Ganz zaghaft kamen Bedürfnisse nach Luxus auf und wurden in der Musik besungen. In dem Film ‚High Society‘ in Deutsch die oberen Zehntausend, wurde das Luxusleben der Superreichen dargestellt. In diesem Film verirren sich zwei bürgerliche Journalisten in einem amerikanischen Luxushaushalt und werden von dem ganzen Überfluss überwältigt. Allerdings entscheiden sich beide noch, auf dies alles verzichten zu können. Wer will schon in Champagner baden, oder wer braucht einen Marmor Swimmig Pool zum glücklich sein? Frank Sinatra mit Who Wants to be a Millionaire

06 Frank Sinatra - Who Wants to be a Millionaire
Who wants to wallow in champagne? I don't Who wants a supersonic plane? I don't
Who wants a private landing feel through? I don't And I don't 'cause all I want is you

Who wants to be a millionaire? I don't Who wants uranium to spare? I don't
Who wants to journey on a gigantic yacht? Do I want a yacht? Oh, how I do not

Who wants a fancy foreign car? I don't Who wants to tire of caviar?
Who wants a marble swimming pool too? I don't And I don't 'cause all I want is you


Ca. 10:00 Minuten Lora Jingle
Man muss dafür sorgen, dass der Gegensatz der Reichen und Armen sich möglichst ausgleicht- Aristoteles


60er Nachkriegsoptimismus

Wir sind bei Arbeitswelt im Wandel heute mit Musik zum Thema Geld‘. Wir machen eine Zeitreise durch die Jahrzehnte der Musiklanschaft, die sich mit dem Thema Geld beschäftigt. Zuletzt waren wir in den 50ern des letzten Jahrhunderts. Bis dahin wurde das Geld noch eher abgelehnt. Glück wurde nicht über Geld definiert.

Aber, die Zeiten ändern sich: In den 1960ern folgten in Deutschland die Jahre des Wirtschaftswunders und des Aufschwungs. Die Bundesrepublik avanciert nach den USA zur zweitstärksten Wirtschaftsnation der Welt. Arbeit gibt es im Überfluss. In den wirtschaftlich starken Regionen Deutschlands war nahezu jeder Erwerbstätige in Brot und Arbeit. Soziale Marktwirtschaft, Währungsreform und Marshallplan setzten die Kräfte für einen wirtschaftlichen Wiederaufstieg frei. Es liegt nahe, dass diese Themen nun auch in der Musik abgebildet werden. Furore machte 1960 der Konjunktur Cha-Cha von Hazy Osterwald:

07 Einspielung Konjunktur Cha-Cha

Geh' n sie mit, Geh' n sie mit Geh' n sie mit, Geh' n sie mit
Geh' n sie mit der Konjunktur, Geh' n sie mit, Geh' n sie mit
Geh' n sie mit auf diese Tour Geh' n sie mit Geh' n sie mit
Nehm' n sie sich ihr Teil sonst schäm' sie sich und später geh 'n sie nicht zum großen Festbankett
Geh' n sie mit der Konjunktur, Geh' n sie mit,
Geh' n sie mit Geh' n sie mit auf diese Tour
Geh' n sie mit Geh' n sie mitseh' n sie doch die andern steh' n schon dort
und nehm' n die Creme schon fort beim großen Festbankett
Man ist was man ist nicht durch den inneren Wert den kriegt man gratis,
wenn man Straßenkreuzer fährt man tut was man tut nur aus dem Selbsterhaltungstrieb
denn man hat sich nur selber lieb. Drum: Geh' n sie mit der Konjunktur,
Geh' n sie mit, Geh' n sie mit Geh' n sie mit auf diese Tour Geh' n sie mit Geh' n sie mit
Holen sie sich ihre Kohlen wieder Krupp von Bohlen aus dem großen Weltgeschäft.

Bei diesen beschwingten Rhythmen möchte man gleich mittanzen ...

1968
Die Wirtschaft hat zwar in den 60ern gebrummt, aber natürlich konnten nicht alle Wünsche erfüllt werden und genau dies kam über das Musical Anatevka 1968 zum Ausdruck: In Anatevka wird Armut und Entbehrung dargestellt und es wird deutlich ausgesprochen, wie schön es wäre und was man alles tun könnte, „Wenn ich einmal reich wär‘“. Man könnte ein Häuschen bauen, hätte man viel Zeit seinen Hobbys nachzugehen, lässt sich die feinsten Delikatessen servieren, hat Personal und das wird dann natürlich schikaniert.

08 Einspielung Anatevka
ich scheucht das Personal bei Tag und Nacht.
Ich hätte Zeit für meine Hobbys,
hier speziell zum Beten und oft in die Synagoge gehen, mit Gelehrten diskutieren
Und Mein Weib stolziert herum aufgedonnert wie ein Pfau.
Die feinsten Delikatessen läßt sie sich servieren


1972
wir kommen in die 70er Jahre. Wieder thematisiert ein Musical Geld: Cabaret. Geld bekommt nun eine neue Bedeutung, und zwar die, dass Geld die Welt am laufen hält. Money makes the world go around. Und weit vor der Einführung des Euro, werden die damaligen Wirtschaftsmächte über ihre Währungen benannt: Mark Yen, Dollar und Pfund. A mark, a yen, a buck, or a pound, Is all that makes the world go around und man freut sich über den clinking, clanking sound, also das Geklimper der Münzen.

09 Einspielung Cabaret
Money makes the world go around It makes the world go 'round.

A mark, a yen, a buck, or a pound A buck or a pound A buck or a pound
Is all that makes the world go around,
That clinking clanking sound Can make the world go 'round.


1973 Pink Floyd Money
Pink Floyd macht sich in „Money“ 1973, über die Allmacht des Geldes lustig: Am Anfang des blueslastigen, Songs klimpern Münzen und klingeln Registrierkassen, was ausdrücken soll, wie schnell Geld flüchtig ist. Kaum hat man es verdient, ist es schon wieder weg. Im gesungenen Part folgen dann Passagen, was man mit Geld machen sollte: Man sollte das Geld möglichst gerecht verteilen, aber auf gar keinen Fall etwas vom eigenen Kuchen wegnehmen: ‚Share it fairly, But don't take a slice of my pie!‘ ist die Parole von Pink Floyd. Und eine wichtige Anmerkung: Geld ist heute die Wurzel allen Übels: ‚Is the root of all evil today‘.

10 Einspielung Pink Floyd Money
Money Get away - You get a good job with good pay and you're okay
Money It's a gas - Grab that cash with both hands and make a stash
New car, caviar, four star daydream - Think I'll buy me a football team

Money Well, get back I'm all right Jack - Keep your hands off of my stack Money

1976 Abba
In den 70ern werden die Zeiten langsam schwieriger. Geld verdienen ist nicht so einfach, wie man es gerne hätte und genau dies bringt Abba über den Titel ‚Money Money‘ 1976 auf den Tisch: Obwohl man Tag und Nacht arbeitet, bleibt vom Geld nichts übrig, nicht mal ein ‚single penny left for me‘. Also überlegt man sich Alternativen: An Geld kommt man am schnellsten ran, wenn man sich einen Reichen Menschen angelt. Und in seinen Träumen schmiedet man Pläne wie es wäre ‚if I got me a wealthy man‘. Money von Abba glorifiziert die Welt der Reichen und Schönen, ‚a rich mans world‘.

11 Abba Money Money
I work all night I work all day to pay the bills I have to pay - ain't it sad
and still there never seems to be a single penny left for me - that's too bad
in my dreams - I have a plan - if I got me a wealthy man
I wouldn't have to work at all I'd fool around and have a ball

Money money money - must be funny
in the rich man's world - money money money
always sunny - in the rich man's world

1970er Deutsche Lieder
Nun, das waren jetzt alles englische Songs, aber es gab in den 70ern durchaus auch deutsche Titel die Geld, bzw. die Abwesenheit von Geld thematisierten. Uns allen aus der Seele spricht Gunter Gabriel 1974 wenn er zu seinem Chef geht und um eine Gehaltserhöhung anfragt. Natürlich macht er das nicht so, wie man es heute von irgendwelchen Gehalts Coaches lernt, also die Erfolge betiteln, dabei den Eigenanteil quantifizieren, Arbeitsleistung hervorheben, die Vorteile für die Firma aufzeigen, und was man da noch so alles erzählen könnte. In diesem Lied fordert Bruno Wolf, der bereits seit 15 Jahren in der Firma arbeitet ganz platt: Hey boss, ich brauch mehr Geld! Aber er erklärt seinem Boss auch warum: das Geld reicht hinten und vorne nicht aus und viel zu lange schon lebt die Familie von der Hand in Mund.

12 Gunter Gabriel – Hey Boss ich brauch mehr Geld
Hey, hey, hey! Hey! Hey! Hey! Hey! Hey! Hey Boss, ich brauche mehr Geld!

Wer Sorgen hat, so viel wie ich, der trinkt auch mal ein Bier
und kommt am Abend spät nach Haus' Und wenn man nicht viel Geld hat,
dann sind schnell die Taschen leer und deshalb ist bei mir der Ofen aus.
Grad darum hat sich meine Frau bestimmt auch so verkühlt
Aus diesem Grund bin ich jetzt hier, auch wenn's Ihnen nicht gefällt

Hey! Hey! Hey Boss, ich brauche mehr Geld!


1980
Wir kommen in die 1980er Jahre. Der Aspekt Geld bekommt in der Musik eine neue Bedeutung, nun wird für Geld und Karriere gearbeitet und sogar Frauen strapazieren diese Thematik in ihren Songs. So singt Dolly Parton 1980 in ihrem ‘9 to 5 and odd jobs’, ein ganzes Ablum, das sich mit Arbeit befasst,
Working girl wurde von mehreren Zeitgenossinnen in den 80ern aufgegriffen, z. B. Cher, Helen Schneider und Thelma Housten haben dies besungen, wobei sie erzählen, wie stressig es doch ist, alles unter einen Hut zu bringen, ohne dabei selbst unter die Räder zu kommen

13 Helen Schneider working girl
Come Monday morning - You see her waitin' - On the street for her ride
In an hour she'll be working - In a tower made of steel in the sky
She's just a pawn in the struggle - In a never-ending fight to survive
Mama had to play someone else's game - You learn to keep it inside
Working girl, livin' in a man's world - Working girl, you gotta take a stand girl



1983
Donna Summer setzt 1983 im Disco Sound mit ‚she works hard fort the money‘ noch einen drauf: Hier geht es um eine Frau, die gleich mehrere Jobs parallel machen muss, um einmal leben zu können: Reinigungskraft, Kellnerin und Schneiderin. In USA schon in den 1980ern Realität, die auch ausgesprochen wurde, zumindest über in der Musik. Überstehen kann man diesen Überlebenskampf nur, wenn man Träume hat. Die Protagonistin träumt davon, eine erfolgreiche Balletttänzerin zu sein.

14 Einspielung Donna Summer She works hard for the money
She works hard for the money - So hard for it, honey
She works hard for the money - So you better treat her right

She works hard for the money - So hard for it, honey
She works hard for the money - So you better treat her right


ca. 26:30 Minuten Lora Förderverein Jingle
Vermögen besitzt nur, wer es in Gebrauch nimmt - Aristoteles


1982
Wir sind bei Arbeitswelt im Wandel, heute betrachten wir die Musiklandschaft über die Jahrzehnte, die das Thema Geld in ihren Titeln aufgreift. Wir sind in den 1980ern. In Deutschland sah die Musikszene anders aus als in Amerika. Nach 1982 kam der Aufschwung. Ärmel hochkrempeln und anpacken war angesagt. Geier Sturzflug sprang 1983 auf die Welle der Helmut Kohl Regierung auf, um die Wirtschaft anzukurbeln: denn "jetzt wird wieder in die Hände gespuckt. Wir steigern das Bruttosozialprodukt“

15 Einspielung Geier Sturzflug Bruttosozialprodukt
Wenn sich Opa am Sonntag auf sein Fahrrad schwingt
und heimlich in die Fabrik eindringt,
dann hat Oma Angst, dass er zusammenbricht,
denn Opa macht heute wieder Sonderschicht,
ja, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt.
Wir steigern das Bruttosozialprodukt,
ja, ja, ja, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt.

Kriminelle Musik in den 80ern
In den 80ern gab es aber in Deutschland auch noch eine ganz andere Welle der Musik: plötzlich wird Kriminalität thematisierte. Was könnte man alles machen um an Geld zu kommen, oder was würde man nicht alles tun, damit man an Geld kommt? Diese Überlegung bringt die Erste Allgemeine Verunsicherung 1986 dazu, einfach mal einen Ba-Ba-Banküberfall als Mittel, gegen das Loch in der Haushaltskasse zu empfehlen.

16 Einspielung EAV Ba ba Banküberfall
Ba Ba Banküberfall, Ba Ba Banküberfall.
Ba Ba Banküberfall, das Böse ist immer und überall.
Auf meinem Kopf einen Strumpf vom Palmers
Steh ich vor der Bank und sage "Überfall ma's!"
Mit dem Finger im Mantel statt einer Puffn
Ich kann kein Blut sehen, darum muß ich bluffen.
Ich schrei "Hände hoch! Das ist ein Überfall!
Und seid ihr nicht willig, dann gibt es Krawall!"
Eine Oma dreht sich um und sagt "Junger Mann!
Stell'n Sie sich gefälligst hinten an!"
Ba Ba Banküberfall, Ba Ba Banküberfall.

Reihnard Fendrich geht da 1988 mit seinem Tango Korrupti viel rafinierter vor: Im mitreissenden Tango Rhythmus werden Tipps für Staatsanwaltschaft und gegen die Steuerfahndung gegeben: Dem Staatsanwalt wird empfohlen ein paar Akten verschwinden zu lassen, und die Steuerfahndung wird nichts finden, denn alle Unterlagen sind längst auf den Bahamas: Um an Projekte zu kommen gibt es Tipps: Durch Spenden, kommt man, an Großprojekte. Und wenn jemand auf die Delikte drauf kommt, dann regelt man das über einen Anwalt, – so einfach gestaltet sich das Geschäftsleben in den 80ern.

17 Einspielung Fendrich Tango Korrupti
Tango Korrupti wenn einer draufkommt und entpuppt di

nimmst du dir einfach einen Anwalt der was kann halt - und bist schwuppti-wupp davon.
Auch wenn die Steuerfahndung stöbert es gibt nichts - was den Blutdruck hebet
denn alles was ma hab'n des hamma sowieso scho auf d'Bahamas.
Tango Korrupti wenn einer draufkommt und entpuppt di

Es sprach ein fetter Wirtschaftsbonze: Schau'n sie des Ganze mein lieber Staatsanwalt
war doch nur eine Bagatelle so auf die Schnelle a paar Millionen halt.
Ich habe Geld wie Würfelzucker sie bleib'n ein Schlucker
mit ihrem Staatsgehalt sie sollten sich einmal was leisten
so wie die meisten vielleicht an Porsche bald?
Dafür verschwinden ein paar Akten auch die Fotos mit der Nackten
und dann singen wir gemeinsam eine kleine Melodie: Tango Korrupti
wenn einer draufkommt und entpuppt di
...

Und gleich noch ein Banküberfall. Die Gruppe PUR besingt 1988 in einer Acapella Version die D-Mark. Es wird vor gar nichts mehr zurückgeschreckt, was Geld bringt. Jeder Auftrag wird angenommen um an Geld zu kommen – egal, wie legal. Ohne darüber nachzudenken wird sogar der Rhein vergiftet, weil irgendwelche stinkende Chemie abgelassen wird.

18 Einspielung Pur D-Mark
D-Mark Mark, D-Mark Mark Geliebte D-Mark du machst uns zahlungsstark.
Geliebte D-Mark sind die Taschen leer dann musst du her.
Geliebte D-Mark Mark, D-Mark Mark.
Er geht in die Bank. Pistole in der Hand. Er sagt vielen Dank und rennt los mit seiner vielen vielen D-Mark Mark D-Mark
Geliebte D-Mark Mark sind die Taschen leer dann musst du her
Geliebte D-Mark Mark D-Marke Mark

Gab es auf der einen Seite die Musiktexte, die sich mit der illegalen Beschaffung von Geld auseinandersetzten, so gab es auch die besinnlichen Titel. Im Refrain von Paula, wird bedauert, wie traurig es sei, dass das einzige was auf dieser Welt zählt, das Geld ist. Allerdings wird angezweifelt, ob Geld wirklich alles ist. Paula von Haindling war die Titelmusik der Fernsehserie ‚zur Freiheit, die 1987-1988 ausgestrahlt wurde. ‚Zur Freiheit‘ war der Name einer heruntergekommenen Wirtschaft im Schlachthof München. Paula, pachtet dieses Gasthaus und in jeder Fernsehfolge werden Geschichten aus dem ‚Bauch von München‘ erzählt.

19 Haindling Paula
Paula, oh Paula, mir fang mer jedn Tag vo vorn o
und des Oanzige wos zählt auf dera Welt is a Geld
Paula, Paula, es is zwar traurig aber es is woahr
des Oanzige wos wirklich zählt auf dera Welt für di is Geld
Es muaß zwar no wos anders gebm, auf dera Welt
irgend wos, wos no viel schener is, als ganz viel Geld
Doch wenn mer jemand frogt, wos wuist Glück oder Geld
dann gibt's für eahm nur oans, nur oans wos wirklich zählt
Paula, oh Paula, mir fang mer jedn Tag vo vorn o
und des Oanzige wos zählt auf dera Welt is a Geld
Paula, Paula, es is zwar traurig aber es is woahr
des Oanzige wos wirklich zählt auf dera Welt für di is Geld


1990
Wir kommen in die 90er. Arbeit macht keinen Spaß, das haben wir bereits in den 80ern gemerkt. Aber jetzt in den 90ern wird man faul. Die Gedanken, eine Bank zu knacken gibt es zwar immer noch, aber auch dazu ist man zu faul und auch zu feig. Denn erstes ist das gefährlich, außerdem ist man ja eigentlich ehrlich und in den Knast will man sowieso nicht. Bleibt nur noch die reiche Witwe, nun das kennen wir schon von Abba bei Money Money, aber seinen Körper verkaufen um an Geld zu kommen, nun das gefällt auch nicht besonders. Aber, man wäre doch so gerne Millionär, denn dann wäre das Konto niemals leer! – bloß wie? Bleibt nur übrig, dass man Popstar wird. Das erzählen die Prinzen 1991 mit: ich wär so gerne Millionär.

20 Die Prinzen Millionär 1991

Auch Udo Lindenberg wäre 1991 gerne im Club der Millionäre. Aber, da kommt man nicht so einfach rein. Das kennen wir ja schon von den Prinzen. Um da rein zu kommen mus man Erfinder, Schwerverbrecher, Lottogewinner oder Erbschleicher sein. Mehr Möglichkeiten sind nicht drin, um in diesen Club zu kommen. Im Club der Millionäre würde man dann den ganzen Tag mit Champagnerkorken knallen und teure Frauen mit Schaumwein bespritzen. Erinnern wir uns kurz nochmal an Frank Sinatra, der in den 50ern mit seiner Partnerin noch nicht in Champagner baden wollte! Allerdings zweifelt Udo Lindenberg dann selbst, ob die Mädels ihn, oder nur sein Geld nett fänden.

21 Udo Lindenberg Club der Millionäre
Ach wie gerne wäre ich im Club der Millionäre doch da kommt man nicht so ohne weit're rein
da muß man schon Erfinder oder Schwerverbrecher sein. Ach wie gerne wäre ich im Club der Millionäre
oder Erbschleicher vielleicht oder'n Lottogewinn. Mehr Möglichkeiten sind da nicht drin.

Das einzige Problemchen das ich vielleicht dann hätt'
Finden die Mädels wirklich mich oder meine Kohle nett?



Kult in der Wendezeit. Zwischen 1989 und 1992 läuft im Fernseher des Satire-Kasperletheater Hurra Deutschland. Jetzt wird abgezockt und ausgepresst.
In dieser Politsatire karikieren Gummipuppen aktuelle Ereignisse von Politikern und Stars in kurzen Sketchen. Bei Diäten geht es um unsere armen Politiker, die meinen, nicht genug Geld für ihr gesellschaftliches Engagement zu bekommen.

22 Einspielung Hurra Deutschland Diäten


ca. 42:22 Minuten Lora Jingle
Goethe Ein Mensch ohne Geld ist halb krank


Wir hören Arbeitswelt im Wandel, und beschäftigen uns heute mit der Musiklandschaft, die das Thema Geld in ihren Titeln aufgreift. Dabei betrachten wir die Änderungen der Einstellung zum Geld über die Jahrzehnte. Wir kommen zur Jahrtausendwende.

Jahrtausendwende
Nun sind wir in der Gerhard Schröder Regierung angekommen. Nach der Wiederwahl zum Bundeskanzler 2002 folgte eine Zeit, in der Schröder erneut konfliktreiche Reformvorhaben anstößt. So war die Agenda 2010, im Jahr 2003 das größte und wichtigste Projekt seiner Kanzlerschaft. Es verwundert nicht weiter, dass die Gerhard Schröder Regierung auch in der Musik abgebildet wird. Der Steuersong-Las Kanzlern karikiert dieses Zeit und natürlich geht es dabei auch um Geld. Die Steuern werden erhöht, auch wenn es den Menschen nicht passt, sie können es nicht ändern. Einen Kanzler kann man nicht so ohne weiteres feuern, denn gewählt ist gewählt.


23 Einspielung Steuersong-Las Kanzlern


Hundesteuer, Tabaksteuer, KFZ- und Ökosteuer,
Habt ihr echt geglaubt mehr kommt nicht?
Umsatz- und Getränkesteuer machen zwar das Bierchen teuer,
Doch das ist mir noch zu wenig...

Denn erst habt ihr mich gewählt, und jetzt habt ihr den Salat:
Ich bin nochmal 'n paar Jahre euer Kanzler!
Was'se heute kannst versprechen darfste morgen wieder brechen,
Und drum hol' ich mir jetzt jeden einzelnen Geldschein,
Euer Pulver, eure Kohle, euer Sparschwein...

Ich erhöh' euch die Steuern,
Gewählt ist gewählt, ihr könnt mich jetzt nicht mehr feuern,
Das ist ja das Geile an der Demokratie. Ich greif euch tief in die Tasche,
Jeder von euch Spackos bunkert irgendwo noch Asche
Und die hol ich mir, die find ich schon, egal wo sie liegt.
Ich zieh euch aus, yeah, ihr Flaschen,
Ihr werdet euch noch wundern, denn ich weiß zu überraschen - BUH!
Keine Steuer, die es für mich nicht gibt...

Hahaha
Wie wärs denn ma' mit 'ner Schlechtwetter-Steuer?
Das gäb satt Schotter, nech? Oder 'ne Haarfärbe-Steuer. Ah ne, besser nich...

In Amerika werden dagegen Missstände angesprochen, die durch Geld ausgelöst werden: So bedauert Anti Flag 2006, eine rebellische Politpunk-Band, die Allmacht des Geldes. Anti-Flag zeigt in ihren Texten eine antikapitalistische Haltung, beispielsweise, welche zerstörende Wirkung mit one Trillion Dollars ausgelöst werden kann. Dabei wird auch eine pazifistische Haltung eingenommen: Mit Geld kann man fast alles kaufen, Drogen, Waffen und man kann zerstörerische Kriege führen. Das Geld wird im Irak und ich Afrika verschwendet, aber es kümmert sich keiner darum, dass dabei eine Menge Menschen sterben werden.


24 Einspielung Anti-Flag one Trillion Dollars
One trillion dollars could buy a heart, a soul
One trillion dollars buying nations - all the world
One trillion dollars to make the fat lady sing
One trillion dollars, what a bullshit useless thing!
Woah oh oh, woah oh, woah oh oh oh,
Fuck the world, a lot of people gotta die tonight
Woah oh oh, woah oh, woah oh oh oh,
Fuck the world, a lot of people gotta die tonight
Woah oh oh, woah oh, woah oh oh oh,
Shit loads of money spent will show us wrong from right
Fuck the world
Fuck 'em all

Wir kommen ins Jahr 2010. In seinem Song I need a Dollar erzählt Aloe Blacc eine etwas andere Geschichte über den amerikanischem Traum: Er beschreibt die harte Realität was passiert, wenn man seinen Job verliert und dadurch völlig mittellos wird, weil man KEIN Geld mehr hat. Am Ende bleibt einem nichts anderes übrig, als andere Menschen um einzelne Dollar anzuschnorren. Dieses Lied gefiel in Deutschland in Gewerkschaftskreisen so gut, dass es sogar in der IG-Metall Zeitung vom Januar 2011 als SONG DES MONATS mit übersetztem Text abgedruckt wurde. Sozialkritik im Soul Rhythmus.

25 Einspielung Aloe Blancc I need a Dollar
I had a job but the boss man let me go
He said I'm sorry but I won't be needing your help no more
I said Please mister boss man I need this job more than you know
But he gave me my last paycheck and he sent me on out the door

Well I need a dollar dollar, a dollar that's what I need
hey hey Said I need a dollar dollar, a dollar that's what I need
hey hey And I need a dollar dollar, a dollar that's what I need
And if I share with you my story would you share your dollar with me
Well i don't know if i'm walking on solid ground
Cause everything around me is crumbling down
And all I want is for someone to help me


Vom Soul zum Reggea im Wechsel mit Rapp: Travie Maccoy mit Bruno Mars träumen 2010 davon Billionäre zu sein und malen sich aus, wie die so wären, wenn man Billionen hätte. Allerdings wird nur geträumt, was man sich alles kaufen könnte und was man tun könnte. Niemand würde mehr hungern und jeden, den man liebt, dem würde man ein paar Scheinchen abgeben. Idealistierte Träume, aber Ideen, wie man das realisieren könnte gibt es keine.


26 Einspielung Billionaire Travie Maccoy mit Bruno Mars
(Travie McCoy)
I be playing basketball with the president.
Dunking on his delegates.
Then I compliment on his political etiquette.

Toss a couple milli in the air just for the heck of it
But keep the fives, twentys, tens, and bens completely separate
And yeah I'll(?) be in a whole new tax bracket
We in recession but let me take a crack at it
I'll probably take whatevers left and just split it up
So everybody that I love can have a couple bucks
And not a single tummy around me would know what hungry was
Eating good sleeping soundly
I know we all have a similar dream
Go in your pocket pull out your wallet
And put it in the air and sing

(Bruno Mars)
I wanna be a billionaire so fucking bad
Buy all of the things I never had
Uh, I wanna be on the cover of Forbes magazine
Smiling next to Oprah and the Queen
Oh everytime I close my eyes I see my name in shining lights.
Yeah a different city every night oh I swear the world better prepare for