The Story of Stuff

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Wer meint, Zeichentrickfilme würden stets nur der Unterhaltung dienen, der liegt möglicherweise daneben. Seit einiger Zeit gibt es einige Zeichentrickfilme, die zwar unterhaltend sind, keineswegs jedoch nur der Belustigung dienen. Umweltbotschaften können recht ausgefallene Wege gehen.
Audio
06:47 min, 1590 kB, mp3
mp3, 32 kbit/s, Mono (24000 kHz)
Upload vom 11.02.2012 / 16:59

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Klassifizierung

Beitragsart: Kommentar
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Umwelt
Serie: Grünfunk (Greenpeace München)
Entstehung

AutorInnen: Katja Bachert (Greenpeace München)
Radio: LoraMuc, München im www
Produktionsdatum: 23.09.2010
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Kaffeebecher, Handys, DVDs, Klamotten oder Spielzeug – was machen wir eigentlich mit all diesem Zeug, dass wir uns ständig anschaffen? Und viel wichtiger: Wo kommt es her und wo geht es hin?
Diese Frage steht im Zentrum des Internetfilms „The story of stuff“ von Annie Leonard, mit dem die amerikanische Umweltaktivistin bisher nicht nur viele Gleichgesinnte auf der ganzen Welt begeistert hat. Wir nahmen das spannende Aufklärungsprojekt einmal genauer unter die Lupe:

„The Story of Stuff“ oder, „Wie wir unsere Erde zumüllen“

Auf der Website zum Film „The Story of Stuff.de (im englischen Original .com) heißt es wörtlich: Annie Leonard will den Menschen die ökologischen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Folgen unserer Überflussgesellschaft nahebringen. Denn unser Globus ist überladen mit Konsumgütern, die durch Ausbeutung von Ressourcen und Menschen hergestellt wurden und die nach einem halben Jahr zu 99 Prozent auf einer Müllkippe landen.

Wer nach dieser Ankündigung hinter „The story of stuff“ Moral-geschwängerte Reden einer realitätsfremden Umweltaktivisten erwartet, liegt falsch. Denn statt Schuldzuweisungen auszusprechen, appelliert Leonard mit ihrem frechen Karikatur-Trickfilm an unsere Vernunft und an die Verantwortung als Konsumenten.
Schon seit Jahren macht sich die studierte Regional- und Städtebauentwicklerin für den rücksichtsvollen Umgang mit der Natur stark. Unter anderem arbeitete sie bereits für namhafte Umweltorganisationen wie Health Care without Harm, Essential Action, GAIA und Greenpeace.
Für ihr Projekt „the story of stuff“ bekam Annie Leonard jedoch ein solch positives Echo, wie es sich manche Umweltschutz- und Menschenrechtsorganisationen wünschen. Weltweit sahen bisher mehr als 10 Millionen Menschen ihren Kurzfilm „The story about stuff“. Viele internationale Medien berichteten bereits über das Web- Aufklärungsprojekt. Das Time Magazine ernannte Annie Leonard 2008 sogar zu einer DER „Umwelthelden“ des Landes. Denn ihr 20minütiger Internet-Film wird auf Youtube längst auch von Leuten angeklickt, die bisher beim Wort Umweltschutz gelangweilt die Augen verdrehen.

Denn Leonards Erfolgsrezept ist so einfach wie genial: Statt mit erhobenem Zeigefinger Nachhaltigkeit und verantwortungsvollen Konsum zu predigen, erklärt sie die komplizierten Zusammenhänge zwischen Ausbeutung von natürlichen Ressourcen und unserem Besuch im Supermarkt so logisch, dass ihn selbst Schulkinder begreifen können. Dabei steht Annie Leonard vor einer weißen Wand und beschreibt in einfacher Sprache den Zeichentrickfilm, der hinter ihr abläuft.

In der ersten Szene von „The story of stuff“ hält sie einen MP3-Player und beginnt erzählen. Und das klingt so:

http://www.youtube.com/watch?v=aobXsa8McEk
Einspieler: 57 Sec

Die Ergebnisse der zehnjährigen Untersuchung, die Annie Leonard auch in einem Buch mit gleichem Titel veröffentlich hat, sind oft erschreckend. Dort benennt sie Probleme ganz klar und unmissverständlich, wenn sie zum Beispiel schreibt: "Tatsächlich ist auf meiner kurzen Liste wichtiger Grundbestandteile WASSER der wichtigste Stoff von allen, weil praktisch kein industrieller Herstellungsprozess ohne ihn abläuft. So benötigt man 300 bis 400 Tonnen Wasser, um eine Tonne Papier herzustellen, wenn von dem Wasser nichts mehrfach verwendet oder recycelt wird. Um die Baumwolle für ein T-Shirt wachsen zu lassen, braucht man 970 Liter Wasser. 136 Liter Wasser sind nötig, um die Kaffeebohnen für Ihre morgendliche Tasse anzubauen, zu rösten, zu verpacken und zu verschicken. Die Produktion eines typischen Mittelklassewagens verschlingt mehr als das Fünfzigfache seines Gewichts an Wasser."

Diese Zahlen sind ebenso wie viele andere Fakten aus „The story of stuff“, angesichts unseres konsumorientierten Lebens, grotesk und ernüchternd zugleich. Doch die meisten Menschen sind sich der Tragweite ihres tagtäglichen Handels nicht bewusst. Mit ihren Filmen will Annie Leonard aufklären ohne zu belehren. Sie versucht uns klar zu machen, dass wir einen Einfluss auf diese Produktionsmaschinerie haben, die ohne Rücksucht auf Verluste weiterproduziert, solange wir in Supermärkten und Shoppingcentre dieser Welt Dinge kaufen, die wir eigentlich nicht brauchen. Wir Konsumenten haben die Macht, diesen Kreislauf zu unterbrechen, und zwar durch unsere Kauentscheidung.

Denn verantwortungsvoller Konsum ist eigentlich gar nicht so schwer. Wir müssten uns beim Einkaufen nur folgende Fragen stellen: Brauche ich dieses Produkt wirklich? Und wenn ja, wie wird es hergestellt?

Neben „The story of Stuff“ hat Annie Leonard bereits drei weitere Filme produziert, die auf der Internetseite The story of stuff.com zu sehen sind:
Im neusten Streifen “The story of cosmetics” spricht Leonard über Kosmetik-Produkte. Trotz der verlockenden Bezeichnungen wie „Organic“ und „Natural“ enthalten die meisten Produkte marginale Dosen giftiger Inhaltsstoffe. Im Einzelnen kann unser Körper leicht damit fertig werden. Wenn man jedoch bedenkt, wie viele verschiedene Kosmetikprodukte wir täglich benutzen, fügen wir unserer Gesundheit eben durch diese Vielzahl sukzessiven Schaden zu.

„The story of bottled water” behandelt den Wahnwitz, welcher der industriellen Produktion von Flaschenwasser zugrunde liegt. Für eine natürliche Ressource, die so vielen von uns kostenlos zur Verfügung steht, tragen wir zu den Gewinnen der Wasserindustrie bei. Und unterstützen damit die Müllproduktion in Form von Plastikflaschen, die unter anderem dafür verantwortlich, dass viele Menschen auf der Welt von sauberem Trinkwasser abgeschnitten sind.

In ihrem vierten Film, “The story of cap and trade”, schildert Annie Leonard, anschaulich, wie verlogen der Handel mit Emissionen ist und weshalb Wirtschaft und Industrie die einzigen Profiteure sind.
Alle Filme sowie weitere Infos zum Projekt „The story of stuff“ finden sich im Internet unter:
www.storyofstuff.com oder www.thestoryofstuff.de