"Aus neutraler Sicht" von Albert Jörimann - Hintergründe Vordergründe

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Man weiß, dass hinter dem einen immer ein anderes steht, das heißt, die erwachsenen Menschen wissen dies, also jene, welche den Ausbau des Denkapparates erfolgreich abgeschlossen haben. Die Hauptbeschäftigung des modernen Menschen ist es, den Dingen auf den Grund zu gehen, hinter die Erscheinungen zu linsen, die Welt so zu verstehen, wie sie ist und nicht so, wie sie sich gibt. Aber gerade dieses Streben nach Wahrheit führt zu massiven Verwirrungen und Verwerfungen.
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10:44 min, 25 MB, mp3
mp3, 320 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 12.07.2016 / 16:29

Dateizugriffe: 2201

Klassifizierung

Beitragsart: Kommentar
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Wirtschaft/Soziales
Entstehung

AutorInnen: Albert Jörimann
Radio: Radio F.R.E.I., Erfurt im www
Produktionsdatum: 12.07.2016
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Schließlich sind wir alle keineswegs jene Realitätsforscher, die wir gerne wären, sondern wir sind auf die Zuträgerarbeiten unserer wissenschaftlichen Dienste angewiesen. In der Regel handelt es sich dabei um irgendwelche Medien, von der Tagesschau am Fernsehen bis hin zu wohl sortierten Bibliotheken. Die TV-Nachrichten, die Newsportale und die Zeitungen befinden sich seit Jahren in einem Wettbewerb um möglichst schnelle Informationen, was in direktem Gegensatz steht zu möglichst fundierten Informationen; soviel wissen wir alle unterdessen, und hierin sind sich auch alle Redaktionen vollständig einig und klagen über die Schwierigkeiten, die beiden Dimensionen auf eine Reihe zu kriegen, und diese Klagen werden nicht aufhören, denn es geht ja einfach nicht. Trotzdem versuchen die Informationsvermittlungsanstalten, hinter ihre Newsticker jeweils auch Hintergrundwissen zu stellen, zum Beispiel zu den Ermittlungs- und Strafverfahren im Zu­sam­men­hang mit den sexuellen Übergriffen am Silvester bzw. Neujahr in Köln, Hamburg und anderswo. In einer Web-Ausgabe der ARD-Tagesthemen äußert sich zum Beispiel eine Journalistin über die Schwie­rigkeiten bei der Abklärung der entsprechenden Strafverhalte in Hamburg, insbesondere deshalb, weil sich die Opfer bei der konkreten Schuldzuweisung nicht mit letzter Gewissheit sicher seien. Wenn man sich ihre Lage vergegenwärtigt, kann man das gut verstehen, und man versteht auch, dass die Justiz in solchen Fällen nicht besonders weit kommt, da auch andere Beweismittel wie Fotos, Videos oder gar DNA-Spuren weitgehend fehlen. So etwas erzeugt in erster Linie Frustration, sowohl bei den angemachten Frauen als auch bei den BürgerInnen mit einem voll ausgebauten Rechtsempfinden. Die Information, dass man von rund 2000 Tätern ausgeht, häufig aus Algerien und häufig noch nicht lange im Land, wobei sich die Asylsuchenden aus Afghanistan am aggressivsten beziehungsweise zudringlichsten verhalten hätten, während so gut wie keine Syrer unter den Belästigern gewesen seien, diese Information illuminiert dann nicht nur den Sachverhalt, sondern vor allem eine Bewusstseinslandschaft, in welcher weite Teile der deutschen Bevölkerung, oder vielleicht sollte man besser sagen: in denen gewisse Teile des Bewusstseins der deutschen Bevölkerung sich ergehen.

Es ist ein heikles Terrain, indem sich hier Hintergrundinformation und vordergründige Fremden­feind­lichkeit in fast ununterscheidbarer Art und Weise vermischen. Es versteht sich von selber, dass die rechtsnationalen Medienträger wie zum Beispiel die «Junge Freiheit» hier einen Schritt weiter gehen. Diese Publikation regt sich schon nicht mehr darüber auf, dass die meisten Täter gar nicht vor Gericht kommen, sondern sie hat ihre Wut bereits auf jene Fälle gerichtet, wo es immerhin zum Prozess kommt beziehungsweise gekommen ist. «Feierlaune» heißt es in der Spitzmarke zum entsprechenden Bericht vom 8. Juli, und der Haupttitel lautet: «Kölner Sex-Täter kommt mit Bewährung davon». Der Iraker Hussein A. soll eine Frau in der Kölner Silvesternacht zu sich gezogen, sie geküsst und im Gesicht abgeleckt haben, und die Strafe dafür besteht für den 21-Jährigen nach Jugendstrafrecht in einem Jahr Freiheitsstrafe auf Bewährung; zudem muss er 80 Sozialstunden ableisten und an einem Integrationskurs teilnehmen. Zusammen mit ihm wurde der 26 Jahre alte Algerier Hassen T. wegen Beihilfe zur sexuellen Nötigung und versuchter Nötigung zu einer Strafe in derselben Höhe verurteilt, weil er einem Begleiter 5000 Euro angeboten habe, um seine weibliche Begleitung für sexuelle Zwecke abzukaufen. Den Abschluss des Artikels bildet die Aussage des Richters: «Das ist das Dilemma dieses Falls. Ein Geschehen, bei dem eine Vielzahl junger Damen von Tätern mit Migrationshintergrund angegangen wurde. Unsäglich und indiskutabel. Aber wir können nur die persönliche Schuld bestrafen.» Es könne nicht sein, dass Grundwerte wie die Gleichheit von Mann und Frau missachtet werden. «Frauen wie Vieh auf einem Basar gehandelt werden sollen», betonte der Staatsanwalt. Die beiden Verurteilten seien nach dem Urteil in Feierlaune gewesen.

Ein Dilemma in der Tat, und das müsste auch die Berichterstattung berücksichtigen und davon ausgehen, dass man einen Grabscher, Übergreifer und Belästiger nicht für sämtliche Grabschereien, Übergriffe und Belästigungen verurteilen dürfe, zudem justament in jenem Fall, in dem für einmal tatsächlich Recht gesprochen wurde, wenn auch irgendwie dubios: Gilt bei euch in Deutschland tatsächlich das Jugendstrafrecht auch für 21-Jährige, wie dies der Artikel unterstellt? Und weshalb sind in dem Fall die Strafen gleich hoch wie für Erwachsene? – Aber darum geht es hier ja nicht, es geht nicht um das Einschalten, sondern um das Ausschalten der Vernunft. Dafür eignen sich die Massen-Übergriffe von jungen ausländischen Männern vom vergangenen Sylvester zum Vorn­her­ein ganz ausgezeichnet, weil sie im erwähnten Teil des Volksbewusstseins oder vielmehr Volks-Unterbewusstseins an uralten männlichen Tabus rühren, die ich hier der Form halber noch einmal in Erinnerung rufe: Deutsche Frauen dürfen nur von deutschen Männern begrabscht und vergewaltigt werden! – Und wer gegen dieses Tabu verstößt, der hat auch kein Anrecht auf einen fairen Prozess, sondern dem muss der Schniedel abgeschniedelt werden, jawoll. Dann ist er nicht mehr in Feier­laune, der Iraker und der Algerier.

Ich bitte um Verzeihung, dass ich zur Illustration der Hintergrund-Berichterstattung ausgerechnet auf die Tabuzone sexuelle Belästigung zurückgegriffen habe, denn hier lässt sich tatsächlich kaum etwas an Hintergrund ein- und ausblenden, es liegt alles derart offen zutage, von der Ursache der sexuellen Frustration der jungen Einwanderer-Männer, zumal aus dem verkorksten islamischen oder islamistischen Umfeld mit einem Frauenbild, das in Europa sonst nur noch in rechtsextrem-völkischen Kreisen besteht, bis hin zur, ebenso undiskutablen wie spektakulären Massen-Be­grab­schung am Sylvester, welche tatsächlich sämtliche Elemente für einen Volksaufstand enthält. Wie gesagt: Ich bitte um Entschuldigung, das ist mir sozusagen einfach so rausgerutscht. Ich hoffe, dass so etwas nicht wieder vorkommt.

Was aber steckt hinter solchen Dingen, im vorliegenden Fall der Migration? Aktuell diskutieren die Frontalhirnlappen aller europäischen Länder gerade zwei Formen der Migration, einmal die Per­so­nen­freizügigkeit innerhalb der EU, welche unter anderem gedacht war als zentraler Bestand­teil des Ausgleichs beim wirtschaftlichen Wachstum, und zum anderen die Flüchtlings­wirt­schaft. Zu dieser Flüchtlings-Ökonomie habe ich mich schon verschiedentlich geäußert, unter anderem mit dem Hinweis darauf, dass der zentrale Auslöser die Verbreitung der Mobiltelefonie war. Die Mobilkommunikation hat übrigens unter anderem zu einem unglaublichen Wissensgewinn geführt in zahlreichen Ländern, namentlich in Afrika, nämlich einerseits über die Sozialsysteme in Europa und in den USA, zum anderen ganz eindeutig auch im Rahmen von ethnologischen Studien, welche die schon länger hier anwesenden Flüchtlinge seit Jahren betreiben und deren Ergebnisse sie in ihre Ursprungsländer weiter vermitteln. Ein ziemlich wichtiger Bestandteil dieser außeruniversitären Studiengänge betrifft den Umgang mit Frauen. Wo es nicht gerade zur Bildung von Ghettos kommt, also zu ganzen Straßenzügen oder Quartieren, wo sich die kulturellen Gewohnheiten aus den Herkunfts­ländern fortpflanzen und wo aufgrund solcher Gewohnheiten auch eine entsprechende Ökonomie zu funktionieren beginnt, dort also, wo dies nicht der Fall ist, verhalten sich die Migrationsteilnehmer nämlich gemäß dem neuesten Stand der Wissenschaften. Auf Deutsch heißt das, sie streben nichts sehnlicher an als die Integration, möglichst vollständig und möglichst in der Form einer Beschäftigung auf dem formellen Arbeitsmarkt mit einer Bezahlung von möglichst mindestens dem Mindestlohn. So sieht das nämlich aus, und hier ist der Ansatzpunkt, an dem jede vernünftige Migrationspolitik anknüpfen muss, neben dem kategorischen Gebot, die erwähnten Ghettos überhaupt entstehen zu lassen. Was in solchen Ghettos entsteht, hatten wir in Brüssel und Paris und weiteren Städten unterdessen reichlich Anlass zu untersuchen.

Die Migration innerhalb der EU wird mit dem Ausscheiden Großbritanniens eben wegen dieser Migration ebenfalls in Frage gestellt. Eines steht fest: Die Personenfreizügigkeit hat sicher auf gewissen Gebieten für Bewegung gesorgt, ich denke da namentlich an die Universitäten, wo allerdings der freie Geistesfluss schon eine Jahrhunderte alte Tradition vorweisen kann. Was dagegen die Wirtschaft angeht, so scheint sie sich merkwürdig unberührt von solchen Freiheiten zu entwickeln. Für unsereins, denen immer eingetrichtert wurde, dass es doch immer die Wirtschaft sei, welche über das Gedeihen und Verderben jener Gemeinwesen entscheide, welche sie betreiben, ist das etwas rätselhaft. Denn hier wäre mit der Personenfreizügigkeit doch tatsächlich die Grundlage geschaffen, welche einerseits die Fachleute auf ihren jeweiligen Gebieten in die besten Angebote lockt und anderseits eben die Wirtschaft zu den jeweils benötigten Fachleuten oder sogar zu den jeweils im Angebot stehenden Wirtschaftsmärkten hin zieht. Aber so einfach scheint es sich mit der Personenfreizügigkeit nicht zu verhalten, und das ist mit Sicherheit nicht allein die Schuld der EU-Bürokratie, sondern hier liegen stärkere Kräfte verborgen, welche für eine weiterhin lokale oder regionale Verankerung der gesellschaftlichen Organisation sorgen.

Darüber würde ich nun gerne ein paar Hintergrundinformationen zum Besten geben, aber ich bin dazu nicht in der Lage, weil mir meinerseits die ZuträgerInnen fehlen, welche mir die entsprechenden Angaben liefern. Ich weiß nur, dass diese lokalen oder regionalen Kräfte, die man umgangssprachlich auch oft mit «die Wurzeln» bezeichnet, auch bei der globalen Migration ihre Rolle spielen. Man darf sich ruhig vorstellen, dass all die Menschenströme, welche sich in Bewegung gesetzt haben, um am Reichtum der entwickelten Welt teilzuhaben, dies nicht leicht­fertig getan haben, sondern weil sie der festen Überzeugung sind, in den USA und in Europa eine objektiv besseres Leben führen zu können. Dass also der Schmerz der Entwurzelung das kleinere Übel darstellt im Vergleich zum guten Leben in einer fortschrittlichen Gesellschaft. Dies ist ja auch ein Kompliment, und vielleicht sollte man die Migrationsfrage einmal von da her denken.