Angriffe auf Wet'suwet'en Territorium durch die Polizei

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Im Zuge der Proteste um eine Gaspipeline auf dem Territorium der Wet'suwet'en First Nation im kanadischen Staat British Columbia kam es zu massiver Polizeigewalt. Democracy Now! berichtete über Festnahmen der indigenen Bevölkerung und der Zerstörung einer Hütten durch den Pipeline Konzern Coastal GasLink. Das Bauprojekt würde sowohl gegen indigenes Recht und kanadisches Recht verstoßen. Die 400 Meilen Gasleitung bedeuten tiefe Bohrungen in den Boden bis ins Trinkwasser des Territoriums. Somit würde nach Angaben der Aktivistin Molly Wickham die letzte Quelle sauberen Trinkwassers verschmutz und in das Laichgewässer der heimischen Lachse eingegriffen.

Im Gespräch mit Amy Goodman und Juan González beleuchtet Democracy Now den Kampf der Indigenen um die Anerkennung ihrer Gebietsrechte und das unverhältnismäßige Vorgehen der fragwürdigen Polizeikräfte im Auftrag des Privatunternehmens.
Audio
08:04 min, 18 MB, mp3
mp3, 320 kbit/s, Stereo (48000 kHz)
Upload vom 07.12.2021 / 11:43

Dateizugriffe: 127

Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Internationales, Umwelt, in anderen Sprachen, Politik/Info
Serie: MoRa3X
Entstehung

AutorInnen: Flauschi & die meike
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 07.12.2021
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Script (deutsch):

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AMY GOODMAN: Mitglieder des Volkes der Haida traten letzte Woche auf, nachdem sie Medikamente, Lebensmittel und Vorräte zu den Wet'suwet'en-Landverteidiger*innen in British Columbia gebracht hatten. Hier ist Democracy Now! Ich bin Amy Goodman mit Juan González, und wir beenden die heutige Sendung mit einem Bericht über die Landverteidiger in Kanada, die mit einem harten Vorgehen der Regierung konfrontiert sind. Zwei Personen wurden am Montag verhaftet, nachdem sie eine Zufahrtsstraße blockiert hatten, die von Coastal GasLink genutzt wird, um eine 400 Meilen lange Pipeline auf dem Land der Wet'suwet'en zu bauen, die sowohl gegen indigene als auch gegen kanadische Gesetze verstößt. Dies geschah, nachdem die kanadische Bundespolizei mit schwerem Gerät etwa 30 Mitglieder und Unterstützer*innen der Wet'suwet'en bei Camps und Straßenblockaden im selben Gebiet letzte Woche verhaftet hatte, einschließlich einer gewaltsamen Razzia, die eine 56-tägige Blockade der Bohrstelle beendete. Einer derjenigen, die bei der Razzia im Coyote Camp verhaftet wurden, war der Dokumentarfilmer Michael Toledano, der dieses dramatische Filmmaterial der Razzia veröffentlichte.
 
[Razia Sound Englisch]
 
AMY GOODMAN: Dramatisches Filmmaterial von der gewaltsamen Razzia im Coyote Camp. Unter den Verhafteten, die wir in diesem Video gehört haben, war Molly Wickham, auch bekannt als Sleydo, eine Landverteidigerin und Matriarchin des Gidimt'en Clans der Wet'suwet'en Nation, die in diesem langwierigen Kampf um den Schutz des Landes führend war. Sie ist jetzt wieder bei uns. Molly, Sie wurden erst letzte Woche aus dem Gefängnis entlassen. Die Hütte, von der aus wir vor zwei Freitagen mit Ihnen sprachen, wurde bis auf die Grundmauern niedergebrannt? Erklären Sie uns, was bei diesem Überfall passiert ist. Wir hörten Sie sagen: "Nehmt eure verdammte Waffe von mir."
MOLLY WICKHAM: Das CommunityIndustryResponseGroup-Team der Polizei, die Spezialgruppe der RoyalCapitalMountedPolice, die sich speziell mit der Industrie und indigenen Landverteidigern befasst, umstellte unser Lager mit taktischen Teams, die sie mit Helikoptern absetzten. Sie hatten Hundestaffeln und halbautomatische Waffen bei sich. Sie brachen die Tür ohne Haftbefehl oder Durchsuchungsbefehl auf, drangen in das winzige Haus ein, in dem wir uns befanden, setzten Äxte und Kettensägen ein, hielten uns mit vorgehaltener Waffe fest und verhafteten sieben Personen im Haus und vier in der Hütte, die sie später niederbrannten. Sie haben das gesamte Lager mit Bulldozern plattgemacht, und Coastal GasLink war bei der Razzia dabei.
 
JUAN GONZÁLEZ: Können Sie etwas über diese Abteilung der Royal Canadian Mounted Police erzählen? Sie nennen sie Community-Industry Response Group. Was ist das, eine Schutztruppe?
 
MOLLY WICKHAM: Ja, es handelt sich im Grunde um eine schurkische Gruppe von Polizisten, die für die Privatwirtschaft arbeiten. Sie werden von der Privatwirtschaft geleitet. Die Regierung hat behauptet, dass sie diese spezielle Gruppe von Polizisten nicht beaufsichtigt oder anleitet, die in das Gebiet der Wet'suwet'en eindringen und dort gewaltsame Razzien durchführen - dies ist das dritte Mal, dass sie dort gewaltsam eindringen. Sie haben nicht die gleiche Rechenschaftspflicht wie andere Polizist*innen und sie nehmen Anweisungen entgegen und benutzten CGL-Fahrzeuge für die Verhaftungen und die Razzien. Sie übernachteten mit CGL in den Männercamps. Sie hatten eine Sperrzone eingerichtet, durch die sie nur CGL hindurch ließen und alle Wet'suwet'en, sogar unsere Haushäuptlinge, während der Razzien aus dem Gebiet aussperrten.
 
AMY GOODMAN: Molly, wenn Sie noch einmal darüber sprechen könnten, warum Sie dort sind, über diesen allgemeinen Kampf, der dort stattfindet.
 
MOLLY WICKHAM: Die erblichen Häuptlinge der Wet'suwet'en haben unser Territorium nie abgetreten oder aufgegeben, und deshalb haben sie immer noch Anspruch auf unser Land. Wir haben keine Verträge. Wir haben nie irgendwelche Dokumente unterzeichnet, um unser Land abzutreten, und sie haben gesagt, dass es in ihrem System keine Pipelines gebe, die durch das Gebiet der Wet'suwet'en führe. Wedzin Kwa ist unser heiliges Quellgebiet, in dem unsere Lachse laichen. Es ist die letzte saubere Trinkwasserquelle in unserem Gebiet und Coastal GasLink ist dabei, unter unserem Quellgebiet zu bohren.
JUAN GONZÁLEZ: Wer ist Eigentümer von Coastal GasLink? Können Sie uns etwas über die Hintergründe des Unternehmens sagen?
MOLLY WICKHAM: Ja. Das Unternehmen gehört zu TC Energy. Sie gehören teilweise AIMCo, einer Investmentfirma in Alberta, die unsere CMP-Polizeirentenfonds verwaltet, und KKR, einer Private-Equity-Firma in den Vereinigten Staaten.
AMY GOODMAN: Was fordern Sie im Moment?
MOLLY WICKHAM: Wir fordern, dass Coastal GasLink unser Territorium verlässt und dass die Regierungen sich mit den Wet'suwet'en an einen Tisch setzen und tatsächlich damit beginnen, unsere Eigentumsrechte an den Territorien umzusetzen und zu respektieren. Dies ist ein größeres Problem, das leicht hätte gelöst werden können, wenn die Umsetzung unseres Rechts anerkannt worden wäre, wenn unser Regierungssystem anerkannt worden wäre. Stattdessen entscheidet sich die Regierung dafür, die Anweisungen eines privaten Unternehmens zu befolgen und unser Land und unsere Gewässer zu zerstören, und sie setzt die militarisierte RCMP gegen unbewaffnete indigene Frauen in unseren Territorien ein und vertreibt uns aus dem Territorium.
Eine der Bedingungen für meine Freilassung war, dass mir der Zugang zu meinem Gebiet verwehrt wird. Coastal GasLink wollte mich komplett aus meinem Gebiet verbannen, was eine Verletzung unserer Rechte nach Abschnitt 35 der Verfassung und natürlich eine Verletzung des Wet'suwet'en-Gesetzes darstellt. Sie haben meinen Mann erfolgreich aus unserem Territorium verbannt, außer um zu unserem Haus zu kommen, direkt zu und von unserem Haus, was uns daran hindert, zu jagen, zu fischen, irgendetwas in unserem Territorium zu tun, wie Feuerholz zum Beispiel holen. Sie haben alle anderen, die verhaftet wurden, aus unserem Gebiet verbannt, mit der Begründung, dass wir hier draußen keine Gemeinschaft haben, dass wir keine Infrastruktur haben, und dass es keine...
 
AMY GOODMAN: Molly, wir müssen es dabei belassen, aber wir werden diesen Kampf weiter verfolgen. Ich danke Ihnen vielmals.
 

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Beitrag im Original: https://www.democracynow.org/2021/11/30/...

mehr zum Protest: https://www.yintahaccess.com/

Kommentare
09.12.2021 / 07:59 RCX-TA, Radio Corax, Halle
Danke
gespielt im Morgenmagazin.