Streikkultur und Gewerkschaften

ID 21670
 
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Anmod.-Vorschlag:
Kann sich eigentlich noch jemand an das Bündnis für Arbeit erinnern? Die Agenda 2010 hat vorerst Schluss gemacht mit sozialpartnerschaftlicher Kuschelei...
Menschen, die Lohnarbeit verrichten, befinden sich hierzulande seit Jahren in einer Abwärtsspirale:
Werke werden dichtgemacht, in Niedriglohnländer verlagert und Stellen abgebaut - und das obwohl sie oftmals profitabel sind. Nokia in Bochum oder Bike Systems in Nordhausen sind jüngste Beispiele. Dabei stimmen Beschäftigte oftmals Mehrarbeit ohne Lohnausgleich zu, um ihre Arbeitsplätze für ein paar Jahre zu sichern. Wer aber zu ausgelagerten Unternehmensteilen gehört, arbeitet dann zu Dumpinglöhnen und ohne feste Arbeitsverträge. Viele passen ihre Arbeitszeiten und die Einsatzorte flexibel an die Unternehmensbedürfnisse an. Gewerkschaften und Betriebsräte stimmen Öffnungsklauseln in Tarifverträgen zu. In einigen Branchen oder Landstrichen gibt es defacto überhaupt keine Tarifverträge mehr. In anderen Branchen liegen die Tariflöhne wiederum weit unter den jetzt geforderten staatlichen Mindestlohn von 7 Euro 50 die Stunde. Wer jetzt eine Arbeit sucht, kann froh sein, einen Minijob oder Leiharbeit im Niedriglohnbereich abzubekommen. Auch hier gibts Lohndrückerei inklusive. Wer arbeitslos ist, lebt am Rande - wirtschaftlich und auch sozial. Und das, was am Ende bei Beschäftigen und Arbeitslosen im Geldbeutel klingelt, verliert an Kaufkraft.

Aktuell erleben wir allerdings vermehrt Tarifkämpfe und Warnstreiks im öffentlichen Dienst, in Nah- und Fernverkehr. Kitas werden bestreikt, Müll bleibt liegen. Die U-Bahnen in Berlin standen bis Ostern 2 Wochen still, jetzt wird erstmal weiterverhandelt. Der Lokführerstreik der GDL bei der Bahn war ein erbitterter Kampf um deutlich mehr Geld und um eine eigenständige Tarifvertrag mit der GDL. Er dauerte ein Jahr. Dabei waren die GDL und die beiden anderen Bahngewerkschaften Transnet und GDBA auch noch untereinander tief zerstritten. Klare Fronten gab es keine.

Die Streiks stellen die Geduld der Menschen auf eine harte Probe. Viele haben selbst wenig Geld in der Tasche oder sind arbeitslos. Sie müssen Kinderunterbringung oder Fahrtwege mühsam organisieren. Angekündigte Preiserhöhungen und Stellenabbau (oder Verlagerung der Produktion bei privaten Unternehmen) sind die gängigen Drohungen der Arbeitgeber. Und sie werden auch immer wieder einmal wahrgemacht. Und doch unterstützen viele Menschen auch die kämpferischen Forderungen der Gewerkschaften in letzter Zeit.

Gestern haben in Berlin GewerkschafterInnen von der GDL und von Verdi, IG MetallerInnen und andere miteinander über ihre aktuellen Streikerfahrungen diskutiert. Jochen Gester ist Metaller und hat diese Veranstaltung mit organisiert- die Gewerkschafterin Gesine Leyk von Radio CORAX aus Halle sprach mit ihm
Audio
12:38 min, 14 MB, mp3
mp3, 160 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 26.03.2008 / 14:51

Dateizugriffe: 211

Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Arbeitswelt, Politik/Info
Serie: Corax-Widerhall
Entstehung

AutorInnen: Tagesaktuelle Redaktion Corax
Radio: corax, Halle im www
Produktionsdatum: 26.03.2008
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Kein Skript vorhanden.

Kommentare
27.03.2008 / 00:42 theo,
gesendet am 26.3.2008 zwischen 21.30-22.00 in "Aus Politik und Gesellschaft"
danke