Über das Scheitern einer kleinen Gemeinschaft im Ereichen ihrer eigenen fehlbestimmten Träume und/oder Ziele

ID 3029
 
Mit Musik untermalte Übersetzung eines Textes vom "the silver Mt. Zion memorial orchestra & tra-la-la band" aus Montreal, Kanada. Der Text liegt einer CD der Band bei ("born into trouble as the sparks fly upward") und handelt von der Möglichkeit, die Dinge der Welt kollektiv zu verändern...
Audio
09:02 min, 8466 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 17.01.2003 / 12:47

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Klassifizierung

Beitragsart: Collage
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Musik, Kultur
Entstehung

AutorInnen: roterbereich
Kontakt: roterbereich(at)zusa.de
Radio: ZUSA, Uelzen im www
Produktionsdatum: 17.01.2003
keine Linzenz
Skript
Und wir waren eine Armee von toten Frauen und Männern, die zwecklos durch und über dieses ruhmreiche neue Jahrhundert schlurften, mit all seinen interaktiven Spielsachen, seinem Internet-Geplapper, elektrifizierten Stillhalte-Zügeln, Milliarden Dollar Todesstrahlen und Hochsicherheitstrakten und seiner verfluchten stets aufs neue wiederaufbereiteten, irrationalen und verreckenden Ökonomie aus Blut, Elend und langsamen beschissenem Verhängnis? Und bitte werdet euch klar darüber, oder seid euch dessen bereits gewiß, daß diese Aufzeichnung, als eine einseitige Übermittlung so beschissen nutzlos ist, wie alle einseitigen Übermittlungen mit Sicherheit für immer verstummen müssen, in diesem bereits existierenden Durcheinander aus Strahlung, Elektrizität und Geräuschen und Geschrei und Lügen ... Und & also und aber entwickelte sich zu einer Zeit irgendwo irgendeine klitzekleine Aktion -möglicherweise- und niemand von uns hat bisher etwas darüber gehört, stattdessen drehte sich die Welt langsam weiter? Und so erwachten wir alle mit einem Kater, jedes mal ein bischen abgegessener, oder verängstigter oder verschreckter, und schlurften gerade noch ein bischen weiter. Und während wir geschlafen haben, nahmen sie uns unser Zuhause weg, und alles verwandelte sich in Disneyland und Marionetten und Rouletttische und Speichel? Keine netten ziellosen Spaziergänge mehr erlaubt. Keine langen durchwanderten Nächte mehr, entflammt mit Möglichkeiten, Wundern und Freuden. Hier nicht, nein. Nicht mit den blitzenden Polizeilichtern, und den kontrollierten Parkanlagen und Vergnügungsvierteln, mit dem ganzen „Ja, ihr könnt hier leben, aber ihr könnt hier nicht leben, ich meine ihr könnt eure Miete zahlen und ein bischen hin und her gehen, aber das ist auch schon fast alles, Leute, und vergesst es ja nicht hahahahahaha“? Und wir lernten die Regeln nur allzu gut, und sie veränderten die Art wie wir fühlten und lebten und sogar die Art wie wir atmeten? Und was ist mit jener Geschichte darüber wie wir uns gegenseitig im Stich gelassen haben, weil wir zu sehr damit beschäftigt waren herauszufinden wie allein wir uns alle fühlten, die meiste Zeit? (Das heißt wir behandelten uns gegenseitig wirklichwirklichwirklich schlecht, Leute)? (Und wir gestalteten unsere eigenen neurotischen Seifenopern mit unseren langweiligen und traurigen Partnern, Ironie, Fernsehen und Cocktails?) Und in unserer unendlichen Schwäche kamen wir zu dem Schluß, daß sowieso alles beschissen sei, also könnten wir uns auch genauso gut an den Gestank gewöhnen? Und wir versammelten uns in den Hallen unserer Kompromisse, die nach Versagen, Abstand und Selbstentfremdung rochen? Und so begegneten wir uns nie wirklich? Und da wir uns nie begegnet sind, haben wir sie uns auch nie ausgedacht, sie nie geplant oder ausgeführt, die gescheiterten Träume, die man niemals hätte scheitern lassen müssen? Und wir haben auch nie herausgefunden wie wir den schmeichelnden Agenten der Erholung etwas entgegenzusetzen haben, die immer wieder unsere leuchtendsten Hoffnungen stahlen und sie von Satteliten aus erschossen, für 2 Euro 95 die Stunde? (Und würdest du es uns glauben, daß wir eine Maschine konstruierten, die alle ihre beschissenen Satteliten vom Himmel holen wird?) Und die Argumente für und dagegen waren niemals kompliziert, aber sie waren auf jeden fall verdammt komplex? Und wir fertigten träge Ionen des Tatsächlichen an und gaben vor, daß wir ruhiggestellt wären, aber wir waren nur allzu leicht erregbar, oder regten uns gar überhaupt nicht mehr? Und niemals erstürmten wir die Tore oder Mauern? Sondern wir stellten schwerfällige Dinge mit unseren Händen her, und diese Dinge waren uns wichtig, diese schwerfälligen abgehobenen Türme und Minarette, die wir mit unseren eigenen besorgten Händen anfertigten? Und wir erschufen unsere eigenen verworrenen Glaubenssysteme, die ohne Ende und bedeutend schön waren, in ihrem kleinen engstirnigen Wirrwar von Verlust, Sorge, Glaube und Bedürfnis? Und wir vollführten kleine Gesten mit unseren Händen oder Augen, die unendlich erlösend waren, und die uns alle oft beinahe an Heilige und/oder Engel glauben ließen? Und wir tagträumten endlos davon für eine Weile ein bischen ruhiger oder ein wenig lauter zu leben? Und wir strebten fast immer nach ein bischen mehr Engagement für diese gefallene/fallende Welt? Oder wir bekräftigten unseren Entschluß zu Zeiten und unterwarfen unsere Köpfe und Schultern ganz der Aufgabe, die vor uns lag und gruben, erbauten und errichteten? Oder wir überbrachten manchmal Erweckungsbotschaften oder drängende Ängste auf Photokopierten Blättern, seidenen Filmleinwänden oder auf CDR`s. Und wir fanden manchmal Antworten auf den leeren Plätzen, wie einen Vogelschwarm, der aus toten Gebäuden auffliegt, unter dem blinden weissen Loch der Sonne? So wie Bäume, die durch Zäune wachsen, oder ein zurückgelassener Krug, der mit dem rostigen Wasser eines Sommers gefüllt ist, dort draußen hinter dem Ort wo die schweren Züge rollen? Und wir fanden Hoffung in dem Gedanken von der vergeblichen Geste? Und wir nahmen manchmal Gestalt an, mit Steinen in den Händen? Und wir erbauten etwas, trotz allem, und wir werden das uns von ihnen nicht so leicht wegnehmen lassen? Also bitte, oh bitte, laßt uns bitte überlegen was genau wir hier erbauen können, auf diesem verdörrtem und brachliegendem Boden? (Während wir von vornherein wissen, daß früher oder später ihre Bulldozer kommen und alles niederreißen werden....) (Doch wir können es erbauen, trotzdem und verstaubte Botschaften hinterlassen, von unseren vergangenen Reisen....) Und Wiederstand wuchs aus zarten Orten, und wir kämpften den guten Kampf wann immer er unsere einsamen und gewundenen Straßen hinunter kam.

Godspeedyoublackemperor.com

Kommentare
18.01.2003 / 05:01 axel, coloRadio, Dresden
gut
besser könnte mensch es nicht beschreiben. für die verdörrte landschaft dresdens bestens geeignet! danke an den roten bereich.