Vogel der Woche (298): Der Versemmelfalke

ID 98467
 
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Er porkelt pedantisch die Panade-Pröckchen aus den Prötchen.
Audio
02:14 min, 3162 kB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 18.11.2019 / 22:53

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Klassifizierung

Beitragsart: Hörspiel
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Kultur, Arbeitswelt, Wirtschaft/Soziales, Andere
Serie: Vogel der Woche
Entstehung

AutorInnen: hikE
Radio: RUM-90,1, Marburg im www
Produktionsdatum: 18.11.2019
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Heute: Der Versemmelfalke. Falco broeseli.
Dieser Vogel ist ein Bewohner von Küchen, in denen der Backofen in regem Gebrauch ist. Panade findet er genauso spannend wie das Brotbacken, und Bäcker, wollen sie ihre Ruhe vor dem ansonsten ewig auf‘s Gebäck herunterstürzenden Falken, beschäftigen ihn zweckmäßigerweise am besten, indem sie dem Vogel eine ruhige und helle Ecke zum Aufbaumen und Zerbröseln alter Weißbrötchen zugestehen.
Der Falke an sich ist suboptimal für diese Aufgabe ausgestattet, ein Papagei würde das sicher schneller erledigen, aber es hat was Gemütliches, irgendwo im Raum das beharrliche Knacken und Krachen der zu immer kleineren Spänen zerzupften Schrippe zu vernehmen. Und niedlich anzusehen ist er auch, der kleine Versemmelfalke, wenn er da mit absoluter Hingabe seine Wecke schreddert, die oftmals größer ist als er selbst.
Wie alle Falken steht dieser Vogel unter Naturschutz und unter dem Jagdrecht, und man dürfte ihn eigentlich nicht halten. Da der Versemmelfalke sich seinen Wohnort aber selbst aussucht und auch nicht von seiner Selbst-Integration in eine Küche abzuhalten ist, sehen sowohl die Naturschutzbehörden als auch die Jagdverbände stillschweigend darüber hinweg, wenn ein Bäcker keinen Falknerschein hat.
Der Versemmelfalke ist dort, wo er in unmittelbarer Nähe des Brotmilans vorkommt, letzterem oft sehr lästig, weil er ganz gerne am majestätischen Milvus panus knabbert und jener sich nicht durch besonders energische Ablehnung auszeichnet. Der M.I.L.A.N. e.V. weist regelmäßig per fotokopierten Pressemitteilungen auf diese Lästigkeit hin, welche seine Zuchtforschungen beeinträchtigen würde. Diese Pressemitteilungen schickt der Verein aber wohlweislich niemals an Jagdverbände und Naturschutzbehörden, da auch sein eigenes Treiben rund um den Schmalz- und Brotmilan, deren Hybridisierung und Vermarktung stillschweigend ignoriert wird.