Kranke, Alte, Arbeitlose - unser aller Rettung

ID 4787
 
Glosse über die zu erwartenden Auswirkungen der Gesundheits"reform"
Audio
02:50 min, 3987 kB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 25.08.2003 / 20:38

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Klassifizierung

Beitragsart: Kommentar
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Wirtschaft/Soziales
Entstehung

AutorInnen: Götz Rubisch, Radio Corax
Radio: corax, Halle im www
Produktionsdatum: 25.08.2003
keine Linzenz
Skript
Welche Nachricht möchten Sie zuerst hören, die gute oder die schlechte?
Die gute? Bitte schön:
Auch diesmal kommt die Pharma-Industrie ungeschoren davon, auch diesmal wird es keine Positivliste geben. Schließlich kostet Arzneimittel-Forschung jede Menge Geld.
Nun gleich die schlechte Nachricht: Alle zahlen jetzt mehr ein, neuerdings auch Rentner. Die haben schließlich die teuersten Krankheiten, oder?
Soviel zur offiziell verbreiteten Meinung. Die hat sich übrigens auf eine neue Sprachregelung geeinigt: Von einer Gesundheitsreform mögen sie nicht mehr reden, seit dem Wochenende nennen sie das unwürdige und asoziale Geschacher einen Gesundheits-"Kompromiss". Wie hübsch. Nur ist die Sache so einfach leider nicht.
Volkes Gesundheit soll bald zehn Milliarden weniger kosten, haben sie ausgerechnet. Achteinhalb soll das Volk selber zahlen, den Rest alle anderen Beteiligten. In der Praxis sieht das aber so aus, dass das Volk selber zahlen muss - und zwar sofort, während Ärzte, Apotheker und Pillendreher von zukünftigem Gewinn Abstand nehmen sollen. Die werden feine Auswege finden, um auf anderem Wege wieder herein zu holen, was ihnen da entgehen soll. Nur Sie als "Gesundheits-Kunde" können das nicht, Ihnen legt man einfach die Rechnung vor. Ein Kompromiss soll das sein?
Leisten wir uns mal kurz einen Blick in die reale Welt der faulen Zähne.
Sie haben immer brav Ihre Bonuskarte stempeln lassen? Wie nett von Ihnen! Nur hilft das bald nichts mehr, dafür gibt's bestenfalls ein freundliches Lächeln des Zahnarztes für erwiesene Kundentreue. Zum Ausgleich dürfen Sie mit mehr Zahnschmerzen nach Hause gehen, als Sie in seine Praxis mitbrachten. Außerdem haben Sie zehn Euro Eintritt bezahlt.
Sollten Sie obendrein als langzeit-arbeitslos oder sonstwie hilfebedürftig zu den Verlierern dieser Ordnung zählen, richten Sie sich lieber jetzt schon auf Flüssignahrung ein. Sie haben's nicht besser verdient, meint die Regierung.
Ein Helmut Kohl hätte das nicht besser hinbekommen.
Wir merken uns das.