Aus neutraler Sicht von Albert Jörimann "Bank of England"

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[18.Kalenderwoche]
Ich möchte Euch hier kurz bekannt machen, was die Bank of England bei ihrer Sitzung vom 8./9. April zur internationalen Wirtschaftslage sagte.
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Upload vom 29.04.2009 / 13:23

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Klassifizierung

Beitragsart: Kommentar
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Kultur, Wirtschaft/Soziales
Serie: Aus Neutraler Sicht
Entstehung

AutorInnen: Albert Jörimann
Radio: Radio F.R.E.I., Erfurt im www
Produktionsdatum: 29.04.2009
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
8 There had been a sharp deterioration in world trade. Over the latest twelve month period for which data were available, the value of goods exports had fallen by around 20% in the United States, France, Germany and China. In Japan, the corresponding fall had been around 50%. According to the Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (an independent research institute), the volume of world trade had declined by around 17% in the twelve months to January, while the three-month-onthree-month fall had been 12%. Falls in trade volumes of this magnitude and speed were unprecedented.
9 World output growth had also been weak, but the collapse in world trade appeared to be much more severe than its long-term average relationship with output would have implied. One possible explanation for this related to the nature of the slowdown. The tightening of credit supply and the fall in confidence had led spending on high value internationally traded items, such as capital goods, to decline. Moreover, the greater use of global supply chains in recent years may have increased the extent to which the slowdown in demand affected international trade. The need to run down inventories in sectors which were highly traded, such as motor vehicles, may have also contributed to the collapse in trade. A further possibility was that there had been a particularly severe contraction in the supply of trade credit that financed international transactions. It was difficult to judge how much weight to put on the different explanations. And the precise implications of the substantial decline in world trade for the UK economy were not obvious.
10 Purchasing Managers Indices (PMIs) from a wide variety of economies were suggesting that the pace of deterioration in global output might be moderating. At the same time, the rise in commodity prices during the past month had also hinted at an incipient recovery in world demand. Some of the divergence between the most recent world trade and economic activity indicators might have been a function of timing. Other than in raw materials, trade occurred after production, and it was the new orders components of the manufacturing PMIs that had been picking up most noticeably. So it could be that the trade data were a lagging indicator of demand developments and would recover during 2009 Q2. Nevertheless, the sharp drop in world trade was a concern and a source of significant uncertainty for the outlook for UK GDP growth.
11 The G20 summit in London on 2 April, among other things, had agreed to increase substantially the funds available to the IMF. These funds should support growth by increasing the funding available for countries in financial difficulty. That meant that one potential downside risk to world demand had diminished.

Ich zitiere diesen Text eigentlich weniger wegen seiner besonderen Luzidität; die entspricht weitgehend der Erhelltheit der anderen staatlichen Stellen und Köpfe rund um die Welt. Nein, ich möchte damit wieder einmal zeigen, dass Englisch eigentlich das schönere Deutsch ist. Diese Sorgfalt und Klarheit in den Ausdrücken hebt sich in absolut wohltuender Art und Weise davon ab, was in unseren Medien als Populärsprache oder, noch schlimmer, sogar als Witz bezeichnet wird. Es gibt ja einige Sprachpuristen, welche vor dem Einbruch des Englischen in die deutsche Sprache bzw. vor zunehmenden Anglizismen warnen. Ich rate hier zur Lockerheit. Eine Sprache ist eben ein flexibles Gefäß und lebt justament davon, dass sie nicht nur neue Wörter erfindet, wo solche nötig sind, sondern sie halt auch aus anderen Sprachen übernimmt, wenn dafür die korrekten Vorgaben bestehen. In der Schweiz ist das zum Beispiel der Fall beim Rätoromanischen, dessen Schatz an neuen Wörtern zum Teil auf das Französische und zum Teil auf das Deutsche zurückgreift; grundsätzlich ist der deutsche Wortschatz aber auf der Welt nicht besonders beliebt, vielleicht mit Ausnahme des Balkans und Osteuropas oder auch des Russischen, wo schon länger erfreuliche Worte wie Butterbrodi oder Riuksak das Vokabular beleben. Aber nach zwei verlorenen Weltkriegen und eben angesichts der Überlegenheit des Englischen kann es nicht erstaunen, dass Deutschland als Exportweltmeister nur die Produkte, aber nicht deren Bezeichnungen exportiert, sondern diese vielmehr eben aus dem Englischen bezieht. Und das wiederum, ich sage es nochmals, ist alles andere als erschreckend. Ich gehe davon aus, dass ich an dieser Stelle schon mehrfach darauf hingewiesen habe, dass das Englische eine Fusion darstellt aus Mittelhochdeutsch und Mittelfranzösisch. Bloß ist es gelungen, die Struktur einfacher zu halten, während aber offenbar bei der Aussprache bzw. bei der Schreibweise eine gewisse Diskrepanz besteht; darauf möchte ich mich aber nicht näher einlassen, da ich kein Experte bin. Ich kann nur noch anfügen, dass ich selber im Rahmen meiner Möglichkeiten am englischen Englisch festhalte, während die US-Amerikaner der Unsitte des Sprechens mit vollem Mund frönen; aber das ist sowieso eine andere Geschichte. Hier will ich nur noch ergänzen, dass vor den Engländern die deutsche Sprache bekanntlich den letzten Schliff erhielt durch die Franzosen, aber das liegt nun auch wieder 200 Jahre zurück.

Heute jedoch zeichnet sich eine Erholung ab aus der tiefsten Finanzkrise der letzten Jahrzehnte, während die Talsohle bei der Krise der Realwirtschaft, welche von der Finanzkrise ausgelöst wurde, noch durchschritten werden muss. Aber auch hier verbreitet sich ein erster Optimismus, und die Gefahr ist nun wieder eher die, dass der Optimismus zu stark ausfällt und dann wieder einen derartigen Dämpfer aufgesetzt erhält, dass er wieder eine Depression auslöst, kurz: Die Gefahr besteht momentan in einer manisch/depressiven Phase, wogegen die zugrunde liegenden Tendenzen insgesamt durchaus anständig aussehen. Man muss noch gewisse richtige Schlüsse ziehen, aber an und für sich präsentiert sich die Zukunft doch ganz anständig. Der Automobilismus ist vorbei. Das heißt nun nicht, dass keine Automobile mehr gefahren oder produziert werden, aber dieser Sektor ist nicht mehr das Leitfossil für die kommende Epoche. Ich bin mal gespannt, ob gerade der Exportweltmeister Deutschland seine Lehren daraus zieht und seine Schwergewichte drastisch verlagert. Bis jetzt habe ich dafür noch keine weiteren Anzeichen gesehen, und ich werde dennoch nicht müde, dies zu wiederholen. Exportiert irgendetwas anderes, Solarzellen, meinetwegen Spaghetti oder halt auch Wörter und Begriffe, aber den mit der Automobilindustrie müsst ihr vergessen. Daneben bilden in einem ordentlichen Szenario die Schwellenländer das Schwergewicht der nächsten Dekade. Auf China muss ich nicht speziell verweisen; aber auf die ihre Art werden auch Indien und Brasilien weitere Fortschritte machen und in ihrem Windschatten die jeweiligen Regionen, wobei ich immer wieder darauf hinweise, dass Brasilien und in einer etwas anderen Art und Weise auch Indien bei diesen Entwicklungen von ungelösten sozialen Problemen beeinträchtigt werden.

Was heißt da ungelöste soziale Probleme – die gibt es ohnehin überall, auch in der Bundesrepublik Deutschland oder in der schönen Schweiz und sogar in Österreich; aber in Brasilien sind es ausgewachsene Klassen- und Kastenschranken, die wohl nicht so einfach und von alleine fallen werden. Da stehen die Chancen besser in Euren östlichen Nachbarländern, die ebenfalls zu den Schwellenländern zählen; ich gehe davon aus, dass in erster Linie Russland ein umfangreiches Infrastrukturprogramm einleiten wird, wenn die Energiepreise wieder anziehen. Und dies war ja in diesem Jahr auch schon wieder der Fall; die Bank of England sagt hierzu: Dollar oil prices had risen by around 13% on the month, and increases had also been seen in some other commodity prices. But the significant fall in prices since the middle of 2008 had led many commodity producers to postpone or abandon investment projects, dampening supply growth. So if the global economy were to recover strongly following the range of recent policy actions and announcements that might lead to renewed upward pressure on commodity prices relative to the prices of other goods and services. Mit anderen Worten: Dafür bezahlen die entwickelten Länder auch einen Beitrag, der aber mit höheren Energie- und Rohstoffpreisen als moderat zu bezeichnen ist – vor allem dann, wenn man mit dem Ende des Automobilismus Ernst macht und die Wachstumsschwergewichte auf andere Orte und Sektoren verlegt.

Es hat mich immer wieder verblüfft, wie sich dieses Kapitalismus genannte System hartnäckig hält, obwohl sämtliche marxistische Prognosen bezüglich Überproduktion und steigende Kapitalintensivität bzw. absolutem Automationsgrad eingetroffen sind. Ich bin zum provisorischen Schluss gekommen, dass auch hier gilt, dass dieses System letztlich nicht ein ökonomisches, sondern ein soziales Verhältnis ist, wie dies Karl Marx schon vor 130 Jahren vom Kapital gesagt hat. Das heißt mit anderen Worten: Solange die Gesellschaft den wirtschaftlichen Aktivitäten der Individuen vermittels ihrer eminenten Institution Markt einen Wert beimisst, solange existiert dieser Wert auch. Dies erklärt u.a. ganze Produktionszweige, wo Sonderanfertigungen hergestellt werden, die natürlich relativ teurer sind als die Massenprodukte. Vor allem aber bedeutet dies, dass die Produkte nicht mehr allein als Funktion der technologischer Innovation verkauft werden, obwohl dies nach wie vor zutrifft, zum Beispiel in der Mobiltelefonie bzw. in der Konvergenz zwischen Medien, PC und Telefonie. Aber zu einem zunehmenden Tel wird das Ganze zu einer Frage des Marketing. Gameboys oder Tamagochi sind hier Pionierprodukte, die sich noch an Kinder richteten. Wenn es einem findigen Geist gelingt, solche Sachen für die Erwachsenen zu basteln, dann hat er das Tor für zukünftiges Wachstum auf reifen Märkten aufgetan. Also, ErfinderInnen aller Länder und durchaus auch in Deutschland: Jetzt wisst ihr, was ihr zu tun habt. Sorgt einfach dafür, dass diese neuen Produktelinien nach Möglichkeit nicht noch mehr Energie verbrauchen als ein durchschnittliches Automobil.