Quergelesen 12.03.24

ID 127368
 
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- Den Kampf für die Rechte von Frauen gemeinsam und israelsolidarisch führen! Flugblatt der Hamburger Gruppe Shira (Sisters of Hamburg against Islamism, Racism and Antisemitism) zur Hamburger 8M-Demo 2024 (https://t1p.de/53iyq).
- 8M24: "Wir hätten sie gerne noch vieles gefragt". Nachruf auf Ingrid Strobl. Am 25. Januar diesen Jahres ist Ingrid Strobl verstorben. Sie war Autorin, Journalistin, Feministin, Antifaschistin und mit ziemlicher Sicherheit noch vieles mehr. Wir gehen im Folgenden ihrem Leben und Wirken und der Frage nach, warum sie für uns als Feminist*innen ein wichtiger Bezugspunkt ist (https://t1p.de/frbk3).
Musik: Max Müller, Kammerflimmern Kollektief, First Fatal Kiss, Die Regierung, Die Gruppe Sport.

Audio
58:59 min, 135 MB, mp3
mp3, 320 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 11.03.2024 / 20:41

Dateizugriffe: 748

Klassifizierung

Beitragsart: Magazin
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Internationales, Arbeitswelt, Religion, Frauen/Lesben, Kultur, Politik/Info
Serie: Quergelesen
Entstehung

AutorInnen: Red. Quergelesen
Kontakt: quergelesen(at)querfunk.de
Radio: Querfunk, Karlsruhe im www
Produktionsdatum: 11.03.2024
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Den Kampf für die Rechte von Frauen gemeinsam und israelsolidarisch führen!

Me too – unless you’re a Jew? Mit ihrem antisemitisch motivierten Massaker am 7. Oktober feierten die Hamas und ihre Anhänger einen frauenfeindlichen Überfall der niederträchtigsten Art. Indem sie die Taten live veröffentlichten, machten die Täter die ganze Welt zu Zeugen ihrer Grausamkeit.

Feministische Bündnisse, die diese Verbrechen benennen und die Geschichte der Opfer sichtbar machen, sucht man derweil vergeblich. Schlimmer noch: Je mehr über die Taten der Hamas bekannt wird, desto vehementer werden israelische Frauen zu Täterinnen erklärt und der islamistische Terror unterstützt. Dabei treffen die Aggressionen durch Islamisten und ihre Unterstützer*innen schon längst Jüdinnen und Juden weltweit. Dieser Hass trifft auch nicht-jüdische Menschen, die mit Israel solidarisch sind. Besonders stark sind die Aggressionen gegen Menschen, die aus migrantischen Communitys heraus Antisemitismus und islamistische Frauenfeindlichkeit anprangern.

Intersektionen von Antisemitismus und Frauenhass: In rechten Ideologien, wie sie bei der AfD und ihrem neurechten Umfeld zu finden sind, kommen Frauenhass, Antisemitismus und Rassismus zusammen. Ähnliche Strukturen weisen auch islamistische Ideologien auf, wie die der islamischen Republik im Iran: Rassismus (gegen Kurd*innen und Afghan*innen), Geschlechterapartheid, Gewalt gegen Homosexuelle und der verschwörungsideologisch fundierte und für die islamische Republik als staatstragende Ideologie vermittelten Antisemitismus (in der Form des Hasses gegen den „kleinen Shaitan Israel“ und den „großen Shaitan USA“) sind feste Bestandteile der islamistischen Unterdrückung im Iran.

Deutsche Feigheit: In Deutschland gehen derzeit Tausende gegen Rechts auf die Straße. Kritik am Antisemitismus (wie auch am Antifeminismus) sucht man dabei fast vergeblich. Stattdessen werden geschichtsvergessene Plakate mit Aufschriften wie „Endlich kann ich herausfinden, was ich 1933 getan hätte“ auf die Straße getragen. „Endlich“, als würden sie einer Erlösung von der Verantwortung für die NS-Verbrechen nachjagen. Dabei vergessen sie nolens volens, dass gerade all die feigen, schweigenden Deutschen den Nationalsozialismus und all seine Verbrechen erst ermöglichten. Und jetzt, angesichts des massiven Anstiegs antisemitischer Gewalt in aller Welt nach dem schlimmsten Massaker an Jüdinnen und Juden seit 1945: Schweigen. Inzwischen gibt es linke Gruppierungen, die ihren Hass auf Israel offen zur Schau stellen. In ihr von der Dichotomie von Gut und Böse geprägtes Weltbild passt kein jüdischer Staat, der sich zur Wehr setzt. Sie interessieren sich – wenn überhaupt – nur für Opfer, die wehrlos sind, oder sich zumindest so geben.

Menschen, die sich selbst behaupten, die ihr Leben in die Hand nehmen, hassen sie. Scheinbar können sie ihre „Solidarität“ nur dort kundtun, wo sie nicht mit Leuten rechnen müssen, von denen sie Kritik fürchten müssen. Bloß kein Dissens, bloß keine Spaltung, bloß keine Selbstkritik, schlussendlich: bloß keine Inhalte. Ihren Ausdruck finden diese Tendenzen in Pamphleten und Aufrufen ohne Inhalt, die dem Jargon eines Querdenker-Treffens in nichts nachstehen. Dabei wird sich trotz der Angst vor einer inhaltlich-fundierten Debatte nicht davor gescheut, immer wieder verschwörungstheoretische Ansichten zur Situation im Nahen Osten anzuführen und hinter jeglicher Kritik an eben diesen Aussagen ein „Spaltungsversuch“ gewittert.

Die „Spaltung“ ist der angebliche Schuldige: In feministischen Bündnissen sieht es ähnlich traurig aus wie im restlichen Teil der Linken: Eine gesellschaftskritische Analyse des patriarchalen Systems und des ansteigenden Frauenhasses? Fehlanzeige! Stattdessen wird immer wieder mantraartig der „Zusammenhalt“ gepredigt und Kritiker*innen des Antisemitismus als Spalter*innen diffamiert. Aber wohin führt ein Zusammenhalt, der Antisemitismus zu einer einfachen Meinungsverschiedenheit macht?

Wir müssen ernüchtert feststellen, dass es in Hamburg kein feministisches Bündnis gibt, das glaubwürdig gegen Gewalt an Frauen kämpft. Stattdessen wird verdrängt, instrumentalisiert und Antisemitismus legitimiert. Über allem steht der Vorwurf der Spaltung – wobei das „Wir“ nie differenziert wird. Aber Spaltung wovon und durch wen? Glaubt irgendwer ernsthaft, wenn man „die Massen“ auf die Straße brächte, würde sich das patriarchale System von selbst in Luft auflösen? Dass jeder Mangel an gesellschaftlicher Analyse und Kritik durch schiere Menge wettgemacht werden könnte? Wie emanzipatorisch kann eine Bewegung sein, die jegliche Intersektionalität von Feminismus und Antisemitismus ausblendet?

Der Rassismus der Antirassist*innen: Antisemitismus zu verharmlosen, weil er aus migrantischen Communities kommt, ist rassistisch! Denn es bedeutet, Migrant*innen nicht ernst zu nehmen, Antisemitismus als Teil ihrer Kultur einzustufen und sich moralisch über sie zu erheben. Es bedeutet, sie zu entmündigen. Hinzu kommt, dass gerade denjenigen, die aus den migrantischen Communities heraus islamistische Ideologien und Antisemitismus kritisieren und für universelle Menschenrechte eintreten, die Solidarität entzogen wird. Das ist fatal, denn der Hass der Islamisten trifft sie besonders hart. Den deutschen Feminist*innen ist ihre „antirassistische“ Identität so wichtig, dass sie sich feige vor jedem möglichen Dissens wegducken und dafür reale Frauen im Stich lassen.

Aufruf: Feministische Bewegungen sind leider längst zu Karikaturen geschlechter-, migrations- und sexualpolitischer Emanzipationsregungen geworden. Als politische Organisationsformen fallen ihnen allzu oft nur noch „Koalitionen“ und „Verbündete“ ein, geopfert wird die gesellschaftskritische Haltung, die Selbstreflexion und vor allem die Solidarität mit den Leidtragenden des Systems. Wir wollen das nicht hinnehmen. Wir wollen einen emanzipatorischen Feminismus, der über das Bestehende hinausweist, der sich gegen die rechtsextreme und islamistische Gewalt gegen Frauen und gegen alle von der Geschlechterdichotomie ihrer Dystopie-Gesellschaften abweichende Menschen richtet.

Wir wollen nicht hinnehmen, dass den israelischen Frauen die Solidarität verweigert wird. Deshalb gehen wir am 8. März auf die Straße. Die Befreiung der noch in Gaza verbliebenen israelischen Geiseln hat hhttps://initiative-gegen-antisemitismus.... Priorität, denn die Hamas hat auch nach dem 7. Oktober nicht aufgehört, sexuelle Gewalt gegen sie auszuüben. Deshalb gehen wir am 8. März auf die Straße. Wir wollen zeigen, dass Feminismus für uns universell ist, dass wir uns gemeinsam mit den Frauen in Israel gegen den gewalttätigen, sexistischen Konsens von Islamisten und rechten Bewegungen stellen.

Sisters of Hamburg against Islamism, Racism and Antisemitism
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