Ungarns konservative Revolution - Vortrag von Magdalena Marsovszky
ID 37854
Vortrag gehalten am 21.Oktober 2010 im AZ Conni in Dresden:
Die Parlamentswahlen vom April 2010 besiegelten einen tiefgreifenden Umbruch in der politischen Landschaft Ungarns. Die bis dahin regierenden Sozialdemokraten der MSZP büßten über 50 Prozent ihrer Stimmen ein. Im Gegenzug erlangte die rechtsnationalistische Fidesz eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament. Beinah wären die Sozialdemokraten noch von der faschistischen Jobbik eingeholt worden, die erstmals zur Wahl antrat und mit 17 Prozent der Stimmen gleich zur drittstärksten Kraft avancierte. Dieser enorme Rechtsruck kam nicht unerwartet, hatten Fidesz und Jobbik doch bereits bei der Europawahlen im Juni 2009 herausragende Ergebnisse erzielt und die Sozialdemokraten deklassiert. Die nun erlangten Mehrheitsverhältnisse geben der Fidesz-Regierung unter Viktor Orbán weitreichende Möglichkeiten.
Der Erfolg der rechten Parteien speist sich aus verschiedenen Quellen. Eine beachtliche Mehrheit der ungarischen Bevölkerung teilt einen aggressiv-sentimentalen Chauvinismus, der sich um das Trauma von Trianon, dem Verlust von zwei Dritteln des Territoriums nach dem Ersten Weltkrieg, aufgebaut hat. Hinzu kommen oftmals antidemokratische Tendenzen, die sich etwa in einer breiten Verehrung für den ungarischen Reichsverwesers Miklós Horthy ausdrückt, der das Land von 1920 bis 1944 autoritär regierte. Insbesondere der Erfolg der Jobbik basiert auf offener antisemitischer Hetze einerseits und rassistischem Antiziganismus andererseits. Und hier bleibt es keineswegs nur bei Worten: Mit der `Ungarischen Garde´ steht eine faschistische Vereinigung bereit, die sich als militanter Arm der Jobbik begreift. Bereits mehrfach schlug die Hetze in mörderische Taten um, als gezielt Häuser von Roma angezündet wurden und Flüchtende durch die im Hinterhalt lauernden Täter ermordet wurden.
Die Situation ist zugespitzt und wirft zahlreiche Fragen auf: Einige Antworten zu den Ursachen des Siegeszugs der ungarischen Rechten, zu den damit verbundenen Auswirkungen, aber auch zu Möglichkeiten der Gegenwehr wird die Vortrags- und Diskussionsveranstaltung geben.
Magdalena Marsovszky
ist freie Kulturwissenschaftlerin und Publizistin, lebt in Budapest und München. Sie ist Vorstandsmitglied des Villigster Forschungsforums zu Nationalsozialismus, Rassismus und Antisemitismus e.V.
Die Parlamentswahlen vom April 2010 besiegelten einen tiefgreifenden Umbruch in der politischen Landschaft Ungarns. Die bis dahin regierenden Sozialdemokraten der MSZP büßten über 50 Prozent ihrer Stimmen ein. Im Gegenzug erlangte die rechtsnationalistische Fidesz eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament. Beinah wären die Sozialdemokraten noch von der faschistischen Jobbik eingeholt worden, die erstmals zur Wahl antrat und mit 17 Prozent der Stimmen gleich zur drittstärksten Kraft avancierte. Dieser enorme Rechtsruck kam nicht unerwartet, hatten Fidesz und Jobbik doch bereits bei der Europawahlen im Juni 2009 herausragende Ergebnisse erzielt und die Sozialdemokraten deklassiert. Die nun erlangten Mehrheitsverhältnisse geben der Fidesz-Regierung unter Viktor Orbán weitreichende Möglichkeiten.
Der Erfolg der rechten Parteien speist sich aus verschiedenen Quellen. Eine beachtliche Mehrheit der ungarischen Bevölkerung teilt einen aggressiv-sentimentalen Chauvinismus, der sich um das Trauma von Trianon, dem Verlust von zwei Dritteln des Territoriums nach dem Ersten Weltkrieg, aufgebaut hat. Hinzu kommen oftmals antidemokratische Tendenzen, die sich etwa in einer breiten Verehrung für den ungarischen Reichsverwesers Miklós Horthy ausdrückt, der das Land von 1920 bis 1944 autoritär regierte. Insbesondere der Erfolg der Jobbik basiert auf offener antisemitischer Hetze einerseits und rassistischem Antiziganismus andererseits. Und hier bleibt es keineswegs nur bei Worten: Mit der `Ungarischen Garde´ steht eine faschistische Vereinigung bereit, die sich als militanter Arm der Jobbik begreift. Bereits mehrfach schlug die Hetze in mörderische Taten um, als gezielt Häuser von Roma angezündet wurden und Flüchtende durch die im Hinterhalt lauernden Täter ermordet wurden.
Die Situation ist zugespitzt und wirft zahlreiche Fragen auf: Einige Antworten zu den Ursachen des Siegeszugs der ungarischen Rechten, zu den damit verbundenen Auswirkungen, aber auch zu Möglichkeiten der Gegenwehr wird die Vortrags- und Diskussionsveranstaltung geben.
Magdalena Marsovszky
ist freie Kulturwissenschaftlerin und Publizistin, lebt in Budapest und München. Sie ist Vorstandsmitglied des Villigster Forschungsforums zu Nationalsozialismus, Rassismus und Antisemitismus e.V.
Audio
58:56 min, 54 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 09.12.2010 / 17:57
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mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
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Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
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Kommentare
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17.12.2010 / 12:51 | RDL, Radio Dreyeckland, Freiburg |
gesendet
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O-Ton Playback vom 24. Dezember - Dankeschön! | |