"Aus neutraler Sicht" von Albert Jörimann - Häfen in Afrika

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Mal abgesehen vom Hassprediger Salvini: Neben verschiedenen anderen Punkten in der Migrationsfrage verstehe ich ganz prominent den einen nicht, wo es um Seenotrettung geht.
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10:17 min, 18 MB, mp3
mp3, 250 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 20.08.2019 / 10:03

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Klassifizierung

Beitragsart: Kommentar
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Internationales, Wirtschaft/Soziales, Andere
Serie: Aus Neutraler Sicht
Entstehung

AutorInnen: Albert Jörimann
Radio: Radio F.R.E.I., Erfurt im www
Produktionsdatum: 20.08.2019
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Die Seenotrettung als solche vermag ich intellektuell noch so knapp zu verarbeiten, will sagen, auch wenn sich Menschen im vollen Wissen um die Gefährlichkeit des Unterfangens auf eine Seereise mit einem schwimmuntauglichen Gefährt einlassen, haben sie trotzdem Anspruch auf Rettung, soweit man sie nur organisieren kann, keine Frage. Bloß im anschließenden Bereich verweigert die mir innewohnende Logik jegliches Verständnis: Weshalb müssen die aus Seenot Geretteten denn zwingend und immer nach Italien oder Malta gebracht werden? Meines Wissens verfügen auch andere Länder über Seehäfen, Frankreich zum Beispiel oder Serbien oder aber vollends Tunesien, Algerien und Marokko. – Ich weiß, ich weiß, die Menschen, die da auf untauglichen Wasser­fahr­zeugen in See stechen, wollen nach Europa, aber die Rettung aus Seenot heißt zunächst nur Lebenserhaltung, nicht die Erfüllung eines Reisewunsches. Für den Reisewunsch selber habe ich durchaus Verständnis und kann mir ungefähr vorstellen, welche Vorstellungen und auch welche Art von Informationen der bereits in Europa stationierten Verwandten und Bekannten hinter dem Wunsch stehen, aber die Einwanderungsfrage lässt sich nicht lösen durch die vollumfängliche Erfüllung dieser Reisewünsche von geschätzt 100 Millionen EinwohnerInnen des afrikanischen Kontinentes, soviel steht fest. Im Fall der Seenotrettung muss die Erfüllung des Reisewunsches zunächst zurücktreten vor der Erfüllung der humanitären Pflicht zur Rettung von Leben, welcher Pflicht durchaus nicht nur in Lampedusa oder in Taranto nachgekommen werden kann, sondern, wie gesagt, durchaus auch in Tunis oder in Sfax, Zarzis, Gabes oder Bades. Das Band, welches die SeenotretterInnen stets um die beiden Elemente Rettung und Reise schlingen, entbehrt jeglicher Logik.

Man muss ja nicht immer mit Logik operieren, das wissen nicht nur die SeenotretterInnen, sondern auch Leute wie Boris Johnson oder AfD-AnhängerInnen oder die Zeitung Le Monde Diplomatique. Dort habe ich in der letzten Ausgabe einen Artikel über die neue, die Welt drängend bedräuende Gefahr der globalen Lichtverschmutzung gelesen. Es tauchte darin sogar ein Begriff auf, welcher die Fähigkeit des Menschen, im Dunkeln zu sehen, bezeichnet. Wahrscheinlich geht es eher um das Vermögen des Sehapparates bei sehr mageren Lichtverhältnissen, also eben in der Nacht. Die globale Verschwörung der Lichtverschmutzung stellt nun eine echte Bedrohung für dieses, men­schenrechtlich drei- und vierfach abgesicherte Nacht- oder Nicht-Seh-Vermögen des Sehapparates dar, obzwar das Phänomen noch nicht ganz und gar, nämlich überhaupt nicht untersucht worden ist, aber egal. Mit anderen Worten: Wegen der globalen Lichtverschmutzung dürfen die Menschen in den Städten nachts ihr Licht nicht mehr abstellen! – Und vor allem: Wenn es zum Beispiel in den Vereinigten Staaten so weitergeht mit der Licht­ver­schmut­zung, dann gibt es bereits in sechs Jahren überhaupt keinen Fleckchen USA mehr, wo es in der Nacht noch so richtig dunkel ist! – All dies stand im erwähnten Artikel, offensichtlich ist dem Le Monde Diplomatique der Sand ausgegangen, über den man jammern kann. Nun halt das Licht. Vor allem das Licht-Bedrohungsszenario für die USA, wo nach wie vor mehr geschätzte vier Fünftel des Landes von keiner Menschenseele bewohnt werden und also auch in sechs Jahren mit Garantie nicht erleuchtet sein werden, ist derart spektakulär abartig, dass man den Monde Diplomatique für einen Fake-News-Nobelpreis nominieren müsste. Leck mir, schreiben die unterdessen einen Seich zusammen!

Aber zurück zu den MigrantInnen. Wenn man die Logik beziehungsweise die Vernunft als nach wie vor zeitgemäßes Instrument der Menschheit akzeptiert, dann wird man auch für die Migrationsfrage nach Lösungen suchen auf Basis der Vernunft. Selbige ist nun nicht in ihren Ergebnissen ein­heit­lich, sondern gibt nur die Methode vor. Das Ziel soll zwar auch vernünftig bestimmt werden, aber hier mag es unterschiedliche Vorstellungen geben. Wollnwerse reinlasse? Selbstverständlich. Wieviele? Auf eine Wohnbevölkerung von 500 Millionen Menschen in Europa gerechnet ist ein Promille nicht besonders viel, das wären 500'000 MigrantInnen; rechnet man die von geistigem Ebola befallenen Regionen in Europa weg, kommt man vielleicht auf die Hälfte, also 250'000 Personen. Für diese muss man ein ordentliches Auswahl- und Einreiseverfahren einrichten, in erster Linie natürlich, nachdem in Libyen eine Art von Ordnung eingekehrt ist, aber man braucht durchaus nicht so lange zuzuwarten. Man verteilt die entsprechenden Visa auf die Länder südlich der Sahara nach einem bestimmten Schlüssel und nach bestimmten Kriterien, unter anderem einen gewissen minimalen Ausbildungsstand, was nämlich einen Anreiz schafft, um im Herkunftsland die Schule zu besuchen bzw. dort das Bildungssystem zu verbessern. Aber die konkrete Ausgestaltung ist zunächst komplett offen, man muss einfach darauf achten, dass nur ein geringer Anteil, also mög­lichst weniger als die Hälfte der Visa an Verwandte des aktuell regierenden Präsidenten ausgestellt wird. Aber das wird schon irgendwie gelingen. Wenn man die Quote nach Bevölkerungszahl auf die Länder aufteilt, ergibt dies zum Beispiel für Länder wie die Westsahara, Äquatorialguinea, Dschi­buti, Swasiland oder Gabun etwa 250 Visa pro Jahr, für Gambia, Botswana und Namibia 500, für den Kongo und die zentralafrikanische Republik 1250, für Somalia und Benin 2500, für Senegal und Sambia 3750 Visa, für Malawi, den Niger und Burkina Faso je 5000, für Mosambik und Ghana 6250, für Tansania 12'500, für Äthiopien 25'000 und für Nigeria 50'000 Visa pro Jahr. Euer Anteil in Deutschland läge dann bei 40'000 bis 80'000 Stück pro Jahr, wovon 1000 bis 2000 auf Thüringen entfallen. Ist das ein Deal? Nein? Ja?

Man kann sich selbstverständlich auch mit Alternativen beschäftigen für Deutschland, zum Beispiel mit der totalen Abschottung von Raum und Rasse. In diesem Zusammenhang werden gerne auch Versatzstücke aus dem nationalsozialistischen Vokabular verwendet, wie dies euer Adolf Höcke gerne tut. Ich weiß nie so recht, wie ernst ich das nehmen soll. Manchmal ärgere ich mich, manchmal denke ich mir, dass dahinter nicht viel mehr steckt als die aktuell einzig verfügbare Art und Weise, seiner Frustration Ausdruck zu geben. Und Frustrationen haben wir alle jeden Tag reichlich einzustecken, nicht wahr. Nur schon die Erhöhung der durchschnittlichen Höhe der Treppenstufen von 16 auf 17 Zentimeter ist doch wieder so ein hinterfotziger Akt der Bundes­regierung, ach, sagen wir es gerade heraus: von Bundeskanzlerin Merkel, um das deutsche Volk auszurotten! Denn die Folgen sind absehbar: Explosion der Anzahl Toter wegen Treppenstürzen sowie sowieso die Verdoppelung der Anzahl von Biodeutschen, die von Ausländern mit dem Taschenmesser ermordet werden, von aktuell einem pro Tag auf fünf pro Tag! Und so weiter. Ich kann mir einfach beim schlechtesten Willen nicht vorstellen, dass sich solcher gedanklicher Scheißdreck dauerhaft festsetzen kann.

Irgendwann muss sich doch auch in den Köpfen der rassenrein Biodeutschen die Erkenntnis durchsetzen, dass es den Menschen auch in Deutschland und sogar in der ehemaligen DDR so gut geht wie noch nie zuvor in der Menschheitsgeschichte. Diese Feststellung ist obligatorisch, auch für Menschen, welche radikale Systemkritik betreiben beziehungsweise gerade für diese Menschen, denn wenn sie dies verneinen, sind sie erstens blind und zweitens damit total ungeeignet für radikale Systemkritik. Veränderungen, Verbesserungen und auch Revolutionen sollen ja in keinem Fall hinter den aktuellen Stand der Errungenschaften zurückführen, sondern vorwärts, und zwar in Richtung auf eine Gesellschaft, in welcher nicht nur eine Elite, sondern die breite Masse die Früchte der Entwicklung auch tatsächlich zu genießen imstande ist; in welcher die sogenannten Völker, soweit es sie in der klassischen, um nicht zu sagen ursprünglichen Form überhaupt noch gibt, sofern es sie überhaupt je gegeben hat, was ich hiermit und ein für allemal und kategorisch bestreite, aber wie auch immer: eine Gesellschaft, in welcher die sogenannten Völker weder in der Praxis noch gedanklich übereinander herziehen, sondern sich gemeinsam erlaben an den gemeinsam erarbeiteten Werken und sich freuen an den jeweiligen Unterschieden und an den Resultaten, die herauskommen, wenn man diese Unterschiede miteinander vermengt.

Aber lange vor solchen Überlegungen, Bestrebungen und Ansätzen ist die erwähnten Feststellung zentral, dass es uns gut geht. Es geht uns so gut, dass diejenigen, die dies unbedingt möchten, sogar den ganzen Tag lang auf der Couch sitzen können und fernsehen oder Youtube schauen können und ein Bier nach dem anderen wegtrinken. Dies entspricht nun ganz und gar nicht meiner Vorstellung von einem idealen Subjekt, aber immerhin: die Freiheit, sein Leben so zu gestalten beziehungsweise so nicht zu gestalten, haben wir unterdessen verwirklicht. Die meisten Menschen aber ziehen andere Tagesstrukturen vor und gehen zum Beispiel auf Arbeit, beschäftigen sich mit ihren Kanarienvögeln oder lesen die neuesten Bücher von Botho Strauß. Oder sie schreiben selber welche, oder sie machen einen Ausflug auf den Brocken oder stippen mit den Zehen ins Meer auf Mallorca, oder sie organisieren ein Konzert, bauen eine zwei Kilometer lange Mauer vor Erfurt, was weiß denn ich. Kurz: Eigentlich ist das Leben schön, geschätzte Hörerinnen und Hörer. Ich wollte dies die ganze Zeit über für mich behalten, um nicht etwa als affirmativer Kopf in Verruf zu geraten. Aber jetzt, vor dem Hintergrund eines WählerInnen-Anteils von schon fast 20 Prozent für Adolf Höcke und Konsorten, trete ich an die Öffentlichkeit und rufe meine Mitmenschen dazu auf, die Schönheit des Universums ebenso wie des Bundeslandes Thüringen erstens überhaupt einmal wahrzunehmen und sie dann auch zu genießen. Das, scheint mir, ist die dringendste Aufgabe der heutigen Zeit, und das hat bekanntlich schon Lenin gesagt.