Empörung über Petry ist heuchlerisch... [Kommentar]

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Ein Kommentar zu den empörten Reaktionen auf die Forderung der AfD Vorsitzenden Petry als Ultima Ratio Schusswaffen gegen Flüchtlinge einzusetzen. Der Kommentar setzt die Empörung in den Kontext der herrschenden deutschen (Flüchtlings-) Politik und deren Konsequenzen.
Audio
03:17 min, 3072 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 01.02.2016 / 12:47

Dateizugriffe: 47

Klassifizierung

Beitragsart: Kommentar
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Internationales, Wirtschaft/Soziales
Serie: MoRa3X
Entstehung

AutorInnen: Fabian
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 01.02.2016
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Empörung über Petry ist heuchlerisch... [Kommentar]

Die AfD-Vorsitzende Frauke Petry hat als Ultima Ratio den Einsatz von Schusswaffen gegen Flüchtlinge an der deutschen Grenze gefordert. Wenn diese sich nicht anders stoppen ließen. Die Empörung über die Äußerung ist groß. - Das ist gut so.

Aber ist die Empörung auch ehrlich?

- Nein!

Frauke Petrys Problem: Sie hat moderne deutsche Politik nicht verstanden. Kann man es wirklich deutschen Polizisten zumuten, auf wehrlose Menschen zu schießen?

- Nein, natürlich nicht.

Man sorgt lieber dafür, dass die Festung Europa so ausgebaut wird, dass die Menschen im Mittelmeer ersaufen. - Eine ganz saubere Sache. Da muss kein deutscher Polizist sich die Hände schmutzig machen.

Oder man lässt deutsche Rüstungsfirmen Waffen munter in alle Welt liefern. Waffen verbleiben meist nicht an einem Ort, sie wandern in unkontrollierbare Hände. Diese Hände sind es dann, die die Menschen erschießen, nicht deutsche Polizisten mit ihren unschuldigen Händen. Mit den mordenden fremden Händen haben Deutschland und Deutsche absolut gar nichts zu tun.

Wolfgang Thierse sprach davon, dass die Petry-Äußerung zeige, zu welch entmenschlichter Politik die AfD bereit wäre, wenn sie an die Macht käme.

- Auch das ist unehrlich: Entmenschlichte Politik ist nämlich keine schreckliche Zukunftsvision der AfD, sondern Realität.

Flüchtlinge an der Grenze erschießen wäre ein Verbrechen. Aber es würde deutsche Polizisten direkt mit den Folgen ihres Handelns konfrontieren. Sie müssten leidende, sterbende Menschen sehen, könnten eventuell nicht schlafen. Diese Politik könnte also zutiefst menschliche Gefühle zur Konsequenz haben. - Schrecklich unmodern das Ganze!

Moderne Politik regelt es mit Unterschriften auf ein bißchen Papier, dass Frauen und Kinder den syrischen Flüchtlingen nicht folgen dürfen und stattdessen im Krieg sterben. Angucken muss man dabei die Menschen nicht. - Moderne Politik lässt andere machen. Lässt Erdogan ungestört KurdInnen ermorden, wenn er im Gegenzug verhindert, dass Flüchtlinge nach Deutschland kommen. Hier kann man Distanz bewahren: zu den ermordeten KurdInnen, zu den Flüchtlingen, die weit weg von Deutschland aufgehalten werden, zu denen, die im Elend verrecken, weil ihre Länder angeblich "sicher" sind, zu den Opfern deutscher Waffen und auch zu denen, deren Existenzgrundlage unser Wirtschaftssytem durch Überfischung, Übeschwemmung der Märkte durch unsere Produkte etc. geraubt hat.

Das ist moderne, entmenschlichte Politik. Deutschland hatte schon immer etwas für „saubere Lösungen“ übrig. Petrys Vorschlag wäre keine "saubere Lösung".

Kommentare
01.02.2016 / 20:31 coloradio, coloRadio, Dresden
gesendet im montagsmagazin
danke