Heiße Luft um Laufzeitverlängerung

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Seit März dieses Jahres wird in den Mainstream-Medien und in den Talkshows eine Debatte gepusht und damit die Forderung lanciert, die Laufzeiten der letzten drei deutschen Atomkraftwerke über den 31. Dezember dieses Jahres hinaus zu verlängern. Im Juni sprachen sich dann auch laut Umfragen rund 60 Prozent der Deutschen für eine solche Laufzeitverlängerung aus (Siehe...). Am 20. Juli plädierte nun auch der publicity-erprobte Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer dafür, eine Laufzeitverlängerung "in Erwägung" zu ziehen. Die 'Frankfurter Rundschau' bot ihm hierfür die Bühne.
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mp3, 165 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 26.07.2022 / 22:39

Dateizugriffe: 85

Klassifizierung

Beitragsart: Nachricht
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Umwelt, Arbeitswelt, Internationales, Wirtschaft/Soziales
Serie: restrisiko
Entstehung

AutorInnen: Klaus Schramm
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 25.07.2022
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Heiße Luft um Laufzeitverlängerung

Seit März dieses Jahres wird in den Mainstream-Medien und in den Talkshows eine Debatte gepusht und damit die Forderung lanciert, die Laufzeiten der letzten drei deutschen Atomkraftwerke über den 31. Dezember dieses Jahres hinaus zu verlängern. Im Juni sprachen sich dann auch laut Umfragen rund 60 Prozent der Deutschen für eine solche Laufzeitverlängerung aus (Siehe...). Am 20. Juli plädierte nun auch der publicity-erprobte Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer dafür, eine Laufzeitverlängerung "in Erwägung" zu ziehen. Die 'Frankfurter Rundschau' bot ihm hierfür die Bühne.

Kurz darauf zog die pseudo-grüne Rebecca Harms nach. Im November 2004 hatte sich die damalige Europa-Abgeodnete damit hervorgetan, daß sie über die Medien der Anti-AKW-Bewegung ungefragt den Rat erteilte, den CASTOR-Protest im Wendland abzubrechen.

Einen Tag darauf, am 21. Juli, berichtete die 'Süddeutsche Zeitung', daß Pseudo-Grüne und SPD im Münchner Stadtrat "den Weg für einen längeren Betrieb" des AKW Isar "freimachen". Dabei handelt es sich offenbar um heiße Luft, denn das Atomgesetz kann nicht in München, sondern nur im Bundestag geändert werden.

Wieder einen Tag darauf, am 22. Juli, kam eine noch grosteskere Meldung: "Nun mischt sich die polnische Politik in die deutsche Debatte über eine Laufzeitverlängerung der drei letzten Atomkraftwerke ein." Der ernst gemeinte Vorschlag: Polen soll die drei deutschen Atomkraftwerke pachten.

Schon am 1. März dieses Jahres war in der 'taz' von Minister Habecks "notwendigem Tabubruch" zu lesen. Am 7. März assistierte der baden-württembergische pseudo-gründe Ministerpräsident Winfried Kretschmann, es dürfe "keine Denkverbote" geben. (Weiter unten eine - unvollständige! - Liste der heftigsten Aufschläge in der medial inszenierten Debatte um das Thema Laufzeitverlängerung).

Kommentar
Wer im Zusammenhang mit Atomenergie mit propagandistischem Vokabular wie "Tabubruch" oder "keine Denkverbote" operiert, muß sich fragen lassen: Gilt dies auch für Pädophilie? Wer keine festen Überzeugungen und keinen Standpunkt hat, kann auch eine "offene" Debatte über die Abschaffung des Paragraphen 176 fordern, ohne Tabus, ohne Denkverbote... Die Wortwahl verweist auf einen opportunistischen Charakter. Ohne eigene Überzeugung halten sie ihr Fähnchen in den Wind. Dies kann bei Menschen nicht überraschen, die in der Vergangenheit die baden-württembergischen Atomkraftwerke als "sicher" bezeichneten.

#1
1.03.22
Robert Habeck in der 'taz'
"Habecks notwendiger Tabubruch"
https://taz.de/Laengere-Laufzeiten-fuer-...

#2
3.03.22
Offener Brief von einem Dutzend WissenschaftlerInnen
und energiewirtschaftlichen BeraterInnen

#3
7.03.22
Winfried Kretschmann
"Es darf keine Denkverbote geben!"
www.n-tv.de/politik/Kretschmann-offen-fuer-Laufzeitverlaengerung-article23179633.html

#4
15.03.22
Andreas Pinkwart
...hält Laufzeit bis 2029 für möglich
www.sueddeutsche.de/wirtschaft/energie-atomkraft-pinkwart-haelt-laufzeit-bis-2029-fuer-moeglich-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-220315-99-525794

#5
18.05.22
erneut: Winfried Kretschmann
"Das kann natürlich sein."
www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.winfried-kretschmann-ministerpraesident-stellt-bei-gas-embargo-atomkraftausstieg-infrage.ba8d3f6c-8d6a-45b4-8de1-8ab894f70aa4.html

#6
22.05.22
planet e | 22.05.2022 | 15:45Uhr | ZDF:
'Energiesicherheit in Deutschland - Comeback der Atomkraft?'
Propaganda-Sendung mit Gewichtung ca. 6:1 pro Laufzeitverlängerung
www.zdf.de/dokumentation/planet-e/planet-e-energiesicherheit-in-deutschland-atom-100.html

#7
27.05.22/29.05.22
Gutachterl. Stellungnahme des Instituts für Berg- und Energierecht
(Ruhr-Universität Bochum)
"Eine weitere Nutzung der drei zum 31. Dezember 2021 abgeschalteten und der drei zur Abschaltung anstehenden Kernkraftwerke sei "von Rechts wegen zulässig und rechtssicher regelbar..."
www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56173733-gutachten-ohne-juristischen-einwaende-gegen-laengere-atomlaufzeit-003.htm
'Welt am Sonntag'

#8
31.05.22
Union und FDP pochen auf längere AKW-Laufzeiten
https://www.tagesspiegel.de/politik/grue...

#9
7.06.22
"Wir sollten darüber nachdenken, in neue Kernkraftwerke zu investieren"
Stefan Wolf, Vorsitzender des Arbeit­geber­verbandes Gesamtmetall
www.rnd.de/politik/atomausstieg-naechste-runde-der-endlosdebatte-J5MV6LZRAFGYJKWFQRDDKVZD3Q.html

#10
9.06.22
Christian Lindner will "vorurteilsfreie" Debatte über Atomkraft
www.tagesschau.de/wirtschaft/lindner-atomkraft-103.html

#11
12.06.22
CSU-"Umwelt"-Politikerin Anja Weisgerber spricht sich für den "vorübergehenden Weiterbetrieb der letzten drei Atomkraftwerke" aus
www.n-tv.de/politik/Union-dringt-auf-Akw-Laufzeitverlaengerung-article23392933.html

...

Kommentare
27.07.2022 / 17:26 gesendet am 27.07 in sonar, bermuda.funk - Freies Radio Rhein-Neckar
Vielen
Dank!
 
28.07.2022 / 02:00 Konrad, Radio Dreyeckland, Freiburg
gesendet im mora
danke