Die Misere der Windenergie in Baden-Württemberg

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Im ersten von Winfried Kretschmann unterzeichneten Koalitionsvertrag aus dem Jahr 2011 war die Ankündigung zu lesen: Bis 2020 soll die Windenergie in Baden-Württemberg so weit ausgebaut werden, daß sie 10 Prozent der Stromerzeugung deckt. War diese Ankündigung im Kern schon reaktionär, so unterbot die Landesregierung diese klimapolitische Dystopie sogar.
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mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 10.05.2021 / 22:42

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Klassifizierung

Beitragsart: Nachricht
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Umwelt, Wirtschaft/Soziales
Serie: Burning Beds
Entstehung

AutorInnen: Klaus Schramm
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 10.05.2021
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Die Misere der Windenergie in Baden-Württemberg

Im ersten von Winfried Kretschmann unterzeichneten Koalitionsvertrag aus dem Jahr 2011 war die Ankündigung zu lesen: Bis 2020 soll die Windenergie in Baden-Württemberg so weit ausgebaut werden, daß sie 10 Prozent der Stromerzeugung deckt. War diese Ankündigung im Kern schon reaktionär, so unterbot die Landesregierung diese klimapolitische Dystopie sogar.

Schon damals, im Jahr 2011, hatte das Bundesland Sachsen-Anhalt - auch ein Binnenland - gezeigt, daß selbst unter einem "schwarzen" Ministerpräsidenten (Wolfgang Böhmer, 2002 - 2011) ein Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung von über 40 Prozent durchgesetzt werden kann. In Baden-Württemberg war allerdings schon im Jahr 2011 klar, daß die Ankündigung im "grün-roten" Koalitionsvertrag realistisch als Zielvorgabe zu verstehen war, daß der Ausbau der Windenergie in Baden-Württemberg weiterhin zu bremsen (Siehe unseren <a href="demgro110428.html" target=_blank>Artikel v. 28.04.2011</a>).

Tatsächlich unterlag der Ausbau der Windenergie in Baden-Württemberg in den darauf folgenden Jahren noch härteren Restriktionen als zu den Zeiten der Ministerpräsidenten Teufel, Oettinger und Mappus.

Grafik

Um wenigstens das 2011 verkündete mickrige Ausbau-Ziel von 10 Prozent Windenergie an der Stromerzeugung bis 2020 zu erreichen, hätten in 10 Jahren 1.200 Windkraft-Anlagen à 3 MW - also jährlich 120 Windkraft-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 360 MW - errichtet werden müssen. Tatsächlich jedoch wurden in den 10 Jahren lediglich im Durchschnitt 37 Windkraft-Anlagen pro Jahr errichtet und so lag die Zahl deren in Baden-Württemberg Ende 2019 bei 723. Statt einer Leistung von 3.600 MW stehen damit lediglich 1.525 MW Leistung zur Verfügung, was laut offiziellen Angaben gerade einmal für 5,3 Prozent der Stromerzeugung reicht.

Dabei zeigten schon vor mehr als 10 Jahren unabhängige Studien auf, daß allein 0,4 Prozent der Fläche Baden-Württembergs ausreichen, um 20 Prozent des Strombedarfs mit Windenergie zu decken.

Im Jahr 2019 wurde für Baden-Württemberg eine umfangreiche Potential-Analyse durchgeführt. Aus dieser geht hervor, daß mindestens eine Fläche von etwa 220.000 Hektar für die Errichtung von Windkraftanlagen geeignet ist. Dies entspricht rund 6,2 Prozent der Fläche Baden-Württembergs. Werden zusätzlich die Flächen mit Restriktionen betrachtet, ergeben sich weitere 199.000 Hektar, die für den Ausbau der Windenergie geeignet sind, was weiteren 5,6 Prozent der Landesfläche entspricht.

Doch all diese auf Papier gedruckten verheißungsvollen Zahlen sind Makulatur, solange in Baden-Württemberg politische Falschspieler, die sich als Grüne ausgeben, am Ruder bleiben. Durchgesetzt hat sich diese Erkenntnis offenbar jetzt auch beim Bundesverband Windenergie (BWE), dem bedeutendsten Branchenvertreter für Windkraft in Deutschland. So beklagt dieser in einer Pressemitteilung vom 26. April, in Baden-Württemberg sorgten "kräftezehrende Genehmigungsverfahren" für die miserable Entwicklung der Windenergie. Und explizit heißt es darin: "Mit der Bundespolitik hat das wenig zu tun. Die Ursachen sind landespolitisch hausgemacht." Mahnend erinnert der Verband: "Dabei ist Klimaschutz ein Wettlauf gegen die Zeit!"