Kein Strom mehr - und weiter?

ID 4770
 
Audio
01:25 min, 1997 kB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 18.08.2003 / 17:20

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Klassifizierung

Beitragsart:
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Umwelt, Internationales, Wirtschaft/Soziales
Entstehung

AutorInnen: Götz Rubisch, Radio Corax
Radio: corax, Halle im www
Produktionsdatum: 18.08.2003
keine Linzenz
Skript
Zack - Ruhe im Zähler. Saft weg, alles tot, nicht nur hier, sondern auch beim Nachbarn, sogar bei der Schwiegermutter in der übernächsten Großstadt. Tagelang. Man muss sich das mal vorstellen!
Nachts richtig finster, aus dem Kühlschrank fängt's an zu stinken. Kein Telefon, kein Fax, null Glotze, nicht mal Töne aus dem Radio im Auto. Nichts.
Dieses ganze Kommunikationsgelumpe bringt nichts anderes mehr fertig, als leise und hilflos vor sich hin zu rauschen. Tagelang und überall.
Langsam fangen sie an, mir leid zu tun, die Amis, nicht nur wegen ihres Präsidenten oder wegen ihrer klapprigen Space Shuttles.
Aber das ist zu kurz gedacht. Halten wir uns doch die Tatsache vor Augen, dass bisher noch alles Amerikanische mit zeitlicher Verzögerung auch bei uns durchschlagen konnte. Da kann es sich durchaus lohnen, über Zusammenhänge und Wirkungsmechanismen nachzudenken. Diese Welt ist so verdammt klein geworden.
Wollen Sie wissen, was ich glaube? Ich denk' mal, das war Absicht, einfach Sabotage. Da wollten irgendwelche Leute den Preis in Ordnung bringen. Und wie geht das leichter als mit einer gezielten Verknappung? Wird das Obst zu billig, betet man für einen Sommer wie diesen. Soll das ganze Land merken, wie wichtig der Saft aus der Dose ist, dreht man einfach mal ein bisschen an der Phasenlage. Dann gehen zwei Kraftwerke miteinander in den Clinch und die Sicherungen fliegen wie's Feuerwerk - und das auch noch Hunderte von Kilometern entfernt.
Ereignisse wie dieses sollten uns eine Lehre sein. Auch Deutschland scheint mittlerweile zu jenen Ländern zu gehören, in denen die Regierung der Wirtschaft nicht mehr auf die Pfoten hauen darf - siehe Dosenpfand, siehe Lkw-Maut. So ist dann eine restlos durchprivatisierte Energieversorgung irgendwann nichts anderes mehr als eine Zeitbombe. Gerade erst saß der Bundeskanzler mit deutschen Energiebossen zusammen. Vielleicht haben die ihm erlaubt, den Zünder noch mal zurück zu drehen. Als Gegenleistung will er den zu erwartenden Nachschlag ein weiteres Mal Öko-Steuer nennen.
Die nächste Jahresendabrechnung wird uns wieder vor Wut erbleichen lassen. Sollen wir dann vielleicht auch noch dankbar sein, dass wenigstens dauernd Druck auf der Leitung war?
Das sind ja herrliche Aussichten.