"Was macht uns wirklich sicher?" - Über Transformative Gerechtigkeit

ID 96965
 
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Interview mit Melanie Brazzell über das Buchprojekt "Was macht uns wirklich sicher?"

In dem Buch stellen sich Anti-Gewalt Initiativen aus Deutschland vor.
Dahinter steckt unter anderem die langjährige Arbeit des Transformative Justice Collectives in Berlin. Das Gespräch geht auf die Konzepte "Community Accountability" (dt Kollektive Verantwortungsübernahme)und Transformative Justice (dt Transformative Gerechtigkeit) ein. Außerdem sprechen wir über staatlich anerkannte "Wiedergutmachungsverfahren" abseits des klassischen strafenden Systems von Polizei, Justiz, Gefängnis und gehen auf die Kritik aus der Perspektive der Transformativen Gerechtigkeitsbewegung ein.
Audio
31:37 min, 72 MB, mp3
mp3, 320 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 31.08.2019 / 13:40

Dateizugriffe: 5310

Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Andere, Internationales, Frauen/Lesben, Politik/Info
Serie: CX - Corax - AntifaAntira
Entstehung

AutorInnen: Tagesaktuelle Redaktion
Radio: corax, Halle im www
Produktionsdatum: 21.08.2019
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Wer sich nicht mit Themen von Sicherheit und Gewalt auseinandersetzen muss, darf sich selber als privilegiert betrachten. Denn Gewaltverhältnisse durchziehen unsere Welt. Sie sind überall. Wer sich unter euch verpflichtet fühlt sich auf Demonstrationen zu zeigen, wird vermutlich mit dem Misstrauen gegenüber staatlicher Gerechtigkeit vertraut sein. Polizei, Justiz, Gefängnisse, Abschiebungen– der Staat straft. Und in dieses System geraten auch immer wieder willkürlich Menschen hinein. Viele Bewegungslinke lehnen die Polizei und Knast daher ab – da ploppt sicherlich vielen die Frage im Kopf auf, ob eine Welt ohne den strafenden Staat möglich wäre.

Jules aus unserer Redaktion hat sich auf die Suche nach Alternativen begeben. Dabei ist das Buchprojekt „Was macht uns wirklich sicher“ vom „edition assemblage“ Verlag aufgefallen. In diesem Buch stellen sich zahlreiche Anti-Gewalt Initiativen aus Berlin und Deutschland vor. Im Gespräch hat uns die Herausgeberin Melanie Brazzell etwas über die Arbeit des Transformative Justice Collectives erzählt – zu deutsch: ein Kollektiv für Transformative Gerechtigkeit.


Teil 2

Vorhin hat uns Melanie von dem Buchprojekt „Was macht uns wirklich sicher?“ erklärt, was hinter den Konzepten Community Accountability – also kollektive Verantwortungsübernahme und Transformative Justice – also Transformativer Gerechtigkeit steckt. Diese Konflikttransformationsverfahren versuchen Alternativen zu unserem Strafrechtssystem zu sein. Sie sind aus der Überschneidung von feministischen und antirassistischen Bewegungen in den USA entstanden. Die feministische Perspektive setzt sich vor allem mit Beziehungsgewalt auseinander, während die antirassistische sich vorwiegend auf staatliche Gewalt konzentriert hat.

Tatsächlich gibt es sogar schon Konflikttransformationsverfahren, wie Restorative Justice – zu deutsch: Restorative Gerechtigkeit. Dieses Wiedergutmachungsverfahren stellt die Bedürfnisse und Gefühle des Opfers in den Vordergrund des Konfliktprozesses. In den vorwiegend üblichen Strafverfahren geht es um die Gesetzesverletzung des Staates und nicht um die sozialen und psychischen Konsequenzen für die beteiligten Personen. In Deutschland gibt es auch ein Wiedergutmachungsverfahren namens Täter-Opfer-Ausgleich. Es ist kaum bekannt, und wird hauptsächlich bei jungen Straftäter*innen angewandt. Aus Sicht der Transformativen Gerechtigkeit gibt es jedoch Kritik an der Restorativen Gerechtigkeit beziehungsweise dem Täter-Opfer-Ausgleich. Was nun hinter dem Wiedergutmachungsverfahren namens Restorativer Gerechtigkeit genau steckt und was unter anderem Melanie daran kritisiert – hört ihr nun: