Chinas Esoterik dezimiert Tiger - Handelsverbot aufgeweicht

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Das chinesische - sogenannte kommunistische - Regime weicht das seit 1993 geltende Handelsverbot von Tigerknochen und Nashorn-Horn wieder auf. Auch in den vergangenen 25 Jahren trug ein illegaler schwarzer Markt in China maßgeblich zur globalen Nachfrage dieser angeblichen Heilmittel bei. Grund hierfür ist die nach wie vor in China verbreitete Esoterik, die unter anderem als "traditionelle chinesische Medizin" (TCM) vermarktet wird. Umso höhere Preise für untaugliche "Heilmittel" in China gezahlt werden, desto schneller schreitet in Afrika und Asien die Artenvernichtung voran.
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Upload vom 14.11.2018 / 00:37

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Klassifizierung

Beitragsart: Nachricht
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Umwelt, Wirtschaft/Soziales
Serie: Burning Beds
Entstehung

AutorInnen: Klaus Schramm
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 14.11.2018
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Chinas Esoterik dezimiert Tiger
Handelsverbot aufgeweicht

Das chinesische - sogenannte kommunistische - Regime weicht das seit 1993 geltende Handelsverbot von Tigerknochen und Nashorn-Horn wieder auf. Auch in den vergangenen 25 Jahren trug ein illegaler schwarzer Markt in China maßgeblich zur globalen Nachfrage dieser angeblichen Heilmittel bei. Grund hierfür ist die nach wie vor in China verbreitete Esoterik, die unter anderem als "traditionelle chinesische Medizin" (TCM) vermarktet wird. Umso höhere Preise für untaugliche "Heilmittel" in China gezahlt werden, desto schneller schreitet in Afrika und Asien die Artenvernichtung voran.

Am heutigen Montag (29.10.2018) hat das chinesische Regime angekündigt, den Handel mit Tigerknochen und Nashorn-Horn von Tieren, die in Gefangenschaft gezüchtet wurden, zu legalisieren. Zur Beschwichtigung heißt es, Nashorn-Hörner und Tigerknochen dürften im Zuge der Legalisierung nur in Krankenhäusern genutzt werden, die von offiziellen Stellen für die "traditionelle chinesische Medizin " (TCM) zertifiziert seien. De facto aber wird in der Folge die Nachfrage steigen und daher vermehrt von Wilddieben in Afrika Nashörner und in Indien Tiger abgeschossen werden (Siehe hierzu unsere Artikel v. 30.06.17, v. 5.08.14, v. 4.07.13 und v. 11.12.07.)

Das chinesische Regime war in den vergangenen 25 Jahren offenbar nicht willens oder nicht in der Lage, das bestehende Handelsverbot durchzusetzen, denn ein florierender Schwarzmarkt mit über die Grenze zu Vietnam eingeführten Tiger- und Nashorn-"Heilmitteln" sorgte weltweit für stetige Nachfrage. Ebenso wenig konnte der esoterische Irrationalismus in China mit Hilfe etwa von Bildung und Aufklärung zurückgedrängt werden. In diesem Zusammenhang ist daran zu erinnern, daß auch zu Zeiten Stalins und während der gesamten Ära des sogenannten Kommunismus in der UdSSR sowohl in Rußland als auch dessen Satelliten-Staaten Homöopathie zugelassen war.

Ein weiteres Einfalls-Tor für die Überreste gewilderter Tiger, Nashörner, Löwen und Pangolin bildet nun die gleichzeitige Legalisierung des Handels mit antiken Tiger- und Nashornerzeugnissen für den privaten Gebrauch. Aller Erfahrung nach ist weder eine Kontrolle der Herkunft von gezüchteten Tieren - etwa bei Mehl aus Nashorn-Horn oder von Tigerknochen - noch eine Altersbestimmung solcher "Heilmittel" flächendeckend und effektiv zu gewährleisten.

ArtenschützerInnen fordern das chinesische Regime dazu auf, das bestehende Handelsverbot beizubehalten. Darüber hinaus wäre es nötig, in China die sogenannten Tiger-Farmen zu schließen, in denen die Tiere für die "Produktion" ihrer Knochen aufgezogen werden. Sie erinnern daran, daß es bis heute - ebenso wie im Falle der Homöopathie - keinen wissenschaftlichen Beweis für die medizinische Wirksamkeit von Tigerknochen oder Nashornhorn gibt. Die Schaffung eines legalen Marktes für diese Pseudo-Heilmittel sei ein enormer Rückschlag für die Bemühungen, Tiger und Nashörner in freier Wildbahn zu schützen. Jegliche Legalisierung führe unweigerlich zu einer Ausweitung des Marktes für esoterische Produkte und erschwere damit den Erhalt bedrohter Arten. Sie stehe im Widerspruch zu den bisherigen Beiträgen des chinesischen Regimes, den Schutz von Elefanten zu verbessern. So wurde 2017 in China der Handel mit Elfenbein verboten.

Gerade die Erfahrungen mit dem chinesischen Verbot des Elfenbein-Handels zeigten, wie schwierig es ist, legale und illegale Märkte zu kontrollieren. Es ist zudem zu erwarten, daß nun auch illegales Nashorn-Horn und Tigerknochen "gewaschen" werden und danach mit gefälschtem Herkunfts-Zertifikat in den Handel fließen. Der Wilderei-Druck auf freilebende Tiger und Nashörner wird steigen.