100 Jahre Hörfunk: Aufklärungs- und Zerstreuungsapparat

ID 125257
1. Teil (Hauptteil)
Bürgerradio oder Szenefunk ... oder etwas drittes?

Zwischen Underground und Dudelradio

Ein historisches Datum wie HUNDERT JAHRE HÖRFUNK muß nicht Anlaß sein für schnarchige Sonntagsreden, ein solches Jubiläum bietet vielmehr Gelegenheit für ausgiebige Reflexion über Anspruch und Wirklichkeit unseres Tuns – ein Innehalten, das nicht folgenlos bleiben muß. Was wollen wir überhaupt? Was können wir denn? Und: Was tun wir eigentlich? Gibt es überhaupt ein Wir? Oder besteht die Praxis der "Freien Radios" heute vor allem in der Selbsttäuschung, sich in der Tradition subversiver Bewegungen zu wähnen, aber doch längst in einem Gehege von domestizierendem Antrags- und Förderunwesen, medienpädagogischer Dienstleisterei und handzahmer DJ Culture sich häuslich eingerichtet zu haben?
In einem Rundumschlag aus ... Liebeserklärungen an das Radiomedium und seine eigentümliche Ästhetik ... theoretischer Durchdringung eines Begriffs kritischer Öffentlichkeit ... einer kurzen Geschichte der (seit nunmehr 100 Jahren versuchten) revolutionären Medienpraxis und ... nicht zuletzt einer Handvoll treffsicherer Polemik zum Thema ... wollen wir uns heute Rechenschaft ablegen über unser sonderbares Treiben:

> Torsten Liesegang skizziert, wie sich in den vergangenen 250 Jahren eine bürgerliche Öffentlichkeit herausgebildet hat, und unterzieht die idealisierten Öffentlichkeitstheorien und -begriffe von Kant bis Habermas einer materialistischen Kritik (Vortrag von 2019; 32 Minuten)

> Harald Strauß ergründet das Eigentümliche in der Konstellation von Rundfunkmedium und -hörer und leitet daraus Postulate ab zu einer Hörfunkästhetik in aufklärerischer Absicht ("50 Zumutungen und Mitteilungen", Rundfunkvortrag von 2018; 12 Minuten)

> Die Redaktion Sachzwang FM erzählt eine kleine Kulturgeschichte der Medien, und wie ihre Nutzung die jeweilige Zeit und Gesellschaft widerspiegelt – oder aber voranbringen könnte (Essay; 9 Minuten)

> Alex Körner und Ole Frahm sinnieren über spukhafte und paranoide Aspekte des Hörfunk-Mediums, sein Potential zur Demagogie (Feature von 2014; 6 Minuten)

> Die Redaktion Sachzwang FM plädiert dafür, in Fragen von Machart und Form immer der ästhetisch avancierteren Praxis den Vorzug zu geben, wenn man überhaupt daran interessiert ist, Gehör zu finden (Manifest; 22 Minuten)

> Eine experimentelle Collage (mit Bert Brecht als Gewährsmann) möchte anmerken, daß das Rundfunkmedium als Alltag und Betrieb seit jeher unter seinen Möglichkeiten geblieben ist, und empfielt: "Hörende aller Länder, vereinigt euch!" (Hörbild von 2020; gekürzt auf 10 Minuten)

Wir sind ganz Ohr.


"Zu einer vielleicht wirklich möglichen Leidenschaft des Auditoriums bräuchte es aber zunächst ein vielfaches der tatsächlichen Leidenschaft der Sendenden."

"Ein guter Radiomacher muß eine sehr gute Radiohörerin sein."
(Redaktion Sachzwang FM)


Dauer: 120 Minuten

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Audio
02:00:00 h, 82 MB, mp3
mp3, 96 kbit/s, Mono (48000 kHz)
Upload vom 17.11.2023 / 13:38

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Klassifizierung

Beitragsart: Feature
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Musik, Kultur, Politik/Info
Serie: Sachzwang FM
Entstehung

AutorInnen: Dr. Indoktrinator
Radio: Querfunk, Karlsruhe im www
Produktionsdatum: 29.10.2023
Folgender Teil steht als Podcast nicht zur Verfügung
 
Image
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Anzeige neben Beitragsbeschreibung
Upload vom 17.11.2023 / 14:09
CC BY-ND-NC
Creative Commons BY-ND-NC
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 4.0 International - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Mit Musik (mit Radiobezug) von
Men Without Hats, Willy Rosen, Bongwater, Das Das, Nichts, Joe Jackson, Human Abfall, Hubert Kah.

Hintergrundmusik von
Burial, Pyrolator, Fly Ashtray.


(Es werden weitere Sendungen zum Thema 100 JAHRE HÖRFUNK folgen.)