Vogel der Woche (288): Die Schnupfe

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ein verschollener Vogel des Jahres 2016...
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02:44 min, 3852 kB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 22.08.2019 / 15:41

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Klassifizierung

Beitragsart: Hörspiel
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Andere, Wirtschaft/Soziales, Arbeitswelt, Sport, Umwelt, Kultur
Serie: Vogel der Woche
Entstehung

AutorInnen: hikE
Radio: RUM-90,1, Marburg im www
Produktionsdatum: 22.08.2019
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Die Schnupfe. Scolopax husticola.

Wenn draussen der Modder auftaut und die Stechmücken ihren angestammten Brutplatz wieder einnehmen, ist auch die Zeit für die alljährliche Schnupfenwanderung gekommen. In Gruppe nvon zehn bis fünfzehn Exemplaren fliegen die graubraunen Watschvögel ihrem langen Schnabel hinterher, allerdings nur über Strecken, die geringfügig länger als ihr Schnabel sind. Sie gehören nämlich zu den Vögeln, die immer den Kürzeren ziehen, wenn sie nur dürfen. Manche Populationen sind sogar Standvögel, will meinen, eine Dauerbesetzung auf der Planke, welche die Schnupfenwelt bedeutet.
So eine richtig ordentliche Schnupfe ist permanent am Quorren und Puitzen, und wenn die Nase so richtig zu sitzt, kommt auch schon mal ein ersticktes "ugh ugh ugh" zu Gehör, oder gar beim Ausatmen ein hoher Quietschton, der an den "tweeeet" eines 160-Zeichen-Internet-Kommunikationsdienstes erinnert.
Die Männchen erhoffen sich von dieser Geräuschkulisse, dass paarungswillige Weibchen ihre Willigkeit signalisieren, und irgend ein Wunder der Natur hat es tatsächlich so eingerichtet, dass es Schnupfenweibchen gibt, die das Gequorre und Gepuize erotisch genug finden, um sich auf Nahkontakt mit der seltsamen Tonquelle einzulassen.
Das ist alles schön und lieb, und toll natürlich auch, wenn sich zwei finden, welche die Liebe wie zwei Elektromagneten zusammentreibt. Allerdings ist der Haken, dass Schnupfenweibchen grundsätzlich auf einem Menschen herumsitzen. Sie locken den Schnupf also zum Menschen.
Wie das halt so ist, wenn zum Beispiel ein Mensch sagt: "hmnfgh, ich habe Schnupfen", und ein anderer das zum Anlass nimmt, auf drei Metern Abstand zu bleiben, dann balzt eben der männliche Schnupf freifliegend los, und die weibliche Schnupfe signalisiert: "Mein Revier ist a) ein grandioser Landeplatz, und Küken will ich b) auch."
Der Schnupfenzyklus geht von vorne los, bis alles inklusive der Biotopmenschen "ugh ugh ugh"t, puizt und rumquorrt, dass es eine Art hat.
Manchmal ist die Schnupfe weg, dann wütet sie in ihren Winterquartieren oder sonstwo. Freuen wir uns doch einfach mal, wenn wir gerade keine Schnupfen haben.
Guten Morgen!