Vogel der Woche (173): die Gelbschwarze Stromstelze

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Alle Welt redet vom sichersten Endlager der Welt - nun isses endlich gefunden.
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04:53 min, 2288 kB, mp3
mp3, 64 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 03.10.2010 / 17:13

Dateizugriffe: 133

Klassifizierung

Genre: Hörspiel
Langue: deutsch
rubrique: Politik/Info, Umwelt, Religion, Andere
Series: Vogel der Woche
Entstehung

Auteur: hikE
Radio: RUM-90,1, Marburg im www
Date de production: 03.10.2010
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Beginn Sprechtext //

Heute: die Schwarzgelbe Stromstelze. Nucleolobbyia icteronigra.

Die Stromstelze, auch Atomstelze oder schwarzgelbes Strahlefinkchen gerufen, ist vor allem für ihre verblüffende Fähigkeit bekannt, rasante 180°-Wendungen hinzulegen.

Sie ist ein Meister des Antäuschens, beispielsweise täuscht sie, um ihre Beliebtheit zu steigern, einen Atomausstieg vor, um wirklich jedesmal in der Sekunde, in der sie ihren Nistplatz für vier Jahre gesichert hat, das exakte Gegenteil des Versprochenen zu tun.

Viele Ornithologen wollen sie daher auch den Wendehälsen zurechnen, aber zoologisch ist das Tier eindeutig ein Wippsteert, also ein schwanzwackelnder Pieperverwandter bei dem es gehörig im Bereich der Denkmasse stelzt. Ausserdem geht ja die Kehrtwendung der Atomstelze jedesmal in die gleiche, ewiggestrige Richtung. Und das sieht eher nach ner pathologischen Macke aus als nach Wendehalsigkeit.

Den wippenden Steert kann die Schwarzgelbe Stromstelze super einsetzen, um ihre Wendungen zu vollführen.

Der Schwanz ist, seiner Aufgabe entsprechend, den ganzen Tag in Bewegung, wendet mal hier erneut das Blatt, oder wird mal dort steil aufgerichtet wenn wieder etwas Geld, ein Vorstandspöstchen der Atomlobby oder ein Castor irgendwo hin geschoben werden müssen, wo die Sonne nicht scheint; überall strahlt das schwarzgelbe Strahlefinkchen einen unkorrigierbaren Optimismus aus, dass das schon alles der Zukunft dienen werde, und verspricht mit einem treuen Bambi-Blick, dass ihr Boppes das sicherste Endlager der Welt sei.

Ja klar - jetzt, wo der Anus dieses Vögelchens per Regierungs-Papierchen auch nicht mehr eine Million Jahre dicht halten "muss", und dafür auch ab und zu mal etwas Strahlung entweichen lassen "darf". Jetzt, wo die Spielregeln für Endlager in schwarzgelber Tinte umgeschrieben worden sind, jetzt mag das tatsächlich zutreffen mit der Sicherheit im Atomstelzenpopo. Jetzt kann sich auch jeder Hinterhof bewerben und jedes Löchlein, sei es noch so winzig. Hauptsache die Sonne scheint dort nie.
Dafür steht beispielhaft das Strahlefinkchen und leistet eine unverwüstliche Überzeugungsarbeit - mit dem Schnabel in die Vergangenheit, mit dem Boppes in die Zukunft zeigend.

Das, was bereits heute zuverlässig in diesem Orkus der Sicherheit verschwindet und auch in einer Million Jahren in keiner Form wieder auftauchen wird, das ist die Parteispende und das persönliche Schmiergeschenkchen der Atomlobby an die Partei-Kasperles. Und, natürlich, auch das Geld der Menschen, die ganz deutlich gegen Atomkraft sind und trotzdem täglich Steuern dafür blechen, die strahlende Zukunft für alle persönlich hautnah erlebbar zu machen. Gerüchteweise sind nämlich auch Vorgärten nun zum Endlager tauglich, natürlich nur dann wenn dort die Sonne nicht scheint. Im Zweifelsfall einen weissen Plastik-Baldachin aufstellen und den Vorgarten beschatten, dann klappt das auch mit der Sicherheit.

Mit diesen eindeutigen, nicht von der Hand zu weisenden Belegen dafür, dass das Endlager im Hintern der schwarzgelben Stromstelze bereits in allen finanziellen atomaren Belangen sicher ist, kann es nun also an die fröhliche Einlagerung der Castoren gehen. Die werden mit der gleichen Zuverlässigkeit im Dunkeln bleiben. Also alles bestens! Oder?

Die Atomstelze ist wirklich ein klasse Tier, sie macht nämlich, noch während sie ewiggestrige Tugenden und Technologien bejubelt, fröhlich und optimistisch jedem noch so gutgläubigen Einwohner der Bundesrepublik klar, dass Schwarz und Gelb schon immer Warnfarben waren und es auch heute unverändert sind.

Es ist also auch heute sehr sinnvoll, sich von allem was Schwarz/Gelb ist und wie Kaa die Schlange aus dem Dschungelbuch "vertrauuuuu miiiiir" flötet, entschieden fernzuhalten. Man hat sonst schneller als einem lieb ist, einen Castor im eigenen Rektum. Oder im Vorgarten - je nachdem wo weniger Sonne hin scheint.

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Muah.

// Ende Sprechtext

Kommentare
04.10.2010 / 08:57 marie,
sendet
im moment über erfurt. danke. sehr gut