Hute: Die Krachmöwe. Rissa escalans.

Die Krachmöwe besitzt ein geradezu unheimliches Talent dafür, aus jeder Art von Gegenstand die maximale Lautstärke herauszuholen. Wenn sie einen kleinen Dackel auf dem Gassispaziergang in den Sack pickt, wird der Niederlaufhund unter Garantie einen 140 Dezibel lauten Jaulton in einer Höhe produzieren, welche Scheiben bersten und Alarmsirenen losgehen lässt.
Mit einigen Drähtchen und Brettchen erzeugt sie erschreckende Klänge – immerhin hat die Krachmöwe die E-Gitarre erfunden; das sollte uns zu denken geben.
Selbst so was Harmloses wie Papier wird unter den Fittichen der Krachmöwe zur Akustik-Bombe.
Eine Krachmöwe in einem Radiostudio findet garantiert die Möglichkeit, eine dermaßen ultimative Rückkopplung zu erzeugen, dass das Funkhaus zu Staub zerfällt.
Eine Krachmöwe in einem Auto klingt wie eine achtspurige Autobahn im Vollstau mit sehr vielen, sehr wütenden Hupen-und-Kaputten-Auspuff-Besitzern.
Eine Krachmöwe mit einem Transparent geht locker bei der Polizei-Schätzung als 14.000 Leute Demo durch.
Wie der Vogel das hinbekommt, ist vollkommen unbekannt, da sich bisher kein einziger Forscher in die Nähe eines solchen Radaubruders getraut hat.
Es gibt nur einen Ort, an dem die Krachmöwe absolut lautlos ist, und das ist ihre WG mit drei anderen Krachmöwen. Wahrscheinlich liegt dem eine ähnliche biologische Hemmung zugrunde wie bei den Greifvögeln, welche direkt um ihr eigenes Nest herum keine Beutetiere jagen.
Berühmte Krachmöwen-Erfindungen sind außer der E-Gitarre: der Chinaböller, die Brötchentüte, das Hohe C, der Love-Parade-Truck, das Mückengesumm, der Rauchmelder, die Vuvuzela, das nächtliche Computertastatur-Tippgeräusch ab zwei Uhr morgens und der orkanartig laute Gangnam-Style Handyklingelton während eines klassischen Konzertes.

text hike sprecherin julia