Magnon und Venus in Ruhrstadt

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In Erfurt findet zur Zeit eine Veranstaltungsreihe mit dem Titel "Utopie und Revolution" statt. Diese Veranstaltungsreihe wird organisiert vom Bildungskollektiv und das Bildungskollektiv will in dieser Veranstaltungsreihe über die Bedeutung und das gesellschaftskritische Potential von Utopien diskutieren. Morgen Abend findet der zweite Vortrag dieser Veranstaltungsreihe statt - Clemens Bach wird da um 20:00 Uhr in der Lasallestraße 50 einen Vortrag halten. Dieser Vortrag trägt den Titel "Magnon und Venus in Ruhrstadt" und er wird in diesem Vortrag drei aktuelle Science-Fiction-Romane vorstellen und dazu verschiedene Thesen zur Diskussion stellen. Wir haben heute Vormittag mit Clemens Bach gesprochen. Da wir vermutet haben, dass insgesamt heutzutage kaum über Utopien gesprochen wird, haben wir Clemens Bach zunächst nach dem Stand der Utopie in der Literatur gefragt.

Der Vortrag "Magnon und Venus in Ruhrstadt - Die aufgehobene Utopie im Modus aktueller literarischer Eutopien" findet am Donnerstag den 22.10.2015 um 20:00 Uhr in der [L50] (Lasallestraße 50, Hinterhaus) statt. Weitere Infos zur Veranstaltungsreihe unter: http://biko.arranca.de
Audio
12:18 min, 20 MB, mp3
mp3, 224 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 21.10.2015 / 13:22

Dateizugriffe: 618

Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Kultur
Entstehung

AutorInnen: Tagesaktuelle Redaktion
Radio: corax, Halle im www
Produktionsdatum: 21.10.2015
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
MAGNON UND VENUS IN RUHRSTADT

Die aufgehobene Utopie im Modus aktueller literarischer Eutopien

Vortrag und Diskussion mit Clemens Bach

Die mittlerweile unüberschaubare Anzahl von literarischen Utopien und deren fast gleichzeitig auftretende Mehrwertsteigerung in Form von hochfinanzierten Film- und Serienproduktionen lassen kaum die Vermutung aufkommen, es handele sich bei den gegenwärtig in Wort und Bild geronnenen Utopien um eine kritische Reflexion auf gesellschaftliche Verhältnisse. Die Lektüre der Ästhetischen Theorie Adornos von 1970 zeichnet die Utopie vor allem durch ihren trostspendenden, affirmativen und scheinhaften Charakter aus.

Doch schon etymologisch ist dem Begriff der Utopie nicht einfach zu begegnen. Dem Wort Utopie lassen sich alltagssprachlich auch die Bedeutungen von Dystopie und Eutopie zuordnen (griech. dys/schlecht, eu/gut). Die Geschichte solcher literarischen guten bzw. schlechten Nicht-Orte nimmt den Platz unzähliger Publikationen ein und wurde dementsprechend auch gesellschaftstheoretisch interpretiert; das betrifft vor allem die Rolle gesellschaftlicher Dystopien. Gegenwärtige literarische Eutopien dagegen sind immer seltener anzutreffen und taugen, da ihre Intentionen und ihre ästhetischen Formen zumeist die schlechte empirische gesellschaftliche Realität verdrängen, kaum zu kritischen Reflexionen in Bezug auf gesellschaftliche Verhältnisse. Ausgehend von dem Begriff der Utopie in der Ästhetischen Theorie Adornos will der Vortrag einige Überlegungen über die mögliche kritische Funktion gegenwärtig literarischer Eutopien präsentieren und diskutieren. Die Darstellung und der Vergleich der Romane Planet Magnon (Leif Randt), Venus siegt (Dietmar Dath) und Anarchie in Ruhrstadt (Jörg Albrecht) stellen den Schwerpunkt des Vortrags dar. Alle drei Bücher vereint die literarische Darstellung einer Eutopie, die im Verlauf der Handlung den Schein ihrer Unfehlbarkeit verliert und damit nicht nur auf ihr eigenes Medium und ihre Gattung, sondern auch auf eine dem Leser nicht unbekannte Realität reflektiert. Der Vortrag will mit einigen Thesen schließen und diese auch mit dem Publikum gemeinsam diskutieren.