#sieINSPIRIERTmich: Tracing Mother Lines

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Mit der Filmwerkstatt TRACING MOTHER LINES stellt die Tänzerin und Performerin Kathrin Knöpfle ihre biographische Erfahrung als Kind einer arrangierten Ehe zwischen einer Filipina und einem Deutschen in einen gesellschaftspolitischen Kontext. Die Künstlerin und ihr Team zeigen und kommentieren dokumentarische Aufnahmen einer Recherche-Reise auf die Philippinen. Sie werfen Fragen auf, laden zum Mitdenken ein und geben Einblick in die Entstehung des Films. Bei der Diskussion mit Corina Toledo (frau-kunst-politik e.V.), Veronika Trogemann (Matulong - hilfreich e.V.) und Yvonne Pouget (Choreographin, Tänzerin, Heilpraktikerin) werden die Themen vertieft und patriarchale und rassistische Strukturen herausgearbeitet.
Audio
14:39 min, 13 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 30.03.2023 / 22:03

Dateizugriffe: 1342

Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Kultur, Frauen/Lesben
Entstehung

AutorInnen: David Westphal
Radio: LoraMuc, München im www
Produktionsdatum: 30.03.2023
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Oma.Liebesbrief 00:58

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Ein Gespräch zwischen Enkelin und Großmutter. Sie befinden sich in einer Küche auf den Philippinen. Die Großmutter ist dort aufgewachsen, die Enkelin nicht. Sie ist Tochter eines Deutsch-Philippinischen Paares; ihr Name: Kathrin Knöpfle. Kathrin Knöpfle ist Tänzerin und Initiatorin des Films Tracing Mother Lines, um den es an diesem Abend im Giesinger Kulturbahnhof geht. Dort findet zum Film Tracing Mother Lines eine Filmwerkstatt statt. Es werden Ausschnitte aus dem Film gezeigt, der noch in der Produktion ist. Man bekommt Einblicke in die Arbeit des Filmteams, dass vollständig vor Ort ist. Neben Kathrin Knöpfle auch Theresa Seraphin, die Dramaturgin und Moderatorin des Abends, Annika Sehn, Ton und Regie, wie Rina Zimmering, Kamera. Worum es in dem Film geht, fasst Kathrin wie folgt zusammen:

Knöpfle.Resume 00:29

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Neben dem Filmteam besteht auch ein Podium für weitere Diskussionen mit und ohne Publikum. Zur Seite von Kathrin Knöfple und Theresa Seraphin sitzen Corina Toledo von frau-kunst-politik e.V., Veronika Trogemann von Matulong – hilfreich e.V., und Yvonne Pouget, Choeographin, Tänzerin und Heilpraktikerin.
Die Heiratsmigration auf den Philippinen ist seit den 70er Jahren ein verbreitetes Phänomen. Bekleidet mit einem Brautkleid steht Kathrin in einer Stadt auf den Philippinen. Für den Film hält sie ein Schild mit der Aufschrift „Bride to order“ hoch. Nicht nur einige Schaulustige und heiratswillige Philippinos gehen auf sie zu. Auch junge Philippinas. Kathrin fragt sie:

Knöpfle.Loveormo 00:03

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Liebe oder Geld? Es ist eine existenzielle Frage für Frauen auf den Philippinen. Eine Passantin antwortet mit Beidem. Doch der Großteil der Befragten wägt genau ab – und tendiert zum Geld. Da in den Philippinen das Geld nicht sehr locker sitzt, erscheint vielen Frauen die Heirat ins Ausland als bestes Versprechen für ein besseres Leben. Wie tief das in der philippinischen Kultur mittlerweile verankert ist, und welche Probleme das mit sich bringt, beantwortet Sabrina Gatschud in englischer Sprache. Sie ist vom Lunas Collective, dass sich mit feministischen Themenkomplexen auf den Philippinen beschäftigt. Sie wurde für den Film interviewed.

SabrinaGatschud 01:51

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Der Film Tracing Mother Lines berührt viele verschiedene Aspekte. Er ist einerseits ein Bericht von Kathrin Knöpfles Reise zu ihren philippinischen Wurzeln. Im Zentrum stehen nicht nur kulturelle Fragen, Fragen des Unterschieds und der Gemeinsamkeiten; auch individuelle Fragen innerhalb Kathrins Biographie. Andererseits geht es um Traumata, die eigenen und die der Familie und letztlich um Heilung. Dabei werden auch grundsätzliche Fragen berührt: Was bedeutet Heilung und welche Rolle spielt dabei der Körper? Dafür wird neben dokumentarischen Formaten auch künstlerisch-performative gewählt, wie die bereits erwähnte Aktion bride to order. Doch erstmal…

Knöpfle.Ankommen 01.17

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Veronika Trogemann vom Verein Matulong untertützt kinder und Jugendliche in philippinischen Slums. Auch sie ist Kind einer Deutsch-Philippinischen Ehe.

Trogemann.Wahrnehmung 01.16

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Die Christianisierung durch die spanischen Kolonialmächte spielen dabei ihren Part. Das Bild von Familie, Frau, Ehe und Lebensführung ist stark katholizistisch geprägt. Kathrin Knöpfle beschreibt die Bedeutung der Kirche auf den Philippinen so:

Knöpfl.Kathol 00:49

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Wiederum erhalten philippinische Frauen, die mit deutschen Männern sichtbar unterwegs sind, vorschnelle Opferzuschreibungen.

Seraphin.Stigma 00:35

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So stellt es Theresa Seraphin, die Dramaturgin des Films Tracing Mother Lines fest.
Auf der Reise haben sie neben privaten Stationen wie der Großmutter von Kathrin Knöpfle und gesellschaftspolitischen Aktivistinnen auch nach Möglichkeiten der Heilung dieses Traumas gesucht. Ein Trauma, dass schon vor Beginn von Kathrins Leben seinen Ursprung hat.

Knöpfle.Therapie 00:40

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Während Corina Toledo von frau-kunst-politik e.V. eine internationale Perspektive auf das Thema wirft, spricht Yvonne Pouget über die Entstehung und Heilung von Traumata durch körperbetonte Mechanismen. Es ist ein berührende Filmwerkstatt zum Film Tracin Mother Lines. Die Podiumsgäste sprechen sehr frei über persönliche Erfahrungen, ebenso wie es der Film ohne Berührungsängste vormacht. Die Mutter von Kathrin Knöpfle sitzt ebenfalls im Publikum. Es war der richtige Ort und das richtige Umfeld für diesen Film und den Austausch im Giesinger Kulturbahnhof. Bisher sucht das Filmteam noch nach weiteren Förderungen um noch mehr Material zusammenzutragen und eine längere Reportage daraus zu machen. Am Ende des letzten Filmausschnitts erklingen Töne einer Kalimba vor Meeresrauschen. Kathrin ist am Strand und trägt das Brautkleid von bride to order. In der Einstellung sieht man vom Strand aus auf das Meer hinaus. Die Brandung ist klein. Kathrin läuft mit ruhigem Schritt und ohne sich umzudrehen in das Wasser. Man bekommt den Eindruck, dass sie während der Dreharbeiten etwas hinter sich lassen konnte. Und sie hat etwas gelernt – so wie das Publikum auch.