mikro.fm: solarkraft! nein danke?

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über die aktuellen pläne der deutschen bundesregierung, das energieeinspeisegesetz zu ungunsten der solarenergie und zugunsten der grossen stromkonzerne zu ändern; 1 gespräch


1. teil: (ca. 6 min) glosse zum thema
2. teil: technische und ökonomische hintergründe und möglichkeiten von solarstrom (ca. 26 min)

start: "wir sind auf sendung ..."
ende: "...es geht jetzt weiter im programm mit:"
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Klassifizierung

Beitragsart: Feature
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Umwelt, Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: mikro.fm, berlin
Radio: FRBB, Berlin und Brandenburg im www
Produktionsdatum: 13.03.2012
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
text der glosse, die am anfang verlesen wird:


sudo killall --context atom solar

Es gibt einen russischen Witz, der zur aktuellen Politik, uebrigens nicht nur hierzulande, gehoert, wie der Teufel zum Weihwasser. Der Witz geht so: Was ist der Unterschied zwischen einem Optimisten und einem Pessimisten? Der Unterschied ist, dass der Pessimist, ein bisschen wie bei ottos mops, wenn der naemlich gekotzt hat, also ein bisschen wie bei ernst jandl, sagt: ogott, ogottogott, - und dann Luft holt: es ist so schlimm, o gott, so schlimm, schlimmer kann es nimmer werden. Und der Optimist sagt dann, freudig: Doch!

Die Pointe kommt noch. Puenktlich zum Jahrestag einer als unfall deklarierten katastrophe im kraftwerk fukushima daichi, zentral Japan, hat die deutsche Bundesregierung nicht nur den bundesdeutschen Solarstromproduzenten, sondern der Solarenergie insgesamt den Krieg erklaert.

Und wie vor einem Jahr muss alles wieder ganz schnell gehen. Die Einspeiseverguetung fuer Solarstrom, d.h. Subventionen, die unter anderen, unter nicht neo-liberal diktierten vorzeichen “Investitionen” heissen wuerden, sollen jetzt, nach dem Willen von schwarz-geld, schon ende April gekappt, und praktisch gestrichen werden; die Entscheidung kam schnell, ueber Nacht, ein Blitzkrieg, der so nachhaltig sein wird, wie ihn nur optimisten sich ertraeumen koennen.

Aber die Pointe kommt noch.
Mit den Traeumen ist es wie mit den Launen: sie sind fluechtig und so ist denn ziemlich sicher, dass die Bundesregierung nicht aus einer Laune heraus - weil sparen halt grad in ist, etwa so in, wie keine Vermoegenssteuer oder keine Finanztransaktionssteuer zu haben, beispielsweise -
also, es ist keiner Laune von Berufspolitikern geschuldet, dass dem Gesetz ueber die erneuerbaren Energien
solcherart zugesetzt wird, dass es nur im Wachkoma wird ueberleben koennen. Die aktuelle Bundesregierung, wie ihre Vorgaengerin und wohl auch ihre Nachfolgerinnen, also Schwarz-geld bleibt auch beim 'energieeinspeisegesetz' seiner hoeheren berufung und somit dem beruf des kellners treu.

Die Kueche wiederum bleibt fest in der Hand der Lobby einer Industrie des 20. Jahrhunderts. Der grossen Industrie, wie Marx sie nannte, die auf eine zentralisierte Infrastruktur setzt und die, darauf kommt's schliesslich an, naturgemaess gigantische Kapitalmengen zu fressen und dann wieder riesige Mengen Mehrwert zu speien vermag.

Dieser Mehrwert, es hat sich inzwischen herumgesprochen, sinkt umgekehrt proportional zum Grad der Naturzerstoerung. Denn so wie das Wasser von oben nach unten fliesst, ist kein hedgefond so nachhaltig wie das, was wir “Klimawandel” nennen. Waehrend also weltweit die Schoepfung von Mehrwert ihren peak laengst erreicht hat, gilt gleiches fuer inzwischen auch jeden Rohstoff. Die Rede von den 'seltenen erden' - die seltsam nach Maerchen klingt - spricht hier Baende. Seltene Erde. Sterntaler. Eurobonds. Coltan. Waehrend also der Heisshunger nach Maerchen und Mehrwert steigt - so dass inzwischen die Summe aller virtuellen Werte die Summe aller Werte der sogenannten Realoekonomie um ein vielfaches uebersteigt - wird also der letzte Versuch einer okoelogischen Erneuerung der kapitalistischen Oekonomie wo nicht der garaus gemacht, so doch kurzerhand abgebrochen.

Statt auf die Photovoltaik, also die Verwandlung von Sonnenstrahlung in Strom, setzt die Bundesregierung, also letztlich: das frontend der deutschen Grossindustrie, deren Vorstaende und Vertreter noch im herbst 2010 mit ganzseitigen Anzeigen eine 'energiepolitische Wende' und den Ausstieg aus dem Atomausstieg gefordert hatten - lauter Maenner uebrigens, 23 an der Zahl - statt also mit dem Solarstrom eine dezentrale, konsumnahe und tendentiell oekologisch ausgerichtete Technologie zu foerden, setzt schwarz-Geld weiter auf fossile Brennstoffe, auf den Ausbau von off-shore Windkraftparks, auf desertec, also gigantische Solaranlagen in der Sahara, auf die Industrieprojekte von Vattenfall, rwe, enbw, Siemens und dem Rest vom Club - kurz: das deutsche Grosskapital, das - auch dies ist noch nicht die Pointe,
bekanntlich kraeftig an der Wiege von zwei Weltkriegen geschaukelt hat.

Vielleicht ist das Bild aber auch ein anderes und die deutsche Bundesregierung, die im letzten Jahr, wie alle glaubten, zum ersten mal kniff und nach ihren Herrchen zu schnappen schien, was als Ausstieg vom Ausstieg aus dem Ausstieg aussah, und darum vielen wie ein Biss erscheinen musste. Tatsaechlich aportiert die deutsche Bundesregierung wieder brav wie der buchstaebliche Hundt, ein Vorgang, den Leute wie der aktuelle Wirtschaftsminister Roessler denn auch konsequent “liefern” nennen. Philipp Roessler? Das ist der Vorsitzende der Partei mit den drei Punkten und einem “harten Kern” von Unterstuetzern, der nach juengsten Angaben des Berliner Landeswahlleiters bei 1,8 Prozent liegen. Philipp Roessler, das ist der freundliche Herr mit dem Frosch im Glas, der glaubt, er sitzt in einem anderen Glas und der darum nicht springt, wenn sich die Temperatur des Wassers dramatisch erhoeht. Ein laechelnder, ein strahlender Optimist.

Kommentare
24.03.2012 / 06:21 AL, coloRadio, Dresden
wird
morgen gesendet.