feministischer Frauen* Streik Mobi Freiburg

ID 93192
 
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Wenn Wir streiken steht die Welt Still,

dass ist der Slogan des geplanten feministischen Frauen* Streik 2019.
Geplant ist der Streik ab dem 8. März, dem traditionellen Frauen Kampf Tag, an dem schon seit über hundert Jahren für feministische Perspektiven demonstriert und gekämpft wird.

2018 haben in Spanien tausende Frauen unter einem ähnlichen Motto gestreikt und u.a nach diesem Vorbild soll es nun 2019 in weiteren Ländern femninistische frauen Streiks geben.

Gestreikt wird u.a weil Frauen die prekären Strukturen der Arbeitswelt in besonderer Weise treffen.
Durch unentlohnte Haus- und Pflegearbeit, die viele Frauen leisten müssen tragen sie zwar den Bereich der Produktion entscheidend mit, haben aber gleichzeitig kaum mitzureden.

Frauen* und Feminist*innen betonen seit langer Zeit, dass Arbeit nicht nur die bezahlte Arbeit umfasst, sondern auch die unbezahlte Pflege-, Erziehungs- und Hausarbeit, sowie all die zahlreichen emotionalen Unterstützungsleistungen oder unsichtbaren Handgriffe in Vereinen oder Initiativen, in denen sie sich engagieren.
Ein Frauen*streik zielt deshalb nicht nur auf die Arbeit in entlohnter Form, sondern in gleichem Maße auf alle unentlohnten Bereiche ab.

Das ist so neu. Dafür müssen neue Formen und Ausdrucksweisen gefunden werden.
Das Thema politischer Streik soll daher wieder zur Debatte gemacht werden und alle Bereiche, in denen Frauen* arbeiten, bestreikt werden.
Audio
03:56 min, 5546 kB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 17.01.2019 / 17:59

Dateizugriffe: 2773

Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Frauen/Lesben, Umwelt, Arbeitswelt, Internationales, Wirtschaft/Soziales
Entstehung

AutorInnen: Max
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 17.01.2019
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Das erste bundesweite Treffen für einen Frauenstreik in Deutschland hat beschlossen:
Aufruf zum Streik!
"Wenn wir die Arbeit niederlegen, steht die Welt still."
Am 8. März ist Internationaler Frauenkampftag. Schon seit über 100 Jahren streiken, streiten und
kämpfen wir für unsere Rechte und gegen jede Unterdrückung. Über die Welt breitet sich eine
Bewegung von streikenden Frauen und Queers* aus, von Polen bis Argentinien, von New York bis
Hongkong, von Spanien über Nigeria bis Australien. Auch wir sehen Grund zum Streik und sagen:
Es reicht! Lasst uns am 8. März zusammen streiken!
Ständig werden wir diskriminiert, unterdrückt und ausgebeutet. Wir werden tagtäglich mit
verletzenden Witzen, Kommentaren, Übergriffen und körperlicher Gewalt klein gemacht. Unsere
Arbeit wird geringgeschätzt und noch immer verdienen Frauen in Deutschland im Schnitt 22%
weniger als Männer. Nicht nur das, zu Hause übernehmen wir unzählige Stunden an Erziehungs-,
Haushalts- und Pflegearbeit. Manche von uns tun dies auch schlecht bezahlt im Zuhause anderer.
Für Familie, Freund*innen, Partner*innen und Kolleg*innen leisten wir oft emotionale
Unterstützung. Im Alter kommen wir mit unserer Rente kaum oder gar nicht über die Runden. So
verschieden wir sind, wir sind alle Arbeiterinnen*, weil wir arbeiten müssen – egal ob wir mit dem
Kugelschreiber, dem Schraubenschlüssel, dem Computer oder dem Besen in der Hand arbeiten, ob
wir dafür einen Lohn bekommen oder nicht. Es wird von uns erwartet, dass wir diese Arbeit
klaglos, unbeachtet und wie selbstverständlich mit einem Lächeln erledigen. Wir lassen uns das
nicht länger gefallen! Wir streiken!
Wir wollen streiken,
... weil wir in einer Welt leben wollen, in der jede Arbeit wertgeschätzt wird.
... weil wir uns nicht länger ausbeuten lassen, weder zu Hause, noch auf der Lohnarbeit.
... weil unsere Zeit uns gehört und wir selbst bestimmen wollen, wann und wie wir arbeiten.
... weil wir das Ende des Pflegenotstands, des Mangels an kostenloser Kinderbetreuung, die
Aufwertung der Hebammen- und der Reinigungsarbeit verlangen.
... weil wir nicht länger zulassen, dass schlecht bezahlte Arbeiten auf Frauen und Queers* in
unsicheren und rechtlosen Verhältnissen abgewälzt werden.
... weil wir selbst über unsere Körper bestimmen wollen und ob und wann wir schwanger werden
oder wann wir eine ungewollte Schwangerschaft beenden.
... weil wir keine starre Einteilung in Frau und Mann brauchen, sondern eine Anerkennung und
Geschlechtergerechtigkeit für trans-Männer, -Frauen, nicht-binäre und Interpersonen.
... weil wir selbst entscheiden wollen, wen wir lieben, ob, wann und mit wem wir Sex haben.
... weil wir wollen, dass keine von uns abgewertet oder kriminalisiert wird, weil sie für Sex Geld
nimmt.
... weil wir uns nicht länger vorschreiben lassen, was oder wen wir schön finden, wie wir
auszusehen oder uns zu kleiden haben.
... weil wir so zusammenleben wollen, dass niemand behindert wird.
... weil wir nicht länger hinnehmen werden, dass Frauen und Queers* sexuelle Übergriffe erleiden
oder ermordet werden.
...
weil wir klar machen wollen, dass Gewalt nicht erst bei Schlägen anfängt, sondern bei verbalen
Verletzungen, Bevormundungen jeglicher Art oder Isolierung von der Außenwelt.
...
weil wir keinen Schutz vor Männern brauchen, sondern ein Ende jeder Gewalt. Jeder Angriff auf
eine Frau ist ein Angriff auf uns alle!
...
weil wir nicht länger hinnehmen wollen, dass Kriege täglich hunderte Menschen vertreiben und
töten, vor allem im globalen Süden. Die deutsche Regierung, die Bundeswehr, sowie die Deutsche
Wirtschaft mischen dabei vor allem mit Rüstungsexporten ordentlich mit.
... weil es nicht sein darf, dass Menschen im Mittelmeer ertrinken und die, die es nach Deutschland
schaffen, entrechtet, ausgegrenzt und angegriffen werden.
... weil wir uns gegen Lagerunterbringung, Abschiebungen und Behördenschikanen einsetzen.
... weil wir alle das gleiche Recht auf Gesundheitsversorgung, Bildung und Wohnraum haben.
...
weil wir nicht länger zusehen, wenn
weltweit die Natur derart zerstört wird, dass es unser aller
Leben gefährdet. Deutsche Unternehmen sind verantwortlich für die Ausbeutung der natürlichen
Ressourcen in vielen Teilen der Welt. Der Frauen*streik ist auch ein Streik für die Erhaltung der
Umwelt und die nachhaltige Nutzung von natürlichen Ressourcen für alle!
...
weil wir uns
gegen rechte Politik und den Aufstieg rechter Parteien und Bewegungen stellen.
... weil wir uns gegen Gesetze wehren, die uns ungleich machen, trennen und kriminalisieren.
... weil wir nicht länger in Frauen und Queers* mit oder ohne deutschen Pass, in Migrantinnen*
und Deutsche, spalten und gegeneinander ausspielen lassen.
Wir bestreiken am 8. März unwürdige Zustände, indem wir
... nicht zur Arbeit gehen.
... die Hausarbeit liegen lassen.
... andere nicht umsorgen und nicht für alle mitdenken.
... nicht zur Schule, Berufsschule oder Hochschule gehen.
... uns versammeln, austauschen und Pläne für unsere Zukunft schmieden.
... solidarisch mit allen streikenden Menschen sind.
Wir werden uns gegenseitig dabei unterstützen, dass wir alle an diesem globalen Streik teilnehmen
können. Unsere Aktionen sind vielfältig! Redet mit euren Kolleg*innen, Freund*innen,
Nachbar*innen, Müttern, Großmüttern, Tanten und Schwestern! Werdet gemeinsam aktiv!
Sammelt Euch, lernt einander kennen, hört einander zu! Lasst uns Streik-Komitees an allen Orten
gründen! Dies ist der Beginn einer wachsenden Bewegung!
Wir sind
... viele sehr unterschiedliche Frauen und Queers* aus verschiedenen Kontexten. Wir haben
unterschiedliche soziale und kulturelle Erfahrungen. Wir haben vielfältige Körper, Fähigkeiten und
Lebensgeschichten. Manche von uns leben hier schon lange, manche von uns sind vor kurzem
angekommen. Manche von uns gehen zur Schule oder sind in der Ausbildung, manche von uns
sind von Hartz IV betroffen, manche von uns beziehen Sozialleistungen oder Rente, manche von
uns erhalten gar nichts und viele arbeiten in verschiedenen Berufen. Was uns vereint ist die Kraft
unsere entlohnte und nicht-entlohnte Arbeit niederzulegen!
Frauen und Queers* auf der ganzen Welt rufen: Wir streiken!
Schließ Dich an!
____________
* Das Sternchen soll verdeutlichen, dass es sich bei Geschlecht um ein Spektrum vielfältigster
Geschlechtsidentitäten, Körperlichkeiten und Ausrucksweisen handelt. Wenn also von »Frauen*«
die Rede ist, sind nicht nur cis-Frauen gemeint, also Frauen, bei denen Geschlechtsidentität und bei
der Geburt zugewiesenes Geschlecht übereinstimmen. Das Sternchen dient der Inklusion diverser
Geschlechtsidentitäten, welche jedoch als »Frauen« behandelt

Kommentare
18.01.2019 / 13:24 Tagesredaktion, free FM, Ulm
wird gesendet
Träumchen! Danke dafür. Kommt um ca. 13:30 Uhr