Repression statt Empowerment - Die Situation marginalisierter Gruppen in Rio im Vorfeld der Olympiade

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Unter dem Vorwand, Kinder und Jugendliche vor sexueller Ausbeutung zu schützen, werden an den Austragungsorten von sportlichen Großereignissen entsprechende Maßnahmen getroffen; oft gehen diese aber in die entgegengesetzte Richtung. Sie haben Repression von ärmeren Kindern und Jugendlichen sowie Erwachsenen in der Sexarbeit zur Folge.

Wir sprachen mit Friederike Strack von Hydra e.V. in Berlin und Davida in Rio de Janeiro.
Audio
08:32 min, 8000 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 03.11.2015 / 16:22

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Entstehung

AutorInnen: die meike
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 03.11.2015
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
2014 wurde während der MännerWM in Brasilien Ausländern, die wegen sexuellen Mißbrauchs von Minderjährigen oder Kinderpornografie angezeigt oder verurteilt sind, die Einreise verweigert. Die Regelung bediente den Hype, der bei solchen sportlichen Großereignissen an jeglichen Austragungsorten immer wieder aufs neue losgetreten wird – und sich im Nachhinein nie bewahrheitete. Angeblich seien Kinder und Jugendliche während solcher Großereignisse einem größeren Risiko von sexueller Ausbeutung ausgesetzt. Demnach würde auch die Zahl von Menschenhandel steigen.

AUDIO: restriktion

im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro gibt es noch keine direkten Maßnahmen bezüglich der Sexarbeit. Das sagt Friederike Strack von der Prostituiertenorganisation Davida in Rio und Hydra e.V. in Berlin, einer Beratungsstelle für Prostituierte. Aber es wird daran gearbeitet – es wurde eine Arbeitsgruppe gegen sexuelle ausbeutung gegründet, eine Arbeitsgruppe des Olympischen Komittees. An dieser Arbeitsgruppe nehmen Zivilgesellschaft und Regierungsvertreter_innen teil. Dabei sollen – wieder einmal – Empfehlungen entwickelt werden gegen sexuelle Ausbeuteung von Kindern und Jugendlichen während der Olympischen Spiele. Aber die Maßnahemn, die dort entwickelt werden sind oftmals kontraproduktiv gegenüber erwachsenen Sexarbeiterinnen.

AUDIO: menschenhandel

die vermeintlichen maßnahmen zum schutz von kindern und jugendlichen, werden nun von der militärpolizei als vorwand für sogenannte "säuberungen" der stadt genommen: minderjährige ohne begleitung erwachsener aus ärmeren vierteln von rio werden aus dem reichen süden der stadt verdrängt, damit den olympia-tourist_innen und touristen, aber auch anwohnerinnen und anwohnern von copacabana, leblon und ipanema eine "saubere" stadt geboten werden kann, wo ihnen niemand geldbeutel und händy klauen könnte. friederike strack spricht in diesem zusammenhang von einer sogenannten "Apartheid" zwischen reicher südzone und dem norden sowie den vororten von rio.

AUDIO: ermordungen

diese "schutzmaßnahmen" nehmen derart absurde ausmaße an, daß schon väter festgenommen wurden, weil sie ihre kinder in der öffentlichkeit umarmt und geküßt haben, und deshalb verdächtigt wurden, sextouristen zu sein.

Audio:
repression
junge schwule

was macht jetzt die bewegung der sexarbeiterinnen?

AUDIO: sextourismus

die Sexarbeiterinnenorganisation Davida schloß sich mit verschiedenen Forscherinnen und Forschern der Universität Rio de Janeiro zusammen zu einem observatorium zur prostitution. sie beobachteten während der 32 Tage der MännerWM in Brasilien letztes Jahr die Arbeitsplätze der sexarbeiterinnen. Die ergebnisse ihrer studie zeigten keineswegs einen sprunghaften anstieg der zahl von Sextouristen, sondern genau das gegenteil:

AUDIO: rückgang von kunden

doch – den ergebnissen der studie wird nicht geglaubt oder sie werden ignoriert. Die maßnahmen, und kampagnen die entwickelt werden, haben einen repressiven charakter.

Audio : realität ist anders