Lora aus dem EineWeltHaus vom 29.6.2009
ID 28781
Zusammenstellung von Nachrichten aus dem linken, antifaschistischen, antikapitalistischen und queeren Spektrum für Radio Lora innerhalb der Sendereihe "Lora aus dem EineWeltHaus" in München
Audio
08:35 min, 8040 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 29.06.2009 / 00:12
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Dateizugriffe: 273
Klassifizierung
tipo: Nachricht
lingua: deutsch
settore/i di redazione: Politik/Info
serie: Lora aus dem EineWeltHaus
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
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Skript
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Nachrichten von Lora aus dem EineWeltHaus
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Südafrika
Hohe Vergewaltigungsrate
Sexuelle Gewalt ist in Südafrika weit verbreitet, doch die nun bekannt gewordenen Ausmaße haben die Öffentlichkeit schockiert. Den vor 2 Wochen veröffentlichten Ergebnissen einer Studie des Medical Research Council (MRC) zufolge gaben 27,6 Prozent der Befragten an, mindestens einmal eine Frau oder einen Mann vergewaltigt zu haben. Von den 1.738 befragten Männern aus ländlicher wie urbaner Umgebung ist folglich jeder vierte ein Vergewaltiger, jeder achte ist ein Mehrfachtäter. Vergewaltigungen tragen auch erheblich zur Verbreitung von Aids bei, so gab jeder fünfte Vergewaltiger an, HIV-positiv zu sein. Eine Forscherin des MRC sieht die Ursachen in der »gestörten Vergangenheit und der Art und Weise, wie südafrikanische Männer über die Jahrhunderte zu einer Männlichkeit sozialisiert wurden und werden, die auf dem Ideal von Dominanz, Macht und Kontrolle über Frauen basiert«. Es ist höchste Zeit, die soziale Haltung zu verändern, die »eine Norm geschaffen hat, die es gewissermaßen akzeptabel macht, Frauen zum Sex zu zwingen«. Die Regierung Südafrikas blieb bislang untätig, doch selbst wenn die Bemühungen verstärkt werden, wäre die gesellschaftliche Veränderung ein langwieriger Prozess.
Eine Südafrikanerin propagiert eine andere Sofortmaßnahme. Sonnett Ehlers entwickelte Rape-aXe, eine Art Kondom gegen Vergewaltigungen. Dieses wird wie ein Tampon eingeführt, im Falle einer Vergewaltigung bohren sich kleine Widerhaken in den Penis. Da die Haken nicht nur starke Schmerzen verursachen, sondern auch nur operativ entfernt werden können, steigt auch die Chance, den Täter zu identifizieren. Dieses Femidom müsste auch schon von sehr jungen Frauen getragen werden, denn drei von vier der Befragten gaben an, während ihrer Teenagerzeit mit den ersten gewalttätigen sexuellen Übergriffen begonnen zu haben.
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Zahl der Hungernden um 100 Millionen gestiegen
Noch nie »gab es so viele hungrige Menschen auf der Welt«, sagte der Sprecher der Welternährungsorganisation FAO. Infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise sei die Zahl der Hungernden um 100 Millionen gestiegen. Viele wurden arbeitslos, andere warten nun vergeblich auf die Überweisungen in reicheren Ländern arbeitender Verwandter. Überdies ist es für die Regierungen armer Länder schwerer geworden, Hungerkrisen vorzubeugen, da sie auf dem Kapitalmarkt für Kredite höhere Zinsen zahlen müssen. Die Nahrungsmittelpreise hingegen sanken nicht, vielmehr gilt es nun wieder als profitabel, in Nahrungsmittel und Landbesitz zu investieren.
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Nordirland
Angriffe auf rumänische Menschen
In Belfast leben 115 Rumän_innen. Diese waren am 17.6. gezwungen, vor Angriffen aus ihren Häusern zu fliehen. Rechtsextremisten u.a. aus der britischen Organisation Combat 18 warfen Steine und schlugen Fenster ein. Viele Rumän_innen fanden Broschüren mit Auszügen aus Hitlers »Mein Kampf« in ihren Briefkästen. Begleitet von der Polizei wurden die rumänischen Familien zunächst in einer Kirche untergebracht, später zogen sie in ein Sportzentrum um. Die Angriffe sind Teil einer rassistischen Kampagne, deren Ursache der Kommentator der Tageszeitung Guardian Eamonn McCann »in der Besessenheit der protestantischen Arbeiterklasse für ihre Identität und Interessen« sieht. Mit dem Friedensprozess und dem Einzug der irisch-republikanischen Partei Sinn Féin in die Regierung verloren die Protestant_innen an Einfluss und Ansehen. McCann zufolge sind »speziell die Jugendlichen die Verlierer der Veränderungen in Nordirland«. Gegen mehrere Tatverdächtige im Alter zwischen 15 und 21 Jahren wird zur Zeit vor Gericht verhandelt. Für die These, dass die rechten Protestant_innen sich neue Feinde gesucht haben, spricht auch die Statistik. Seit dem Beginn des Friedensprozesses im Jahr 1996 ist die Zahl der rassistischen Übergriffe um 450 Prozent gestiegen.
Nur 14 der 115 Rumän_innen wollen in Belfast bleiben. Rechtlich abgesichert sind sie in Nordirland nicht, denn die britischen Gesetze zum Schutz von Minderheiten haben hier keine Gültigkeit.
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Deutschland
Atomkraftwerk Krümmel steht bereit
200 technische Änderungen habe man ausgeführt – angesichts dieser Leistung hat die Betreiberfirma des Atomkraftwerks Krümmel, Vattenfall Europe Nuclear Energy, bei der Atomaufsicht von Schleswig-Holstein beantragt, die Anlage wieder in Betrieb zu nehmen. Das AKW war vor zwei Jahren wegen eines Störfalls nach einem Transformatorbrand vorübergehend stillgelegt worden. Zudem ist die Anzahl der Krebserkrankungen von Kindern nach Angaben von Ärzteorganisationen in der Nähe des Reaktors auffällig hoch. Die Entscheidung über den Antrag sei aber »eher eine Sache von Tagen als von Wochen«, sagte der Leiter der Abteilung Reaktorsicherheit im Sozialministerium.
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Großbritannien
Fußballspielen ist strafbares antisoziales Verhalten
Der konservative Abgeordnete Thomas Ellwood dachte sich wohl, Ordnung müsse sein. Wo kämen wir hin, wenn Jugendliche einfach so auf der Straße Fußball spielen? Tatsächlich wird dies in Großbritannien als strafbares »antisoziales Verhalten« gewertet. Der konservative Abgeordnete fotografierte am 20.6. vier Übeltäter mit seinem Handy, die sich in Bournemouth des unerlaubten Ballspiels schuldig machten. Dann wollte er die Polizei rufen. Doch die auf Wahrung ihrer Privatsphäre bedachten Jugendlichen attackierten Ellwood derart, dass er sich im Krankenhaus behandeln lassen musste.
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Letzte Meldung
Der Berliner Karotten-Mob
400 begeisterte junge Menschen stellten sich am 13.6. in Berlin-Kreuzberg während einer drei Stunden dauernden Aktion bei einem Spätkauf in die Schlange, um zu kaufen. Der Eigentümer hatte zuvor versprochen, 35 Prozent des Umsatzes in dieser Zeit in Energiesparmaßnahmen in seinem Laden zu investieren. Das kostet ihn nichts, macht aber einen verdammt guten Eindruck, denn die Taz war dabei.
»Carrotmob« ist der letzte Schrei bei fröhlichen Ökos, die glauben, wenn irgendwo der Begriff »Nachhaltigkeit« fällt, seien paradiesische Zustände schon beinahe erreicht. »Die alte Form des Boykotts hat ihren Zenit überschritten«, schreiben die Carrotmobber_innen. Unternehmen, die etwas Böses tun, ist out, und geklappt hätte es ohnehin nur selten.
Der Ladenbesitzer hat 2.000 Euro Umsatz und viel Werbung für sich gemacht, die Einkäufer_innen haben Kaugummis und Bier, sind davon überzeugt, »die Macht des Konsumenten« ausgeübt zu haben, und feiern sich dafür.
700 Euro stehen nunmehr für Energiesparmaßnahmen im Spätkauf zur Verfügung, das macht zum Beispiel 50 bis 100 Energiesparlampen, je nach Modell. So knüpft der Berliner Carrotmob an den »weltweiten Erfolg des Prinzips« an, das vor einem Jahr in Kalifornien erfunden wurde. Seither wurde der Unsinn außer in den USA auch schon einmal in Kanada, in Frankreich und in Finnland betrieben, wie eine Karte auf der englischen Seite der Möhrenfreund_innen zeigt.
Nachrichten von Lora aus dem EineWeltHaus
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Südafrika
Hohe Vergewaltigungsrate
Sexuelle Gewalt ist in Südafrika weit verbreitet, doch die nun bekannt gewordenen Ausmaße haben die Öffentlichkeit schockiert. Den vor 2 Wochen veröffentlichten Ergebnissen einer Studie des Medical Research Council (MRC) zufolge gaben 27,6 Prozent der Befragten an, mindestens einmal eine Frau oder einen Mann vergewaltigt zu haben. Von den 1.738 befragten Männern aus ländlicher wie urbaner Umgebung ist folglich jeder vierte ein Vergewaltiger, jeder achte ist ein Mehrfachtäter. Vergewaltigungen tragen auch erheblich zur Verbreitung von Aids bei, so gab jeder fünfte Vergewaltiger an, HIV-positiv zu sein. Eine Forscherin des MRC sieht die Ursachen in der »gestörten Vergangenheit und der Art und Weise, wie südafrikanische Männer über die Jahrhunderte zu einer Männlichkeit sozialisiert wurden und werden, die auf dem Ideal von Dominanz, Macht und Kontrolle über Frauen basiert«. Es ist höchste Zeit, die soziale Haltung zu verändern, die »eine Norm geschaffen hat, die es gewissermaßen akzeptabel macht, Frauen zum Sex zu zwingen«. Die Regierung Südafrikas blieb bislang untätig, doch selbst wenn die Bemühungen verstärkt werden, wäre die gesellschaftliche Veränderung ein langwieriger Prozess.
Eine Südafrikanerin propagiert eine andere Sofortmaßnahme. Sonnett Ehlers entwickelte Rape-aXe, eine Art Kondom gegen Vergewaltigungen. Dieses wird wie ein Tampon eingeführt, im Falle einer Vergewaltigung bohren sich kleine Widerhaken in den Penis. Da die Haken nicht nur starke Schmerzen verursachen, sondern auch nur operativ entfernt werden können, steigt auch die Chance, den Täter zu identifizieren. Dieses Femidom müsste auch schon von sehr jungen Frauen getragen werden, denn drei von vier der Befragten gaben an, während ihrer Teenagerzeit mit den ersten gewalttätigen sexuellen Übergriffen begonnen zu haben.
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Zahl der Hungernden um 100 Millionen gestiegen
Noch nie »gab es so viele hungrige Menschen auf der Welt«, sagte der Sprecher der Welternährungsorganisation FAO. Infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise sei die Zahl der Hungernden um 100 Millionen gestiegen. Viele wurden arbeitslos, andere warten nun vergeblich auf die Überweisungen in reicheren Ländern arbeitender Verwandter. Überdies ist es für die Regierungen armer Länder schwerer geworden, Hungerkrisen vorzubeugen, da sie auf dem Kapitalmarkt für Kredite höhere Zinsen zahlen müssen. Die Nahrungsmittelpreise hingegen sanken nicht, vielmehr gilt es nun wieder als profitabel, in Nahrungsmittel und Landbesitz zu investieren.
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Nordirland
Angriffe auf rumänische Menschen
In Belfast leben 115 Rumän_innen. Diese waren am 17.6. gezwungen, vor Angriffen aus ihren Häusern zu fliehen. Rechtsextremisten u.a. aus der britischen Organisation Combat 18 warfen Steine und schlugen Fenster ein. Viele Rumän_innen fanden Broschüren mit Auszügen aus Hitlers »Mein Kampf« in ihren Briefkästen. Begleitet von der Polizei wurden die rumänischen Familien zunächst in einer Kirche untergebracht, später zogen sie in ein Sportzentrum um. Die Angriffe sind Teil einer rassistischen Kampagne, deren Ursache der Kommentator der Tageszeitung Guardian Eamonn McCann »in der Besessenheit der protestantischen Arbeiterklasse für ihre Identität und Interessen« sieht. Mit dem Friedensprozess und dem Einzug der irisch-republikanischen Partei Sinn Féin in die Regierung verloren die Protestant_innen an Einfluss und Ansehen. McCann zufolge sind »speziell die Jugendlichen die Verlierer der Veränderungen in Nordirland«. Gegen mehrere Tatverdächtige im Alter zwischen 15 und 21 Jahren wird zur Zeit vor Gericht verhandelt. Für die These, dass die rechten Protestant_innen sich neue Feinde gesucht haben, spricht auch die Statistik. Seit dem Beginn des Friedensprozesses im Jahr 1996 ist die Zahl der rassistischen Übergriffe um 450 Prozent gestiegen.
Nur 14 der 115 Rumän_innen wollen in Belfast bleiben. Rechtlich abgesichert sind sie in Nordirland nicht, denn die britischen Gesetze zum Schutz von Minderheiten haben hier keine Gültigkeit.
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Atomkraftwerk Krümmel steht bereit
200 technische Änderungen habe man ausgeführt – angesichts dieser Leistung hat die Betreiberfirma des Atomkraftwerks Krümmel, Vattenfall Europe Nuclear Energy, bei der Atomaufsicht von Schleswig-Holstein beantragt, die Anlage wieder in Betrieb zu nehmen. Das AKW war vor zwei Jahren wegen eines Störfalls nach einem Transformatorbrand vorübergehend stillgelegt worden. Zudem ist die Anzahl der Krebserkrankungen von Kindern nach Angaben von Ärzteorganisationen in der Nähe des Reaktors auffällig hoch. Die Entscheidung über den Antrag sei aber »eher eine Sache von Tagen als von Wochen«, sagte der Leiter der Abteilung Reaktorsicherheit im Sozialministerium.
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Großbritannien
Fußballspielen ist strafbares antisoziales Verhalten
Der konservative Abgeordnete Thomas Ellwood dachte sich wohl, Ordnung müsse sein. Wo kämen wir hin, wenn Jugendliche einfach so auf der Straße Fußball spielen? Tatsächlich wird dies in Großbritannien als strafbares »antisoziales Verhalten« gewertet. Der konservative Abgeordnete fotografierte am 20.6. vier Übeltäter mit seinem Handy, die sich in Bournemouth des unerlaubten Ballspiels schuldig machten. Dann wollte er die Polizei rufen. Doch die auf Wahrung ihrer Privatsphäre bedachten Jugendlichen attackierten Ellwood derart, dass er sich im Krankenhaus behandeln lassen musste.
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Letzte Meldung
Der Berliner Karotten-Mob
400 begeisterte junge Menschen stellten sich am 13.6. in Berlin-Kreuzberg während einer drei Stunden dauernden Aktion bei einem Spätkauf in die Schlange, um zu kaufen. Der Eigentümer hatte zuvor versprochen, 35 Prozent des Umsatzes in dieser Zeit in Energiesparmaßnahmen in seinem Laden zu investieren. Das kostet ihn nichts, macht aber einen verdammt guten Eindruck, denn die Taz war dabei.
»Carrotmob« ist der letzte Schrei bei fröhlichen Ökos, die glauben, wenn irgendwo der Begriff »Nachhaltigkeit« fällt, seien paradiesische Zustände schon beinahe erreicht. »Die alte Form des Boykotts hat ihren Zenit überschritten«, schreiben die Carrotmobber_innen. Unternehmen, die etwas Böses tun, ist out, und geklappt hätte es ohnehin nur selten.
Der Ladenbesitzer hat 2.000 Euro Umsatz und viel Werbung für sich gemacht, die Einkäufer_innen haben Kaugummis und Bier, sind davon überzeugt, »die Macht des Konsumenten« ausgeübt zu haben, und feiern sich dafür.
700 Euro stehen nunmehr für Energiesparmaßnahmen im Spätkauf zur Verfügung, das macht zum Beispiel 50 bis 100 Energiesparlampen, je nach Modell. So knüpft der Berliner Carrotmob an den »weltweiten Erfolg des Prinzips« an, das vor einem Jahr in Kalifornien erfunden wurde. Seither wurde der Unsinn außer in den USA auch schon einmal in Kanada, in Frankreich und in Finnland betrieben, wie eine Karte auf der englischen Seite der Möhrenfreund_innen zeigt.