„Corona und kein Ende - Was nun?“ Vortrag von Winfried Wolf

ID 112775
Vortrag von Winfried Wolf (Hauptteil)
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Virtueller Infoabend mit Winfried Wolf - „Corona und kein Ende - Was nun?“ - FR, 10.12.21, 19 Uhr
1.Teil Vortrag - 2.Teil der Antworten in der Diskussion

Derzeit werden weltweit offiziell rund 5,2 Millionen und in Deutschland rund 101.000 Corona-Tote gezählt. Tendenz stark steigend. Wahrscheinlich liegen die Zahlen viel höher. Zudem ist die Omikron-Variante des Virus eine neue Bedrohung.

Am 27. Januar 2020 ist bei der Firma Webasto die erste COVID-19-Infektion in Deutschland festgestellt worden. Dieser Weckruf verhallte ungehört.

Das reiche Deutschland kann bisher lediglich eine Quote von 144.616 Impfdosen pro 100.000 Personen aufweisen. Im Vergleich dazu das arme Kuba – der globale Spitzenreiter: 246,864 pro 100.000 Personen. Das ist das 1,7 fache! (Alle Zahlen laut Johns Hopkins Coronavirus Ressource Center vom 27.11.2021.)

Einerseits ist die Armut von vielen – vor allem von Frauen – stark angestiegen. Andererseits gibt es die hemmungslose Bereicherung einer kleinen Minderheit.

Nicht zuletzt aus diesen Gründen ist die offizielle „Corona -Politik“ gescheitert. Es ist mittlerweile 13 Uhr und nicht „halb eins“!

Eine wesentliche Ursache für dieses Versagen ist im Fehlen einer systematischen und durchdachten Bekämpfung der Pandemie zu finden. Ein weiterer Grund liegt in der fortgesetzten, politisch gewollten massiven Schwächung der öffentlichen Gesundheitssysteme.

Hinzu kommt, dass die Arbeitswelt von Firmenleitungen zunehmend als rechtsfreier Raum verstanden wird. Gesetzliche Vorschriften zum Gesundheits- und Infektionsschutz am Arbeitsplatz werden meist missachtet.

Warum sind andere Staaten so viel erfolgreicher beim Zurückdrängen der Pandemie? Und ist es nicht höchste Zeit für einen solidarischen Lockdown, der die Schwachen schützt?

Über diese und andere Fragen wollen wir mit dem Autor und Aktivisten Winfried Wolf sprechen. Er ist einer der Initiatoren des Aufrufs #ZeroCovid und fordert Solidarität in Zeiten der Pandemie.
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33:27 min, 13 MB, mp3
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Upload vom 10.12.2021 / 23:37

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Klassifizierung

Beitragsart: Reportage
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Internationales, SeniorInnen, Arbeitswelt, Kinder, Umwelt, Jugend, Kultur, Politik/Info
Serie: Grenzenlos
Entstehung

AutorInnen: Reinhard
Radio: bermuda, Mannheim im www
Produktionsdatum: 10.12.2021
Folgender Teil steht als Podcast nicht zur Verfügung
Teil der Antworten von ihm in der Diskussion
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Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Inhaltsverzeichnis Lunapark21 Heft 56 “Profit oder Klima”
(Das Printheft erscheint Mitte Dezember)
u.a.:

globaler lunapark
6 Meldungen aus dem Alltag des systematischen Wahnsinns

quartalslüge IV/MMXXI
8 „Eine vierte Welle? Wir haben uns halt geirrt!“

10 kolumne winfried wolf: Das Totalversagen der Pandemiepolitik & ihre Ursachen


„Eine vierte Welle? Wir haben uns halt geirrt!“

"Vierte Welle? Ausrufung der „epi-
demischen Notlage“ im Bundesland
Sachsen bei einer Inzidenz von
1429, wie am 6. Dezember erfolgt?
Die Verantwortlichen in Politik und
Medien bemühen sich derzeit erst gar
nicht zu behaupten, dass das alles
völlig unvorhersehbar gewesen sei.
Sie behaupten vielmehr: Wir haben
uns eben geirrt! Und irren ist doch
menschlich! Im Übrigen, so diese Her-
ren und Damen, waren wir mit ande-
rem beschäftigt – mit Wahlkampf und
mit dem Die-Neue-Regierung-Bilden.

In Wirklichkeit ist das eine Quartalslü-
ge. Die Verantwortlichen haben sehr
wohl gewusst, wohin die pandemi-
sche Reise geht. Sie hatten ihre Profis,
darunter das Robert Koch-Institut,
zur Seite. Doch sie entschieden sich
dafür, nicht diejenigen Maßnahmen zu
ergreifen, die nachweislich die Zuspit-
zung der vierten Welle verhindert
hätten. Sie unterstellten dabei
einerseits, dass sie, wenn sie einem
großen Teil der Bevölkerung ihre
„Freiheiten zurückgeben“, auf die-
se Weise ihre konjunkturellen Ziele
– nicht zuletzt am Wahltag – errei-
chen. Andererseits setzten sie dar-
auf, dass die Menschen vergesslich
sind und in drei oder vier Monaten
nicht mehr so genau wissen, was
im Sommer vorgeschlagen wurde
zu unternehmen, um eine neue
vierte Welle auszubremsen.

Tatsächlich sind die Politiker und
Politikerinnen von CDU/CSU, SPD, FDP
und Grünen verantwortlich für den
Tod von mehreren Tausend Menschen.
Was zu belegen ist.

Doch zunächst zu unserer Grafik.
Die ADJEKTIV Linie bildet die Inzidenz
ab, die Zahl der bestätigten, neuen
Corona-Fälle im Sieben-Tages-Durch-
schnitt. Die ADJEKTIV Linie bildet die
Zahl der Menschen ab, die seit Be-
ginn der Pandemie „an und mit dem
Corona-Virus“ starben. Die Skala links
gibt die Inzidenz an, rechts stehen die
Zahlen der Corona-Toten. Die waag-
rechte Achse bildet den Zeitstrahl von
Februar 2020 bis Anfang Dezember
2021.
Die hellbraune Linie bildet die je-
weils täglichen neuen Fälle ab, wohin-
gegen die schwarze die Corona-Toten
in Addition wiedergibt. Polemisch
gesagt ist die obere Line Ausdruck des
Corona-Leichenbergs, der sich in den
letzten 22 Monaten auftürmte.

Die ersten Lockdown-Maßnahmen
im Frühjahr 2020 führten erkennbar
dazu, dass die Zahl der Corona-Toten
bis Anfang September desselben Jah-
res weitgehend stabil blieb. Nachdem
diese Maßnahmen Anfang Mai 2020
aufgehoben wurden, stieg die Zahl
der Corona-Toten – zeitlich verzögert
– steil an. Die neuen Lockdown-Maß-
nahmen, die Ende 2020 wirksam wur-
den, und die bis März 2021 Gültigkeit
hatten, bremsten – zusammen mit der
warmen Jahreszeit – dann erneut den
Anstieg der Corona-Toten-Zahlen ab.
In der Zeit des Bundestagswahlkampfs
war auf diese Weise die Pandemie
kaum mehr ein Thema. Dabei verhieß
der erneute Anstieg der Inzidenz ab
Juli 2021 und vor allem ab Mitte Sep-
tember, dass es bald zu einem deut-
lichen Anstieg der Corona-Toten pro
Tag und damit zu einem schnelleren
Ansteigen der Summe der Corona-
Toten kommen würde.

Es gab im Sommer Dutzende seriöse
Menschen mit Kompetenz, die vor
einem Desaster im Herbst und zu
Jahresende 2021 warnten. Anfang Juli
erklärte vor dem Hintergrund der Ver-
breitung der Delta-Variante des Virus
Andreas Peichl, Leiter des Zentrums für
Makroökonomie und Befragungen am
Münchner Ifo-Institut: „Wir sind dabei,
denselben Fehler wie im letzten Jahr
zu machen.“ Ende Juli 2021 warnte die
Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung
für Intensiv- und Notfallmedizin davor,
dass die Kurve der Corona-Patienten
auf Intensivstationen wieder deutlich
nach oben weise und die Gefahr einer
neuerlichen Überlastung der Kliniken
drohe. Zum selben Zeitpunkt, als sich
abzeichnete, dass die Impfquote zu
langsam ansteigt, schrieb Karl Lauter-
bach, SPD: „100.000 Fälle am Tag, wie
zum Teil prognostiziert, wären eine
Katastrophe. Wir werden Einschrän-
kungen beschließen müssen, wahr-
scheinlich vor der Bundestagswahl“.

Die Verantwortlichen schlugen
alle Warnungen in den Wind. Im Juni
beschlossen die Gesundheitsminister
aller Bundesländer, die Impfzentren ab
Ende September zu schließen unter
der an Orwell erinnernden
Sprachregelung: „Neuaus-
richtung der Impfstrate-
gie“. So geschah es. Im
Wahlkampf versprachen
die Spitzenleute aller
Parteien, dass es keinen
weiteren Lockdown geben
werde. Während die Ampel
an ihrem Koalitionsvertrag
letzte Hand anlegte, rief am
23. November die scheidende
Bundeskanzlerin in einer Rückbe-
sinnung auf ihre Verantwortung
die Führungen von SPD, Grünen
und FDP zu sich ins Kanzleramt und
forderte einen sofortigen erneuten
Lockdown. Die Ampel lehnte ab.

Scholz, Habeck und Lindner wollten
sich die Show bei der Vorstellung des
Koalitionsvertrags nicht stehlen lassen.

Zwei Tage später wurde im Bundestag
und im Bundesrat – auf Antrag der
Ampel-Parteien – sogar das „Ende der
epidemischen Lage von nationaler
Tragweite“ beschlossen. Der Hinweis
aus dem neuen Regie-rungsla-
ger, nunmehr hätten
die Länder mehr Kompeten-
zen, ist unseriös. Zunächst, weil das
gesendete Signal ein völlig falsches ist.
Sodann erwies sich in den vergange-
nen eineinhalb Jahren als ein Grund-
übel, dass die Pandemie nicht einheit-
lich bekämpft wird.

Die Pandemie kostete allein in
Deutschland bislang (Stand 6. De-
zember 2021) 104.000 Menschen das
Leben. Das sind 20 Mal so viel wie es
im selben Zeitraum Straßenverkehrs-
tote gab. Es sei in diesem Zusammen-
hang daran erinnert: Am Beginn der
Pandemie, als es erst wenige hundert
Pandemie-Opfer gab, argumentierten
Corona-Leugner zynisch: „Aber was
ist mit den Straßenverkehrstoten?“

Im Zeitraum zwischen der Bundes-
tagswahl vom 26. September bis zur
Ernennung der Bundesregierung
am 7. Dezember gab es praktisch keine wirksame
Politik gegen die schnell an-
steigende Inzidenz. Am 26.
September wurden 94.303 Corona-
Tote gezählt. Am 6. Dezember
sind es mit 104.200 ziemlich exakt
10.000 Corona-Tote mehr. Tausende
von diesen Menschenleben hätten
gerettet werden können. Die Ver-
antwortung dafür, dass dies nicht
geschah, liegt beim Spitzenpersonal
von CDU/CSU, SPD, Grünen und FDP. "

Kommentare
13.12.2021 / 18:07 Monika, bermuda.funk - Freies Radio Rhein-Neckar
in sonar
am 13.12.. Vielen Dank! Soundqualität leider äußerst Bescheiden.