In Cern könnte die Zeit bald rückwärts laufen

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Anmod.-Vorschlag:
Das Ungetüm lauert unter der Erde – momentan schläft es, doch wird es bald wieder erwachen. Dieses Ungetüm wurde von Menschenhand geschaffen und gilt als eines der größten technischen Wunder unserer Welt. Doch manche glauben, die Welt könnte noch ihr ganz eigenes Wunder mit diesem gigantischen Apparat erleben, der schon als »Gott-Maschine« bezeichnet wurde: es ist ein 27 Kilometer messender neuer Teilchenbeschleuniger im Kernforschungszentrum CERN bei Genf.
Physiker erwarten sich unfassbare Einblicke in die Welt der kleinsten Teilchen und wollen hier unter anderem auch den Anfang des Universums simulieren. Vor allem wollen sie auch ein Elementarpartikel nachweisen, das sie seit Jahrzehnten vergebens gesucht haben: das Higgs-Boson. Dieser Exot soll erklären, woher all die anderen Teilchen ihre Masse haben. Im Large Hadron Collider - kurz: im LHC - sollen schwere Elementarteilchen mehrstufig beinahe auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt, an vier Kreuzungspunkten zur Kollision gebracht und dort analysiert werden. Am 1. September 2008 ging der LHC in den ersten Probelauf. Doch bereits nach zehn Tagen war alles wieder vorbei: Ein erheblicher Defekt am Kühlsystem verhinderte weitere Experimente. Das blieb nicht der einzige Störfall.
Die Physiker Holger Bech Nielsen vom Niels-Bohr-Institut in Kopenhagen, Dänemark, und Masao Ninomiya vom Yukawa-Institut für Theoretische Physik in Kyoto, Japan, glauben, dass diese offenbar unglückliche Verkettung von Ereignissen alles andere als purer Zufall war, sondern von einer Physik vereitelt wird, die uns Normalsterblichen bereits als Magie erscheint. Nielsen und Ninomiya sind renommierte Wissenschaftler, sie gründen ihre spektakulären Gedanken auf anerkannten mathematisch-physikalischen Konzepten. In schlichte Worte gefasst, laufen ihre Überlegungen auf exotische Eigenschaften des Higgs-Bosons hinaus. Und darauf, dass der LHC gleichsam in neue Dimensionen vorstößt. Der Beschleuniger produziert Teilchen eines mathematisch gesehen neuen Typus von Fundamentalgrößen, wodurch auch bislang unbeobachtete Effekte auftreten könnten, unter anderem die Umkehr des Zeitpfeils – also eine Wirkung aus der Zukunft in die Vergangenheit.
Das Higgs-Teilchen wird bislang vergebens gesucht, es erscheint nicht in der Natur. Die beiden Physiker meinen, das könnte seinen Sinn haben. Sollte irgendein nicht-natürlicher Prozess deren Entstehung jemals in großer Zahl fördern, würde demzufolge ein Kontrollmechanismus sogar aus der Zukunft wirkend in die Gegenwart eingreifen, um diesen physikalischen Gesetzesbruch zu verhindern. Vielleicht, weil er unser gesamtes Universum aus dem Gleichgewicht brächte.
In der heute akzeptierten physikalischen Theorie existiert ein bestimmter mathematischer Ausdruck, für den zwei Varianten möglich sind. Eine davon ließe eine Wirkung aus der Zukunft zu. Nielsen sagt: »Das Ganze basiert auf Mathematik, aber Sie könnten es auch damit erklären, dass Gott die Higgs-Partikeln ziemlich hasst und sie zu meiden versucht.«
Die aktuellen Überlegungen wirken verrückt, sind aber ein logisches Gedankenexperiment auf einem fundierten und hohen wissenschaftlichen Level. Der britische Teilchenphysiker Brian Cox äußert sich zu Nielsen: »Seine Ideen besitzen theoretischen Wert. Er spielt mit den Grenzen unseres Wissens, und das ist eine gute Sache. Er zeigt auf, dass wir noch keine Quantentheorie der Gravitation besitzen, also haben wir auch noch nicht streng bewiesen, dass das Versenden von Information in die Vergangenheit unmöglich ist.« Da der LHC aber in neue und unbekannte Bereiche der Physik vorstößt, ist hier einiges möglich. Ralf Wendt von Radio CORAX hat sich mit dem Nobel-Preis-verdächtigen Holger Bech-Nielsen unterhalten. Der Professor ist Lehrstuhl-Inhaber am Niels-Bohr-Institut in Kopenhagen.

Abmod.:
Also steht möglicherweise eine Revolution der Atom-Physik ins Haus. Im besten Falle wird im Nebengang der Experimente in Cern eine Möglichkeit entdeckt, die Zeit in ihrer Abfolge umzukehren. Oder doch wenigstens die Entdeckung ganz anderer Dimensionen von Gravitation und Masse-Zeit-Relationen. Also vielleicht doch ein grandioses Milliarden-Projekt der Menschheit? Wir hörten Professor Holger Bech-Nielsen aus Dänemark zum großen Plan- zur GOTT-Formel, einer Untersuchung eines GOTT-Modells, das ganz ohne den Menschen auskommt.
Audio
26:28 min, 36 MB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 03.11.2009 / 17:35

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Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Kultur, Umwelt, Religion, Internationales, Wirtschaft/Soziales
Serie: Corax-Widerhall
Entstehung

AutorInnen: tagesaktuelle redaktion
Radio: corax, Halle im www
Produktionsdatum: 03.11.2009
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
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