"Aus neutraler Sicht" von Albert Jörimann - Goldman $achs

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Ich bin kein Fan von Typen wie Tony Blair, Gerhard Schröder und eben auch Matteo Renzi. Der Blair stinkt auch heute noch nach Pudel, der Schröder war der Genosse der Bosse, und Renzi hat mit der Arbeiterbewegung so wenig zu tun wie Beppe Grillo oder Helmuth Kohl.
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09:36 min, 22 MB, mp3
mp3, 320 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 28.02.2017 / 09:42

Dateizugriffe: 2228

Klassifizierung

Beitragsart: Kommentar
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Kultur, Arbeitswelt, Internationales, Wirtschaft/Soziales, Andere
Serie: Aus Neutraler Sicht
Entstehung

AutorInnen: Albert Jörimann
Radio: Radio F.R.E.I., Erfurt im www
Produktionsdatum: 28.02.2017
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Aber Renzi hat immerhin versucht, das Dickicht der italienischen Institutionen wenigstens ein bisschen zu lichten mit seinem Projekt zur Beschneidung der Kompetenzen des Senates. Man konnte sich zu jedem Zeitpunkt fragen, ob dies nun das genau richtige Projekt war, und man konnte die Frage auch zu jedem Zeitpunkt verneinen, aber immerhin war es mal überhaupt ein Projekt, und das unterscheidet Renzi um ganze Qualitätssprünge von seinen Vorgängern, und geschadet hätte es mit Sicherheit nichts. Dass er nach der Niederlage bei der Volksabstimmung die Konsequenzen gezogen hat und zurückgetreten ist, wollen wir ihm auch nicht zum Schlechten anrechnen, und überhaupt, jetzt, da er weg ist, kann man über Renzi ja mit viel Sympathie sprechen und dann wieder die Gießkanne mit Spott hervorholen, wenn er sich wieder zur Wahl als Vorsitzender des neuen oder Nachfolge-Partito Democratico präsentiert, und das wird wohl nicht allzu lange dauern.

Vorderhand aber sagen wir nur: Er hat es wieder getan! Er kann es einfach nicht lassen!, und wir sprechen selbstverständlich nicht von Matteo Renzi, sondern von Massimo D'Alema. Dieses Arsch­loch, das nach einem Putsch gegen die erste Regierung Prodi im Jahr 1998 selber für zwei Jahre als italienischer Ministerpräsident amtete und seither nichts anderes mehr im Kopf hat als Segeln und Intrigieren, hat wieder mal die Fäden gezogen und einen weiteren Putsch inszeniert, die Spaltung des Partito Democratico, und wirklich hat man in Italien immer wieder den Eindruck, dass sich seit der Spätantike nichts geändert hat mit Ausnahme des Formats: Dieser lächerliche Idiot ohne Pro­gramm und Ideen würde im Fußschweiß von Matteo Renzi ersaufen, wenn er sich in seine Fuß­stapfen wagen würde, was er natürlich nicht tut, denn die Intrige ist die letzte Möglichkeit, seine Männlichkeit zu beweisen. Er hat es wieder getan! Er hat wieder einen hochgekriegt! – Und wir wenden uns mit Grausen ab von dem, was aus den italienischen Kommunisten geworden ist unter den Bedingungen des einundzwanzigsten Jahrhunderts.

Man weiß wirklich nicht mehr, wo man noch hinschauen kann. Schielen wir mal nach rechts außen in Holland. Aus der gebührenden Entfernung, denn wer wollte sich so einem Typen schon auf mehr als 500 Kilometer annähern, ist es nicht einfach festzustellen, ob eine Aussage tatsächlich zutrifft oder nicht, aber wenn sie ihren Unterhaltungswert hat, kann man sie trotz allem weiter verbreiten, insonderheit wenn es sich um Typen wie den da handelt, der es weder mit der Wahrheit noch mit irgendwelchen elementaren Errungenschaften der Moderne Ernst nimmt, also hier, was ich am Wochenende in der Presse gelesen habe: Der holländische Obernationalist Geert Wilders färbt sich seine Haare aus dem Grunde so schleh- und schlohweiß, weil sie eigentlich ziemlich schwarz wären und auf seine malayischen Vorfahren verweist. Der Super-Holländer ist selber ein Kanake, wie er selber sagen würde, und damit ist wieder mal ein Baustein im Weltgefüge an den richtigen Platz gerückt.

Hilft dies uns auch nur das geringste? Wohl kaum in einer Welt, die derart über-kommuniziert ist, dass die Faktizität keine Bedeutung mehr hat. Die Wilders-Fans werden einfach behaupten, diese Meldung sei eine Lüge, und damit hat sichs. Der öffentliche Diskurs hat sein ihm gebührendes Niveau erreicht, und deshalb frage ich auch lieber nach dem Wohlergehen von Hayden Pannettiere, als dass ich mich mit der Frage auseinandersetze, wieso um alles in der Welt die bestechliche und satt bestochene Brühwurst José Manuel Barroso nicht nur EU-Kommissionspräsident werden konnte, sondern anschließend, nämlich jetzt, mit gut bezahlten Mandaten Zutritt hat zu sämtlichen EU-Gremien. Zwar hat der neue Kommissionspräsident, der alte Jean-Claude Juncker, den Barroso zum reinen Lobbyisten zurückgestuft, nachdem er sich die vorherigen Dienste als Kommissions­prä­sident nach dem Rücktritt mit einem direkten Posten bei Goldman Sachs vergelten ließ, aber es ist kein offenes Geheimnis, sondern eine offen am Tageslicht herum stehende Tatsache, dass Barroso weiterhin sämtliche Privilegien genießt, wenn auch halt nur im Status des Lobbyisten, aber auf diesen Status kommt es nicht darauf an, wenn man die Leute persönlich kennt und schmieren kann.. Der Barroso ist ja noch verreckter als seinerzeit der Jacques Chirac als Stadtpräsident von Paris und anschließend als französischer Staatspräsident, denn die Franzosen wussten wenigstens selber, wen sie da wählten, als sie ihn wählten, während die EU-Gremien der entsetzten Öffent­lichkeit bloß vorzeigen, wie verdammt überhaupt nichts sie zu sagen hat beziehungsweise wie weit weg die Völker Europas oder mindestens die EU-Bevölkerung von ihren Leitungsgremien entfernt ist. Die Europäische Union – das ist Goldman Sachs, ebenso wie die Vereinigten Staaten von Amerika.

Wer wird Goldman Sachs zerschlagen? Ist euer sozialdemokratischer Kanzlerkandidat da vielleicht ein Hoffnungs­träger oder wenigstens ein Hoffnungsschimmer? Es gibt keine Indizien dafür aus seiner Zeit in Brüssel, soviel ich weiß. Frau Merkel hat sich mit Goldman Sachs arrangiert; schließlich hat sie auch für das Wohlergehen der Deutschen Bank zu sorgen, und bei deren ihrer Verfassung empfiehlt es sich nicht, sich mit der Weltbank anzulegen. Übrigens war ich bisher durchaus weniger skeptisch gegenüber dieser Krake und habe noch die Ernennung des ehemaligen Goldman-Sachs-Bankers Mario Dranhing zum Chef der EZB als einigermaßen vertretbar empfunden, weil Sachkenntnis hier durchaus auch Sachskenntnis bedeuten konnte. Inzwischen aber ist das Maß ebenso voll wie die Maß oder der Maß, kurz, alles, und das Ziel kann effektiv im Moment nur noch heißen, diese Bank global zu vernichten. Und dem Barroso wird separat der Prozess gemacht, ein Wurstprozess natürlich, im Laufe dessen er enteignet und zu ewigem Arschwischerdienst auf den Toiletten einer Bank nach Wahl des Gerichtes verurteilt wird.

Unterdessen haben die Griechen ihre quartalsweise Überprüfung der Verschuldungssituation überstanden und eine weitere Geldtranche zur Überbrückung der Löcher ihrer Staatsfinanzen, konkret zur Bezahlung der Schulden an die Geldgeber erhalten. Wie üblich runzelten die Geberinstitutionen die Stirne, und Alexis Tsipras ist unterdessen schon ganz elegant im zerknirscht Einknicken, was einen echten Kontrapunkt zur Goldman-Sachs-Verschwörung darstellt. Oder sollte man Goldman Sachs vielleicht eher als so etwas wie eine Elite-Universität betrachten, auf welcher sämtliche Entscheidungsträger der westlichen Hemisphäre ausgebildet werden? Wohl eher nicht, und somit bleibt das Verdikt eindeutig: Verbieten, zerschlagen, Anlagewerte verstaatlichen und die oberen Führungsebenen ohne Urteil ins Gefängnis, während den unteren Führungsebenen ein fairer Prozess gemacht wird. Die Todesstrafe wird nicht verhängt.

Und was meint dazu Hayden Pannettiere? Sie hat auf jeden Fall ihre mehrmonatige, um nicht zu sagen mehrjährige postnatale Depression jetzt ausgestanden, ja, es geht so weit, dass sie sich jetzt in der Öffentlichkeit zeigt mit einer neuen blonden Kurzhaarfrisur! Dies versichert uns die verlässliche Nichtlügenpresse. Dieselbe Nichtlügenpresse übrigens, welche Anfang Februar über das Wüten eines Flüchtlingsmobs in Frankfurt am Main berichtet hatte. Die Hauptzeugin, eine Direkt­be­trof­fene beziehungsweise ein Opfer sexueller Übergriffe, war allerdings zum Zeitpunkt der Ereignisse gar nicht in Frankfurt gewesen. Über Fake News brauchen wir tatsächlich keine großen Worte zu verlieren in einem Land mit einer «Bild-Zeitung». Zufälligerweise entspricht eine solche Bericht­er­stat­tung der vermuteten Gefühlslage der «schweigenden Mehrheit», die unterdessen auch «Wut­bürger» genannt wird und die AfD wählt. Da braucht es keine großen Recherchen, wenn solch eine Meldung aus irgend einer Quelle aufs Redaktionstischchen flattert, das wird als volle Wahrheit gedruckt, denn der Flüchtling ist immer in einem sexuellen Notstand und nötigt daher sexuell schon von seiner Natur aus. Aber diese Geschichte kennt Ihr inzwischen ja schon.

Übrigens zweifle ich keine Sekunde daran, dass sich so ein durchschnittlicher männlicher Flücht­ling, welche unter jenen, die nicht grad aus Syrien kommen, eine substanzielle Mehrheit ausma­chen, auch in Europa gerne mal sexuell betätigen würde, und ich habe auch nicht die Absicht, einen jeden Flüchtling mit einem Heiligenschein auszustatten. Es wäre mir recht, wenn die öffentliche Diskussion auch in dieser Beziehung rational geführt werden könnte anstatt antirational. Aber sowas braucht manchmal auch seine Zeit. Jedenfalls hat sich die Bild-Zeitung entschuldigt, und prompt fielen die Popularitätswerte der AfD unter die 10-Prozent-Marke.

Aber vielleicht hat das auch mit dem Versuch von Björn Höcke zu tun, sich aus seiner Dresdener Rede hinauszustehlen, in welcher der dazu aufforderte, die deutsche Geschichte und namentlich die Hitlerei mal richtig, nämlich um 180° gewendet darzustellen. Ich habe das jämmerliche Erklärungsstück auf seiner Homepage kurz angeschaut. So einen leistet sich die AfD-Fraktion nach wie vor als Fraktionsvorsitzenden im Landestag? Das ist doch bemerkenswert.

Vielleicht ist dies auch nur eine weitere Etappe bei der Normalisierung des Nationalismus, und die eine Hälfte der AfD kann sich mindestens der bayrischen CSU anschließen. Aus neutraler Sicht kann ich den Nationalismus in keiner Form befürworten. Aber ich muss einräumen, dass mir der Internationalismus im Stil von José Manuel Barroso und Goldman Sachs unterdessen ebenso vollständig unakzeptabel erscheint.

Kommentare
28.02.2017 / 18:04 Monika, bermuda.funk - Freies Radio Rhein-Neckar
bermuda.funk
lief in sonar am 28.2.. Danke!
 
30.08.2022 / 14:32 John, Radio F.R.E.I., Erfurt
Auszug verwendet im kleinen feinen großen FRN-Quiz 2022
Danke. Hier geht's zum Beitrag: https://www.freie-radios.net/117215