Der Umsonstladen in der K86 (Kastanienallee im Prenzlauer Berg) soll geräumt werden.
ID 35663
Berlin: Kastanienallee 86: Teil-Räumung angekündigt für 31. August 2010, 8 Uhr
Der Investor Brauner will den Umsonstladen in der Kastanienallee 86 räumen lassen. Vor sechs Jahren hat er das Haus gekauft, um sein Geld dort „arbeiten“ zu lassen. Das heißt: Aufhübschen und Aufmotzen des Gebäudes, Mieten rauf und die mittellosen Bewohner_innen gegen die neue zahlungswillige Designer-Szene austauschen.
Dazu Udo von Radio Corax und Anton vom Tuntenhaus im Gespräch.
Der Investor Brauner will den Umsonstladen in der Kastanienallee 86 räumen lassen. Vor sechs Jahren hat er das Haus gekauft, um sein Geld dort „arbeiten“ zu lassen. Das heißt: Aufhübschen und Aufmotzen des Gebäudes, Mieten rauf und die mittellosen Bewohner_innen gegen die neue zahlungswillige Designer-Szene austauschen.
Dazu Udo von Radio Corax und Anton vom Tuntenhaus im Gespräch.
Audio
12:35 min, 29 MB, mp3
mp3, 320 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 25.08.2010 / 12:06
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Dateizugriffe: 430
Klassifizierung
tipo: Interview
idioma: deutsch
áreas de redacción: Schwul, Politik/Info
serie: Corax-Widerhall
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
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Skript
Der Investor Brauner will den Umsonstladen in der Kastanienallee 86 räumen lassen. Vor sechs Jahren hat er das Haus gekauft, um sein Geld dort „arbeiten“ zu lassen. Das heißt: Aufhübschen und Aufmotzen des Gebäudes, Mieten rauf und die mittellosen Bewohner_innen gegen die neue zahlungswillige Designer-Szene austauschen.
Das wurde schwieriger als er dachte: Die Hausgemeinschaft, zu der im Hinterhaus das schwule Wohnprojekt Tuntenhaus gehört, hält zusammen und hat Mietverträge. So greifen die Herren als erstes nach dem von den BewohnerInnen gemeinschaftlich genutzten Souterrain-Laden im Vorderhaus. Ein schicker Klamottenladen oder ein feines Weinlokal bringt in dieser Gegend richtig Geld. Jahrelang war in den Kellerräumen eine nichtkommerzielle Galerie, einer der kulturellen Anziehungspunkte der Kastanienallee. Seit dem Frühjahr hat der Umsonstladen dort einen neuen Standort gefunden, nachdem er im vergangenen November in der Brunnenstraße 183 vor die Tür gesetzt wurde – ebenfalls von einem auf Rendite bedachten Investor.
Für Dienstag, den 31. August, morgens um 8 Uhr, hat sich jetzt der Gerichtsvollzieher angekündigt, um rauszuschmeißen, wen immer er im Laden antrifft. Gegen die jetzigen LadennutzerInnen gibt es gar keinen gültigen Räumungstitel, aber das ist den Gerichten und den Schergen egal: Platz da für den Eigentümer und für sein Grundrecht auf Verwertung und Geldvermehrung! Hat er das? Nein, hat er nicht, jedenfalls moralisch nicht. Denn das, was er mit Gentrifizierung und Mietsteigerungen auszubeuten gedenkt, hat er den Menschen enteignet, die er auf die Straße setzen will!
Die Renditeerwartung für Immobilien in der Kastanienallee ist deshalb hoch, weil der Stadtteil mit seinem “radical chic“ zahlungsbereites Publikum von überall anzieht. Die Menschen, die hier ihre Klamotten kaufen und ihren Cocktail schlürfen, versuchen damit teilzuhaben an dem Flair dissidenter, nicht-kommerzieller Lebensweise, die hier mal zuhause war und zum Teil noch ist. Dazu gehören auch die Projekte in dem Doppelhaus Kastanienalle 85/86: der politische Buchladen, das linke Kneipenkollektiv, die Druckerei für linke Propaganda, die Volxküche, die kostenlose, selbstorganisierte Essensverteilung, das Tuntenhaus als Anlaufpunkt für Schwule mit seinen legendären Hoffesten, früher die Galerie und jetzt der Umsonst- und Verleihladen.
Das wurde schwieriger als er dachte: Die Hausgemeinschaft, zu der im Hinterhaus das schwule Wohnprojekt Tuntenhaus gehört, hält zusammen und hat Mietverträge. So greifen die Herren als erstes nach dem von den BewohnerInnen gemeinschaftlich genutzten Souterrain-Laden im Vorderhaus. Ein schicker Klamottenladen oder ein feines Weinlokal bringt in dieser Gegend richtig Geld. Jahrelang war in den Kellerräumen eine nichtkommerzielle Galerie, einer der kulturellen Anziehungspunkte der Kastanienallee. Seit dem Frühjahr hat der Umsonstladen dort einen neuen Standort gefunden, nachdem er im vergangenen November in der Brunnenstraße 183 vor die Tür gesetzt wurde – ebenfalls von einem auf Rendite bedachten Investor.
Für Dienstag, den 31. August, morgens um 8 Uhr, hat sich jetzt der Gerichtsvollzieher angekündigt, um rauszuschmeißen, wen immer er im Laden antrifft. Gegen die jetzigen LadennutzerInnen gibt es gar keinen gültigen Räumungstitel, aber das ist den Gerichten und den Schergen egal: Platz da für den Eigentümer und für sein Grundrecht auf Verwertung und Geldvermehrung! Hat er das? Nein, hat er nicht, jedenfalls moralisch nicht. Denn das, was er mit Gentrifizierung und Mietsteigerungen auszubeuten gedenkt, hat er den Menschen enteignet, die er auf die Straße setzen will!
Die Renditeerwartung für Immobilien in der Kastanienallee ist deshalb hoch, weil der Stadtteil mit seinem “radical chic“ zahlungsbereites Publikum von überall anzieht. Die Menschen, die hier ihre Klamotten kaufen und ihren Cocktail schlürfen, versuchen damit teilzuhaben an dem Flair dissidenter, nicht-kommerzieller Lebensweise, die hier mal zuhause war und zum Teil noch ist. Dazu gehören auch die Projekte in dem Doppelhaus Kastanienalle 85/86: der politische Buchladen, das linke Kneipenkollektiv, die Druckerei für linke Propaganda, die Volxküche, die kostenlose, selbstorganisierte Essensverteilung, das Tuntenhaus als Anlaufpunkt für Schwule mit seinen legendären Hoffesten, früher die Galerie und jetzt der Umsonst- und Verleihladen.