Reaktor 1 des AKW Fessenheim stillgelegt - wann folgt Reaktor 2?

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Seit 2012 wurde die Stilllegung des AKW Fessenheim von französischen Präsidenten acht Mal für verschiedene Jahre angekündigt und dann wieder auf Unbestimmt verschoben. Nun hat der französische Strom-Konzern EdF Reaktor 1 in den frühen Morgenstunden stillgelegt. Ob jedoch der im Herbst 2019 verkündete Stilllegungs-Termin für Reaktor 2, der 30. Juni 2020, eingehalten wird, bleibt fraglich.
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Upload vom 25.02.2020 / 14:22

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Klassifizierung

Beitragsart: Nachricht
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Umwelt, Wirtschaft/Soziales
Serie: restrisiko
Entstehung

AutorInnen: Klaus Schramm
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 25.02.2020
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Reaktor 1 des AKW Fessenheim stillgelegt - wann folgt Reaktor 2?

Seit 2012 wurde die Stilllegung des AKW Fessenheim von französischen Präsidenten acht Mal für verschiedene Jahre angekündigt und dann wieder auf Unbestimmt verschoben. Nun hat der französische Strom-Konzern EdF Reaktor 1 in den frühen Morgenstunden stillgelegt. Ob jedoch der im Herbst 2019 verkündete Stilllegungs-Termin für Reaktor 2, der 30. Juni 2020, eingehalten wird, bleibt fraglich.

Für altgediente Anti-AKW-AktivistInnen im Dreyeckland, die schon seit Jahrzehnten einen Großteil ihrer Freizeit dem Kampf gegen das von Colmar rund 30 Kilometer Luftlinie, von Freiburg 24 Kilometer Luftlinie und von Basel rund 40 Kilometer Luftlinie entfernte Atomkraftwerk gewidmet hatten, besteht derzeit nur wenig Anlaß zur Freude. Denn die beiden Reaktor-Blöcke, die Ende 1977 und Anfang 1978 in Betrieb gingen, haben die Bevölkerung viel länger als die ursprünglich von den Konstrukteuren vorgesehenen 25 Jahre gefährdet. Unzählige Kinder im Umkreis des Atomkraftwerks - weit überwiegend in der meist vorherrschenden Windrichtung nach Nord-Nord-Ost - starben in den vergangenen 42 Jahren an durch Radioaktivität ausgelöster Leukämie, unzählige Frauen bekamen Brustkrebs und Viele, jung und alt, starben vorzeitig an weiteren durch Radioaktivität ausgelösten Krankheiten.

Und ob Reaktor 2 tatsächlich wie im Herbst 2019 verkündet am 30. Juni 2020 stillgelegt wird, ist nun zwar ein wenig wahrscheinlicher geworden, doch noch keineswegs sicher. Gerade das benachbarte Baden-Württemberg, das seit 2011 angeblich von einem grünen Ministerpräsidenten regiert wird, ist in dieser Hinsicht ein denkbar schlechtes Vorbild. Auch im "Ländle" gab es vor einem Jahrzehnt zwei Atomkraftwerke mit jeweils zwei Reaktoren. Reaktor 1 des AKW Philippsburg und Reaktor 1 des AKW Neckarwestheim wurden beide im August 2011 stillgelegt. Die Reaktoren 2 folgten jedoch keineswegs im zeitlichen Abstand weniger Monate. Reaktor 2 des AKW Philippsburg wurde erst mehr als 8 Jahre darauf, Ende 2019, stillgelegt. Reaktor 2 des AKW Neckarwestheim ist nach wie vor in Betrieb - und der für diesen Reaktor angekündigte Stilllegungs-Termin, der 31. Dezember 2022, ist lediglich ein unverbindliches Versprechen.

Der Anti-AKW-Aktivist und frühere Geschäftsführer des BUND-Regionalverbands Südlicher Oberrhein, Axel Mayer, empfahl kürzlich, für den Fall der Stilllegung des AKW Fessenheim drei Flaschen Sekt bereit zu halten: Die erste der drei Flaschen könne anläßlich der Stilllegung des zweiten der beiden Reaktoren geöffnet werden, die Zweite am Tag der Entleerung des Brennelemente-Lagerbeckens und die Dritte schließlich - in einer Million Jahren, wenn der größte Teil der im AKW Fessenheim erzeugten Radioaktivität abgeklungen sein wird.

Auch in den kommenden Monaten kann ein Korridor der Zerstörung quer durch Deutschland, Dänemark und Schweden durch einen Super-GAU im AKW Fessenheim verursacht werden - eine Zone mitten in Europa, die für mehrere Jahrzehnte unbewohnbar bliebe. Neben dem Leben von Millionen Menschen ist auch das größte Trinkwasserreservoir Europas von der Zerstörung bedroht. Die vielfältigen Risiken, die vom AKW Fessenheim ausgehen, sind seit Langem bekannt.
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