"Aus neutraler Sicht" von Albert Jörimann - Brüllaffen

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13 Prozent beträgt der Anteil des Brüllaffen im Gesamtdeutschen, das ist deutlich mehr als der Anteil des Neandertalers, der bei zirka 2 Prozent liegt, wenn ich mir das richtig gemerkt habe.
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Upload vom 26.09.2017 / 09:32

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Klassifizierung

Beitragsart: Feature
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Serie: Aus Neutraler Sicht
Entstehung

AutorInnen: Albert Jörimann
Radio: Radio F.R.E.I., Erfurt im www
Produktionsdatum: 26.09.2017
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
13 Prozent beträgt der Anteil des Brüllaffen im Gesamtdeutschen, das ist deutlich mehr als der Anteil des Neandertalers, der bei zirka 2 Prozent liegt, wenn ich mir das richtig gemerkt habe.
Wusstet ihr übrigens, dass das Wort Neander zurückgeht auf einen Herrn Neumann, welcher sich im 18. Jahrhundert, dem gräzisierenden Zeittrend gemäß, umbenannte auf Neos Andros oder so ähnlich, kurz eben Neander? Ich wusste das auch nicht, bis ich in diesem Sommer mal in der Nähe von Düsseldorf in das entsprechende Museum spazieren geführt wurde, und den mit den zwei Prozent Anteil an der Genmenge habe ich letzthin in einem Bestandteil der internationalen Lügenpresse, also in jener Zeitung gelesen, die ich täglich zusammen mit zwei Tassen Kaffee konsumiere.

13 Prozent, damit steht ihr eigentlich noch ganz gut da im Vergleich mit anderen Kulturnationen wie Griechenland, England und Indonesien, und in der neutralen Schweiz hat die Diskussion noch nicht eingesetzt, ob wir jetzt Flüchtlingslager für nicht rassenreine oder mindestens nicht gut ra­sierte Deutschinnen und Deutsche einrichten müssen. Abgesehen davon: In einem meiner wei­teren Referenzorgane der internationalen Lügenpresse, nämlich der Heute-Show des ZDF, habe ich ge­hört, dass eine, vermutlich Landtagsabgeordnete der Brüllaffen in Eurem schönen Bundesland und Freistaat Thüringen die Reichs- und Landesregierung angefragt hat, wieviele Homosexuelle es in eurem schönen Bundesland und Freistaat gebe. Solche Anfragen haben immer eine gewisse As­so­nanz zu den der statistischen Erhebung folgenden administrativen Maßnahmen, welche der Kon­zentration und Ausrottung vorausgehen, also den Juden- und Homosexuellensternen unter dem Betreiber einer der, laut dem dementen Altersbrüllaffen schönsten deutschen Wehrmächte aller Zeiten anno 1933 bis 1945, 12 Jahre lang, also deutlich weniger, als es die wiedergewählte Bun­deskanzlerin Merkel oder ihr ebenfalls oft wiedergewählter Ziehvater Helmuth Kohl an der Spitze dieses Landes ausgehalten haben, aber wie auch immer: Dieser offensichtlich schwulenfeindlichen Abgeordneten, deren Schwulenfeindlichkeit unter den Bedingungen des frisch an- und aus­ge­bro­che­nen dritten Jahrtausends nur mit ihrer eigenen verdrängten Schwulität zu erklären ist, dieser homophoben antisemitischen Hitlerverehrerin ist es offenbar entgangen, dass ihre Führerin Alice Weidel selber stark lesbisch ist und zwecks Vermeidung von Steuerzahlungen an den deutschen Zentralstaat in der Schweiz lebt.

Aber so sind sie nun mal, die Brüllaffen, und jegliche Beschäftigung mit ihnen steigert eigentlich bloß die öffentliche Aufmerksamkeit, weshalb sie selbstverständlich bewusst mit Provokationen arbeiten wie der erwähnten Wehrmachtsverherrlichung des Gauland-Brüllaffen, aber schließlich sind die Wahlen jetzt vorbei, sodass ich für einmal einen Abstecher in den Zoo machen und über diese laute Gattung ein paar Worte verlieren kann. In einem gewissen Sinne geben sie einem schon zu denken, und zwar durchaus stellvertretend für die Brüllaffen anderer Nationen. Einen Teil ihrer Vitalkraft bezieht diese Population ja aus dem dumpfen Gefühl, von der Öffentlichkeit durchwegs betrogen zu werden in der Form eben der Lügenpresse sowie in ihrer Individualität – hihi, das war ein Scherz, denn Brüllaffen haben selbstverständlich keine individuelle, sondern nur eine kollektive Identität, hihi –, also dann halt in ihrer Identität, genauer: gegen ihre Identität fremdbestimmt zu werden durch okkulte, also für sie nicht sichtbare Mächte, welchen sie dann halt in Ermangelung anderer Begriffe jene Namen verleihen, die in ihren Kreisen schon immer zirkulierten, namentlich das Weltjudentum und neuerdings auch noch der Islam, da sich ja Semiten und Hamiten in ihrer Entschlossenheit, die deutsche Rassen auszurotten, in keiner Art und Weise unterscheiden.

Nun ist es so, dass sie in den beiden Punkten Öffentlichkeit und Fremdbestimmung einfach Recht haben. Die Medien werden tat­säch­lich von einem ungeschriebenen Konsens beherrscht, den ich an dieser Stelle seit mehr als zehn Jahren den sozialdemokratischen Medienkonsens nenne, ohne mich im übrigen mehr als nötig darüber zu echauffieren, denn es ist ein zentraler Bestandteil dieses Medienkonsenses, dass nicht gerade heraus gelogen wird, sondern nur durch Unterlassung der Berichterstattung über gewisse Teile der Wahrheit, namentlich im Bereich Kapital und Macht. Und dass die Welt nicht von mündigen Bürgerinnen und Bürgern in einer exemplarischen Demokratie beherrscht wird, worunter selbstverständlich Brüllaffen per Definition nicht fallen, aber dies nur am Rande, sondern von wechselnden Konglomeraten mächtiger politischer und finanzieller Interessen, mit dieser Beobachtung liegen die Brüllaffen hundertprozentig richtig. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um eine Verschwörung und schon gar nicht um eine Verschwörung zur Kontaminierung der reinen Brüllaffen-Rasse, son­dern wie erwähnt um Konglomerate, um Verbindungen von Kapital und Interessen, die man mit etwas Aufwand durchaus nachzeichnen kann, wie dies nicht zuletzt einige verdiente Redaktoren der internationalen Lügenpresse tun, Stichwort Panama-Papers und weiter, was dann aber immer noch nicht heißt, dass man besagten Konglomeraten einen Riegel schieben könnte, sofern man überhaupt wollte, was durchaus nicht garantiert ist; aber man kann schon gar nicht national oder nationalistisch dagegen anstänkern, weil diese Konglomerate sich seit langer Zeit, eigentlich schon von ihrem Entstehen noch im 19. Jahrhundert an, der natio­na­len Kontrolle entziehen, was einen derart massiven Konflikt zwischen dem nationalen Selbst­ver­ständ­nis der Brüllaffen und den rein globalen Interessensverhängungen auslöst, dass die Brüllaffen so etwas tatsächlich nur noch als Verschwörung wahrnehmen können, als einen Tatbestand, welcher ihre Wahrnehmungsebene vollkommen verlässt.

Nun kommt aber noch ein drittes Element hinzu, welchem sich die Entstehung der Brüllaffen-Klasse ebenso verdankt: Möglicherweise bedarf auch der moderne Mensch zwecks Herstellung seiner Identität irgendeiner Spiegelungsinstanz, Leitlinien, Ideale, Richtungsanzeiger, was weiß ich, einfach solche Sachen, welche früher von der Religion, später von der Nation und etwas später vom Klassenbewusstsein übernommen wurden. Vielleicht kann sich der moderne Mensch im Dickicht komplexer Zusammenhänge nur orientieren, wenn er Orientierungshilfen erhält. Schließlich gehen nur die wenigsten jungen Menschen auf eine International School, wo sie ein Jahr in Rio, eines im Garmisch, eines in Jakarta, zwei in Los Angeles und ein weiteres Jahr in Sevilla verbringen und von der Welt weiter nichts spüren, als dass es überall die gleichen Klassenkolleginnen und die gleiche Sorte an International Pubs gibt, in welchen man eine International Youth abspulen kann. Die große Mehrheit der Menschen kommt erst nach Abschluss der Schule auf den Geschmack des inter­nationalen Herumfliegens, und da ist es schon zu spät, da braucht man andere Referenzpunkte, eben zum Beispiel die Nation, welche mehr oder weniger das einzige noch existierende Identifikations- oder Identitätsziel ist, nachdem von der Religion über die Utopie bis zum Klassenbewusstsein alle anderen Gemeinsamkeiten demontiert worden sind.

Mit anderen Worten: In solchen Momenten wie dem Wahltag wird offensichtlich, dass wir keine brauchbaren Ziele haben, welche im Kollektiv ebenso wie beim Individuum für eine vernünftige Polarisierung sorgen. Ich setze hier selbstverständlich voraus, dass die berühmten Grundwerte, wie sie prominent in der Bibel und im Koran formuliert sind, also zum Beispiel die Großzügigkeit gegenüber Fremden, in der Bevölkerung schon so tief verankert sind, dass man darauf nicht gesondert herumreiten sollte, auch wenn es manchmal den Anschein macht, als ob man das wieder einmal müsste. Aber für eine vernünftige Einrichtung der kommenden Gesellschaft auf der Grundlage eines allgemeinen Reichtums braucht es offensichtlich konkrete planerische Vorschläge. Man muss ein paar Worte dazu sagen können, wie sich ein Leben mit nur einem Automobil, relativ wenig Arbeit und umso mehr Tätigkeit und möglicherweise mit ganz wenig Fernseh- und Medienkonsum einrichten lässt. Zu diesem Behuf muss man die vorhandenen Begrenzungen im Denken aufheben. Es braucht gemeinsame Großprojekte, die nicht an der Finanzierung scheitern, sondern die nur dann scheitern, wenn zu wenig Menschen mitmachen. Neue Strukturen können jetzt gedacht werden, zum Beispiel der massive Austausch von Einwohnerinnen auf dem Kontinent. Sömmerda pflegt eine neue Form der Städtepartnerschaft mit Saint-Just-Saint-Rambert, bei Lyon, zum Beispiel, im Rahmen deren zum Beispiel alle 50-jährigen sechs Monate in der jeweils anderen Ortschaft verbringen. Selbstverständlich kann es sich um etwas völlig anderes handeln, aber um wirklich einen Schritt nach vorn zu kommen und jene Optionen einzulösen, die vor uns offen da liegen, müssen wir den Schritt in eine andere Dimension tun.

In erster Linie reicht es nicht, die unzähligen strukturellen und einzelnen Mängel des Systems nachzuweisen, so wichtig solche Arbeiten von intelligenten Journalistinnen und manchmal auch von Kabarettistinnen und Sozialwissenschaftlerinnen und so weiter auch sind. Solange wir nicht in der Lage sind, konkret anzugeben, was sich denn bitte am Grunde der Gesellschaft und bei den einzelnen Menschen verändern soll, solange bestätigt der beste Enthüllungsjournalismus nur die bestehenden Urteile und Vorurteile und am Schluss die Einsicht, dass eigentlich gar nichts zu ändern sei, sofern man sich nicht in den sozialdemokratischen Konsens einwickelt, gemäß dem mit der Zeit doch sowieso alles gut wird mit Mindestlohn, Anhebung von Hartz IV und Erleichterung des Zugangs dazu, Abbau der bürokratischen Schikanen und so weiter und so fort. Darum geht es aber im Grunde genommen gar nicht oder mindestens nicht so sehr. Vielmehr geht es darum, aufzuzeigen, welcher Weg auf unserem Planeten für jedes einzelne Individuum möglich wäre, und zwar unter den Bedingungen allgemeiner digitaler Kontrolle und Überwachung; nur mit dieser Sorte von Debatte kann man verhindern, dass die Menschen längerfristig wegkommen von der bekloppten Verherrlichung eines Apparates, der per Saldo verantwortlich für den Tod von 40 Millionen Menschen innerhalb von sechs Jahren war.

Ihr wisst ja, dass ich als weiteres Beispiel seit Jahren vorschlage, dass man im Norden von Erfurt eine Mauer baut, zwei Kilometer lang, an der Basis, was weiß ich, vielleicht fuffzich Meter breit. Oben auf dieser Mauer würde eine Klingelbahn hin und her fahren, in der Mauer befänden sich verschiedene Tunnels, aber auch freie Räume, die man als Proberäume oder Veranstaltungssäle nutzen täte, dazu verschiedene Restaurationsbetriebe, Rutschen, außen ein paar Standseilbahnen, möglicherweise ein paar Wohnungen hie und da, auf zwei Kilometer kommt man ganz gut zu unterschiedlichen Projekten. Ihr braucht diese Mauer durchaus nicht zu bauen, geschenkt, aber ihr solltet euch überlegen, und zwar nicht nur für Erfurt, welche seltsamen Vorschläge ihr für die Zukunft entwerfen könnt. Dass meine Mauer zu fünfzig Prozent von Asylbewerberinnen und -bewerbern gebaut würde, versteht sich von selber, und das ist ein Hinweis darauf, wie man auch solche Arten von Problemen quasi mit links in den Griff bekommt.