1. Vorbereitungskonferenz gegen den G8-Gipfel 2007 - Ein Bericht

ID 12120
 
Der Bericht beschäftigt sich mit der 1. Aktionskonferenz in Rostock vom 25./26. März 2006 zu den Gegenaktivitäten zum G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm.

Abmod: Das linksradikale Vorbereitungstreffen findet vom 31.03. bis 02.04. in Leipzig Gießerstraße 16 statt.
Audio
07:32 min, 7061 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 29.03.2006 / 16:57

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Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Internationales, Jugend, Kultur, Politik/Info
Serie: Radiofusion
Entstehung

AutorInnen: Franziska & Axel
Radio: coloradio, Dresden im www
Produktionsdatum: 29.03.2006
keine Linzenz
Skript
Im Frühsommer 2007 soll der G8-Gipfel in Heiligendamm an der mecklenburgischen Ostseeküste stattfinden.
Das Treffen der Regierungschefs der „führenden Industrienationen“
USA,
Kanada,
Japan,
Großbritannien,
Frankreich,
Italien,
Deutschland und
Russland
symbolisiert die Macht des globalisierten Kapitalismus
und seine politische und militärische Gewalt.
In Vorbereitung auf Heiligendamm gab es bereits mehrere Treffen.

Letztes Wochenende fand in Rostock die sogenannte 1. Arbeitskonferenz statt.
Eingeladen hatten dazu
Reinhard Knisch aus Rostock,
Peter Wahl von attac,
Willi van Ooyen vom Bundesausschuss Friedensratschlag,
Thomas Seibert von medico international,
Christoph Kleine von der Interventionistischen Linken und
Monty Schädel von der Deutschen Friedensgesellschaft/Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen.
Laut ihrem Aufruf hatte die Konferenz die Funktion,
Informationen über die jeweiligen politischen Erwartungen, Absichten und Aktionsvorstellungen auszutauschen.
Außerdem sollte sie Auftakt eines offenen – auch ergebnisoffenen – Verständigungsprozesses sein.

Am Sonnabend wurde in „Thematischen Foren“ Kritik am G8 diskutiert.

Eines dieser Foren beschäftigte sich mit antirassistischen Perspektiven zum Thema Flucht und Migration. Dabei erschien der lokale Fokus enorm wichtig. Der globale Bezug könnte beispielsweise mit den strukturellen Hintergründen von Flucht und Migration und der Abschottung gegenüber EinwandererInnen thematisiert werden.
O-Ton

Auch im Forum Weltwirtschaft und Krieg spielten die lokalen Themen eine besondere Rolle. Einerseits ging es um das Bombodrom – der geplante Luftwaffenübungsplatz der Bundeswehr. Andererseits soll die sogenannte „ökonomische Wehrpflicht“ thematisiert werden. Sie bezeichnet die Tendenz junger Menschen in der Region, sich mangels Berufsperspektive für mehrere Jahre bei der Bundeswehr zu verpflichten.

Ein weiteres Forum beschäftigte sich mit den globalisierungskritischen Aktivitäten von Neonazis. Es wird erwartet, dass sich das eventuell entstehende Bündnis und die gesamte Anti-G8-Kampagne in Wort und Tat scharf von jedem Nationalismus abgrenzt. Außerdem war das Forum der Meinung, dass die Konferenz zu den antifaschistischen Protesten am 1.Mai in Rostock aufrufen sollte.
O-Ton

Das Forum Soziale Rechte, EU und Privatisierung diskutierte die Soziale Frage. Eine inhaltliche Klammer statt 2 oder 3 Forderungen soll alle politischen Akteure zusammenführen. Die Mobilisierung müsse auf Sieg ausgerichtet sein. Das bedeutet, ein Raum zu organisieren, in dem alle ihre Anliegen vorbringen können.
O-Ton


Am Sonntag wurde das praktische Vorgehen in Arbeitsgruppen besprochen.

Ein Gegengipfel z.B. hätte die Funktionen, Kritik nach außen zu vermitteln, zur eigenen Bildung beizutragen und Vernetzungs- und Selbstorganisationsprozesse anzukurbeln.

Weiter soll es zu einer Massenblockade kommen. Jede und jeder soll daran mitwirken können.
O-Ton

Eine Großdemonstration wird allen, die sich gegen den G8-Gipfel positionieren wollen, offen stehen. Der Ort und damit auch der Charakter der Demonstration sind ungeklärt.
O-Ton

Kultur soll anders einbezogen werden als beim letzten G8-Gipfel in Schottland.
O-Ton
Im künstlerischen Milieu will mensch eine Auseinandersetzung mit dem Thema anzetteln. Überall sollen selbstorganisierte Prozesse in Gang gesetzt und vernetzt werden. Letztendlich soll ein Pool von KünstlerInnen organisiert werden, der kleine, punktuelle Aktionen unterstützt.

Das Camp während des G8-Gipfels kann nicht nur ein Ort zum Schlafen sein. Hier soll Widerstand erprobt werden und Selbstorganisation stattfinden.

Ein Aktionstag wird dazu dienen, Migration und die Situation der Fremden zu thematisieren.

Es gab außerdem Arbeitsgruppen zur internationalen Mobilisierung und Antirepressionsarbeit.

Die Konferenz hat gezeigt, welche politischen Akteure an der Anti-G8-Mobilisierung bereits beteiligt sind.
Auch ihre Aktionsvorstellungen sind schon relativ klar.

Dem Anspruch eines offenen Verständigungsprozesses ist die Konferenz jedoch nicht gerecht geworden.
Intensive Diskussionen um politische Absichten haben nicht stattgefunden. Stattdessen wurde bereits mit der Organisation von Gegenaktivitären begonnen.

Während diese in den Arbeitsgruppen besprochen wurden, veranstaltete die Vorbereitungsgruppe eine Pressekonferenz. Die ist vorher nicht bekannt gegeben worden.
Ein solches Vorgehen kann mensch schwer als Teil eines ergebnisoffenen Verständigungsprozesses ansehen.

Im Vorfeld des G8-Gipfels ist eine wirkliche Diskussion der linken Kräfte nicht nur wünschenswert, sondern auch notwendig.
Dazu gehört, dass sich alle Beteiligten auf einen Prozess einlassen, dessen Ende nicht vorher feststehen kann.
Linksradikale Personen und Gruppen müssen Teil dieses Prozesses sein.
Auf das am kommenden Wochenende in Leipzig stattfindende Anti-G8-Treffen dieses Spektrums wurde in der Arbeitskonferenz kaum Bezug genommen.

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30.03.2006 / 17:28 C. Hartmann, Radio Z, Nürnberg
Gesendet in Zip-FM
vom 30.03.2006